Liebe im Fernsehen:Herzschrittmacher

Liebe im Fernsehen: Astrid, Rolf und ein Schwan auf dem Weg ins Glück.

Astrid, Rolf und ein Schwan auf dem Weg ins Glück.

(Foto: SAT1)

In der neuen Kuppelshow "Hotel Herzklopfen" schickt Sat1 Rentner in die Schweizer Alpen, auf dass sie sich dort näherkommen und sich noch einmal verlieben mögen.

Von David Denk

Ob außer dem eigenen Ego irgendwem damit gedient ist, dem Gemeinwohl gar, wenn ein Mann über 80 noch für die FDP in den Landtag will, darüber lässt sich streiten. Doch klar ist auch: Die Zeiten, in denen man jenseits der Rentengrenze schon mit einem Bein im Jenseits stand, sind lange vorbei. Da muss man sich nur mal die 24 vitalen, vergnügten, heterosexuellen Senioren angucken, die Sat 1 für sein neues Dating-Format Hotel Herzklopfen gecastet und in die Schweizer Alpen geschickt hat, um sich dort näher zu kommen und vielleicht sogar noch einmal zu verlieben. "Das Leben ist doch noch nicht zu Ende, nur weil ich 75 Jahre alt bin", bringt Astrid, geschieden, diese Einstellung auf den Punkt.

Vom "größten Abenteuer ihres Lebens" spricht Lutz van der Horst, ja, der Politikerschreck aus der Heute-Show mit der Igelfrisur - womit angesichts der versammelten Lebens- und auch Leidenserfahrung schon mal deutlich wird, dass man auf das Geplapper des Moderatorentrios, zu dem auch noch die Youtuberin Sarah Mangione und Daniel Boschmann gehören, besser nicht allzu viel geben sollte. Dessen ostentativ schlecht gespieltes Gewitzel (van der Horst: "Als ausgesprochener Schweiz-Kenner wusste ich, dass es hier viele Berge gibt" - Boschmann: Ja, ohne dich wären wir wirklich aufgeschmissen") nervt auf Anhieb.

Und trotzdem wird man schnell mit dem Format versöhnt, weil es, anders als etwa die abgesetzte Dicken-Kuppelshow Schwer verliebt, der Versuchung widersteht, Protagonisten vorzuführen. So komisch das in diesem Genre klingen mag: Hotel Herzklopfen geht respektvoll mit den Kandidaten, ihren Sehnsüchten und Schicksalen um. Da wäre etwa Ingrid, 73, geschieden, für die das anfängliche Kribbeln "ja quasi ein Strohfeuer" ist. "Aber was jetzt im Alter viel wichtiger ist: sich zu Hause fühlen, angekommen sein. Das wäre noch mal mein größter Wunsch." Oder Rolf, 72, Witwer, der in jungen Jahren Zeuge des Unfalltods seiner Frau wurde. Als er das erzählt, ihm die Tränen kommen, weicht die Kamera diskret zurück.

Am Ende der ersten Folge dürfen Astrid und Rolf, die den jeweils anderen zu ihrem Favoriten erwählt haben, ohne Kameras in einem Chalet übernachten. Dass sie per Tretboot in Schwanenform dorthinstrampeln müssen, in den Händen pinke Schirme gegen den Regen - geschenkt. Dafür ist es viel zu rührend, wenn Rolf am nächsten Morgen von einem "sehr angenehmen Gefühl" spricht, "was ich für Astrid empfinde". Übereilen wolle er aber nichts. So sieht Astrid das auch: "Man kann alles locker angehen lassen." Um auch dem Publikum mehr Zeit zum Kennenlernen zu geben, zeigt Sat 1 Hotel Herzklopfen in Doppelfolgen.

Hotel Herzklopfen, Sat 1, sonntags, 17.55 Uhr.

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