Letzte Raab-Sendung:Bällchensieger

Es war ein TV-Abschied auf Raten, aber beim wirklich letzten Auftritt mit "Schlag den Raab" hat sich Stefan Raab an nun diesem Samstagabend so vielen Spiele-Gegnern gestellt wie noch nie zuvor. Mit kuriosen Folgen für die Sendung.

Von David Denk

Alles muss raus. Es ist die meistbeachtete Geschäftsauflösung im deutschen Fernsehen seit Wetten, dass . . .? Und weil der Chef gleich mit in den Ruhestand geht, hat Stefan Raab sich für den Räumungsverkauf etwas Besonderes ausgedacht: In der 55. und letzten Ausgabe von Schlag den Raab, die seinen Abschied auf Raten abgeschlossen hat, ist am Samstag nicht ein vom TV-Publikum bestimmter Kandidat in maximal 15 Disziplinen gegen Raab angetreten, sondern in jeder ein anderer - von Spielleiter Steven Gätjen aus dem Studiopublikum ausgewählt. So häufig waren noch nie Tontechniker beim Verkabeln zu sehen.

Nach einem knapp sechsstündigen Spieleabend, den fast vier Millionen Zuschauer sahen, hat der 24-jährige Hendrik aus Voerde eine Million Euro gewonnen und wird davon wohl seinem Schützenverein einen Auftritt des Ballermann-Sängers Mickie Krause spendieren. Weil es ihm beim "Klackern" als einzigem der Spiele-Gewinner gelang, das hochkatapultierte Bällchen wieder aufzufangen, kamen zu seinen 100 000 Euro Gewinn noch 900 000 im Jackpot verbliebenen Euro von ursprünglich 1,5 Millionen. Auch am Ende seiner TV-Karriere hat Raab also keine Geschenke verteilt, sondern das Preisgeld wie immer verteidigt, als wäre es sein eigenes.

Die Kandidaten kamen und gingen - Raab blieb und zeigte noch mal, wie überdurchschnittlich vielseitig halbbegabt er ist. Oder wie es der spöttische Kommentator Frank "Buschi" Buschmann formulierte: "Das Faszinosum Stefan Raab: Eigentlich kann er's nicht, aber es funktioniert." Der an Verbissenheit grenzende Ehrgeiz Raabs hat auch das irrwitzige Marathon-Format gerechtfertigt, dieses fürs lineare Fernsehen ungewöhnliche Binge Watching. Auch wenn man als Zuschauer feststellen musste, dass bei der 15-Kandidaten-Show die sonst übliche Identifikation mit den Teilnehmern nicht gelang - und die Sendung damit viel an Reiz verlor.

Mehr noch als das Fernsehen ist die Musik das Medium des Stefan Raab, der sich folglich singend verabschiedete. Typisch Raab: nicht mies, aber auch nicht zum Niederknien gut. "Ich hoffe, Sie hatten ein wenig Spaß", sagte er. Und schritt an seinen Mitarbeitern vorbei, von denen ihn manche trotz Kündigung noch umarmen wollten, in Richtung Freiheit.

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