Margarita Broich im "Tatort":Frankfurter Rückzieher

Margarita Broich

Wird im Frankfurter Tatort nicht Selma Jacobi heißen: Margarita Broich.

(Foto: dpa)

Die neue "Tatort"-Ermittlerin in Frankfurt, gespielt von Margarita Broich, sollte nach einem Holocaust-Opfer benannt werden. Nach einigen Irritationen rudert man beim Hessischen Rundfunk nun zurück.

Von Katharina Riehl

Bei manchen spontanen Ideen lohnt der zweite Blick, und beim Hessischen Rundfunk dürfte es jetzt ungefähr der 27. Blick gewesen sein, mit dem die Idee für doch nicht ganz so brillant befunden wurde.

Die Idee ging so: Die Ermittlerin im neuen Tatort des HR, gespielt von Margarita Broich, sollte den Namen eines Holocaust-Opfers tragen. Ein Stolperstein zum Gedenken an Selma Jacobi in der Nähe ihrer Wohnung hatte Broich auf die Idee gebracht, der von den Nazis ermordeten Frau dieses Denkmal zu setzen; beim HR fand man den Vorschlag gut. Als es Kritik gab, etwa von der jüdischen Gemeinde in Berlin (später griff noch der ehemalige Kulturstaatsminister Michael Naumann den HR an), erklärte Fernsehspielchefin Liane Jessen, sie wäre glücklich in ihrem Grab, "wenn auf diese Arte und Weise an mich erinnert würde".

Im Sinne der Weiterentwicklung

So weit, so irre, doch an diesem Montag gab der HR bekannt, auf den Rollennamen Selma Jacobi zu verzichten - obwohl deren Ur-Enkel am Wochenende sein Einverständnis gegeben habe. Den tatsächlich sehr freundlichen Brief jenes Nachfahren hängte die Pressestelle gleich mit an die Mail.

Schauspielerin und Fernsehspielchefin entschuldigten sich beide dafür, Gefühle verletzt zu haben. Und Liane Jessen erklärte noch: "Die Rolle wäre immer mit dem Holocaust-Opfer Selma Jacobi in Verbindung gebracht worden. Eine freie Weiterentwicklung der Figur wäre unter diesem Aspekt nicht mehr möglich". Und das kann ja nun wirklich keiner wollen.

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