Im Leben wie im Fernsehen ist es so, dass die schöneren Dinge oft unter Ausschluss einer breiten Öffentlichkeit passieren. Die Gesprächssendung Schulz & Böhmermann bei ZDF Neo erreichte zuletzt nicht einmal mehr eine schmale Öffentlichkeit. Das ZDF setzte sie deswegen ab. Das war branchenlogisch, aber was heißt das schon? Der 1. FC Köln hat gerade auch sehr branchenlogisch seinen Trainer gefeuert. Hauptsache absetzen, Hauptsache reagieren, irgendein Ersatz hat sich gefunden. Die einen wiederholen den Bergdoktor, die anderen rufen Peter Neururer an, es muss ja irgendwie weitergehen.
Am Sonntag jedenfalls lief nach fast zwei Jahren die letzte Ausgabe von Schulz & Böhmermann. Es wurde über das Pinkelnmüssen auf Rockstarbühnen gesprochen und über Sexpolizisten. Aber auch: über Demokratie, Debattenkultur, Religionsfreiheit. Dazu gab es Labskaus für alle. Die Sendung war interessant und durcheinander und anstrengend, alles wie immer. Sie hört nun auf, das muss einen wegen Böhmermann und Schulz nicht schmerzen. Die moderieren und sabotieren einander weiter wöchentlich bei Radio Spotify. Schmerzen darf einen das Ende vornehmlich, weil mit der Sendung auch die präzisen und lustigen und haltungsgeraden Sätze Sibylle Bergs verloren gehen. Die von Berg getexteten Einspieler waren oft herausragende Fernsehliteratur.
Im Vorspann der letzten Sendung erzählte sie noch einmal vom Leben, vielleicht auch vom Fernsehen. Man glaube jedenfalls manchmal, die Welt retten zu müssen, dann aber sitze man doch wieder nur an einem hässlichen Eichentisch, "der gehört Großmutter, die ist auch da und schon länger tot".