Marihuana-Redakteur für die "Denver Post":Neuer Stoff aus Colorado

Einen Redakteur für Haschisch-Themen suchte die "Denver Post" und fand einen ehemaligen Rockkonzertspezialisten in den eigenen Reihen. So will sich die Zeitung für eine neue Ära wappnen.

Von Viola Schenz

Es war wohl mit die kurioseste Stellenausschreibung, die die Zeitungswelt zu bieten hat: Die Denver Post, die führende Zeitung im US-Bundesstaat Colorado, suchte Ende November einen Redakteur für, ja, für Haschisch-Themen. Sie wurde schnell fündig, hausintern, und zwar, um allen Klischees gerecht zu werden, beim langjährigen Musikredakteur und Rockkonzertspezialisten.

Der Kollege mit dem melodischen Namen Ricardo Baca wird also von 1. Januar an über Marihuana berichten. Warum? Weil die Einwohner von Colorado vor einem Jahr dafür stimmten, den Genuss von Marihuana in ihrem Staat zu legalisieren. Einen ähnlich liberalen Umgang pflegt innerhalb der USA nur der Staat Washington an der Pazifikküste. Auch dort kann sich, wer älter als 21 ist, vom Jahreswechsel an ohne Sanktionen an der Pflanze berauschen.

Von Treibhausanbau bis zum Hausfrauenjoint

Mehr als 700 Pot-Shops gibt es bereits in Colorado, und da beim Verkauf zehn Prozent Steuern fällig werden, hofft man auf einen Wirtschaftsaufschwung. "Diese Industrie wird sicherlich Jobs generieren", sagte Gouverneur John Hickenlooper bei der Unterzeichnung des Gesetzes.

Über diese Industrie soll Ricardo Baca künftig berichten. Man wolle, heißt es bei der Denver Post, alle Aspekte behandeln - vom Treibhausanbau bis zum Hausfrauenjoint. Der frisch berufene Cannabis-Experte ist aber erst mal damit beschäftigt, die vielen Leseranfragen ("Suchen Sie einen Assistenten?") zu beantworten. Ja, er habe so seine Erfahrungen mit dem Stoff gesammelt im Laufe seiner Rockmusikredakteursjahre, und nein, er sei nie ein "full-on stoner" gewesen. Nachrichten-Chef Kevin Dale jedenfalls prophezeit leicht nebulös: "Wir werden einigen Spaß haben."

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