Mathias Döpfner über die Zeitungskrise:Vor einer Renaissance der Inhalte

Mathias Döpfner

Springer-Vorstandschef Mathias Döpfner: "Die technologiebetrunkene Anfangsphase der digitalen Revolution endet langsam."

(Foto: dpa)

Schon als 14-Jähriger hat Mathias Döpfner Bombenrenditen durch unternehmerisches Handeln erwirtschaftet, zumindest für seine damaligen Verhältnisse. Bei Axel Springer sind ihm ebenfalls Rekordergebnisse geglückt, doch die Zeitungskrise erschwert dem Vorstandschef nun das Geschäft. Ein Gespräch über Wachstum im Digitalen, Paywalls und das Silicon Valley.

Von Caspar Busse und Claudia Fromme

Seit Friede Springer ihm weitere Aktien ihres Verlages geschenkt hat, fühlt sich Mathias Döpfner mehr denn je als echter Unternehmer - "mit allen Chancen und Risiken", wie er sagt.

Das Gefühl kennt der Vorstandsvorsitzende von Axel Springer aus seiner Kindheit. Schon als 14-Jähriger hat er einen mobilen Hundescher- und Waschservice in Offenbach gegründet, erinnert sich Döpfner im Interview mit der Süddeutschen Zeitung. "Wir sind zu den Leuten nach Hause gegangen und haben deren Hunde in der Badewanne gewaschen." Die ein oder andere Mark sei da zusammengekommen: "Für meine damaligen Verhältnisse war das eine Bombenrendite."

Eine schöne Erinnerung, vor allem heute, da die Bombenrenditen aus dem Printgeschäft mit den Springer-Zeitungen ebenfalls der Vergangenheit angehören.

Wachstum gebe es nur noch im Digitalen, sagt Döpfner. Deshalb muss auch beim Flaggschiff Bild gekürzt werden, es sollten laut Döpfner mindestens 20 Millionen Euro eingespart werden. Wie viele Jobs dabei gestrichen werden, sei noch offen.

Döpfner: "Bei allem Optimismus und aller Freude über sieben Jahre Rekordergebnisse bei Springer müssen wir zur Kenntnis nehmen, dass auch Bild sich dem strukturellen Medienwandel nicht entziehen kann. Auflage und Anzeigen der Printausgabe sind im hohen einstelligen Prozentbereich rückläufig. Darauf nicht zu reagieren, wäre fahrlässig."

Produktionsbüros in anderen Zeitzonen

Die Zukunft dagegen heißt Online und darum werde Springer auch 24-Stunden lang arbeitende Redaktionen einführen, erklärt der Verlagschef. Welt und Bild planen Produktionsbüros in Städten wie Los Angeles und Sidney in anderen Zeitzonen einzurichten. "Dort arbeiten die Kollegen tagsüber im deutschen Nachtdienst", erklärt Döpfner.

Ohnehin gehe er davon aus, dass Inhalten im Internet wieder mehr Bedeutung zukommen werde. "Ich bin mir sicher, dass wir vor einer Renaissance der Inhalte stehen. Die technologiebetrunkene Anfangsphase der digitalen Revolution endet langsam. Auch der perfekteste Algorithmus mit Emotionszufallsgenerator nützt nichts, wenn ich irgendwann keine Inhalte mehr habe, die die Menschen wirklich interessieren."

Deshalb sieht Döpfner auch Chancen für Paywalls im Netz. "Wir sind mit dem Start bei der Welt sehr zufrieden. Inzwischen schließen wir pro Tag im Durchschnitt mehr digitale Abos als Print-Abos ab", sagt er. Die Entwicklung sei bisher "sehr ermutigend und erfreulich" und übertreffe die Erwartungen. Auch BildPlus, der kostenpflichtigeTeil der Bild-Webseite, sei im Internet gut gestartet.

Seit 1988 immer wieder im Silicon Valley

"Schon jetzt stelle ich fest, dass unsere Bezahlangebote ein stimulierendes Element für die Redaktion sind", sagt er. Das fördere die journalistische Qualität bei Springer.

Ende vergangenen Jahres hatte der Verlag Nachrichten der Springer-Zeitung Welt im Netz zum Teil kostenpflichtig gemacht, vor einigen Wochen ist dann auch BildPlus gestartet. Für konkrete Zahlen sei es noch zu früh, sagt Döpfner.

Was in der Printwelt die Kaffeemaschine für Abonnenten gewesen sei, sei beim Digitalabo ein Rabatt beim Tablet. "Wir müssen herausfinden, wer am Inhalt und wer lediglich am iPad interessiert ist," sagte der Vorstandsvorsitzende. Es sei aber wichtig, dass auch im Internet bezahlt werde. Döpfner fordert einen Journalismus, "der eben nicht nur von Anzeigen abhängt, sondern eine zweite Erlösquelle hat." Er fügte an: "Ich möchte nicht von Coca-Cola über die Vorzüge von Coca-Cola informiert werden."

Den Vorwurf, die Exkursion Kai Diekmanns ins Silicon Valley sei allein eine PR-Aktion gewesen, weist Döpfner zurück. Es sei darum gegangen, "sich zu vernetzen und interessante Geschäftsideen mitzubringen", um bei Springer den "Kulturwandel" voranzubringen.

Er selbst habe nicht so viel Neues dort gelernt: "Für mich gab es da keine Schockerkenntnisse", kommentiert Döpfner seine Besuche in Palo Alto, er sei seit 1988 immer wieder im Silicon Valley gewesen. Inzwischen sei es aber so, dass in Kalifornien junge Gründer ihre Koffer für Berlin packten. Das zeige, dass sich hierzulande etwas ändere. An Gründergeist habe es lang in Deutschland gefehlt.

Das ausführliche Gespräch mit Mathias Döpfner lesen Sie in der Wochenendausgabe der Süddeutschen Zeitung vom 29.6.2013.

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