Letzte Folge "Verbotene Liebe":"Für einen Sunnyboy bin ich zu alt"

Verbotene Liebe ARD Jan Brandner Andreas Brucker Valerie Niehaus Julia von Anstetten

Wahre, aber verbotene Liebe: Valerie Niehaus und Andreas Brucker als Jan Brandner und Julia von Anstetten.

(Foto: ARD/Robert Mayer)

Andreas Brucker verhalf als Jan "Verbotene Liebe" vor 20 Jahren zum Erfolg. Der Schauspieler über frühen Ruhm und späte Reue.

Von Carolin Gasteiger

In offener Jeansjacke, mit Tollenfrisur und Tribal Tattoo schmachtete Andreas Brucker als Jan Brandner in Verbotene Liebe seine große Liebe Julia an. Und wurde dadurch in den Neunzigern zum Teenieschwarm. An diesem Freitagabend läuft die letzte Folge der Daily Soap.

SZ.de: Sie waren als Jan Brandner sozusagen der Mann der ersten Stunde bei Verbotene Liebe. Immer noch, 18 Jahre nachdem Sie ausgestiegen sind, kennen viele Menschen das Geschwisterpärchen Jan und Julia. Was bedeutet Ihnen die Serie?

Andreas Brucker: Damals war das eine tolle Sache - und ein ungeheurer Hype. Vor allem die Erfahrungen abseits vom Set waren interessant, aber auch merkwürdig.

Wieso denn merkwürdig?

Diese plötzliche Popularität. Viele Zuschauer begleitete Verbotene Liebe durch eine Phase, in der sie gereift und groß geworden sind. Einmal war ich mit meinem Hund in Köln unterwegs und wollte zur Bank. Auf einmal liefen Horden von Schulklassen hinter mir her, sodass der Sicherheitsbeamte der Bank die ganze Filiale abriegeln musste. Das war schon unglaublich. Manche haben an der Uni sogar Hausarbeiten über Massenphänomene wie VL geschrieben - und das war es ja zweifelsohne.

Sind Sie stolz, ein Teil davon gewesen zu sein?

Nein, so würde ich das nicht sagen. Julia und Jan waren eben als verliebtes Geschwisterpärchen untrennbar mit dem Titel der Serie verbunden. Aber jeder Schauspieler hätte als Jan Brandner diesen Schub an Popularität bekommen. Die Fans begeistern sich ja für die Figur und nicht für Andreas Brucker als Person.

Klingt nicht gerade begeistert.

Es war einerseits eine schöne Erfahrung und das Drehen war sehr familiär, ein tolles Team. Und damals haben die öffentlich-rechtlichen Sender mehr experimentiert und wollten sich, was Geschichten und Besetzung betrifft, noch bewusst von den Privaten unterscheiden. Dieser Unterschied fürchte ich, verwischt zunehmend.

Würden Sie im Nachhinein jemandem empfehlen, bei einer Daily Soap einzusteigen?

Wenn sich jemand als Schauspieler entwickeln und nicht nur Fernsehstar werden will, dann ist das nicht unbedingt der richtige Weg. Man sammelt zwar ungeheuer viel Erfahrung und das auch schnell. Aber für Interpretation, Details oder Inszenierung durch die Regisseure bleibt kaum Zeit. Wer als junger Schauspieler das ganze Repertoire erlernen will, dem würde ich davon abraten. Zudem ist das Schubladendenken hier unglaublich stark ausgeprägt und man wird auf die eine Rolle festgelegt.

Verbotene Liebe ARD Jan Brandner Andreas Brucker Valerie Niehaus Julia von Anstetten

Von der plötzlichen Popularität wurde Brucker überrascht, erzählt er. Aber er hat sich auch darüber gewundert.

(Foto: ARD/Steven Power)

Sie haben schon während Ihrer Zeit bei Verbotene Liebe an den Hamburger Kammerspielen Theater gespielt. Eine bewusste Entscheidung?

Viele meiner Kollegen wurden auf der Straße gecastet oder von Modelagenturen entdeckt, das sagt wenig aus über schauspielerische Qualität. Als junger Kerl hat mich das einfach gestört, mit anderen Soapdarstellern in einen Topf geworfen zu werden. Deshalb wollte ich ganz bewusst gegen den Strom schwimmen. Aber das hat sehr viel Kraft gekostet.

Sie galten als Sunnyboy und Frauenschwarm. Hat Sie das nicht genervt?

Nein. Wen das nervt, der hat den falschen Beruf gewählt. Wir leben doch von unserem Wiedererkennungswert und davon, dass die Leute uns mögen. Wie kann man sie denn dann vor den Kopf stoßen, wenn sie einen darauf ansprechen? Außerdem sahen ja viele in mir Jan Brandner und nicht Andreas Brucker. Es ist doch schön, Wegbegleiter für so viele Menschen gewesen zu sein. Ich finde das charmant.

Inzwischen konzentrieren Sie sich auf das Theater. Können Sie sich da mehr künstlerisch verwirklichen?

Ja, aus diesem Grund habe ich ja auch aufgehört nach zweieinhalb Jahren. Und auch andere Serienangebote habe ich erstmal abgelehnt. Theater ist eine ganz andere Herausforderung, gerade bei Klassikern wie Goethe oder Shakespeare. In einer alten Sprache zu spielen, in alten Kostümen und das drei Stunden lang. Mir ging es immer darum, mich weiterzuentwickeln. Und das hat übrigens nichts mit Geld zu tun. Ich dachte mir immer: "Leute, ihr könnt mich nicht kaufen."

Was denken Sie, wenn Sie die Bilder von sich bei Verbotene Liebe sehen?

Wenn ich drauf schaue, muss ich schon schmunzeln. Aber ansonsten mache ich mir keine großen Gedanken. Schließlich ist der Style doch in jeder Epoche besonders und im Nachhinein merkwürdig. Ich lebe aber in der Jetztzeit.

Haben Sie die Serie noch verfolgt, nachdem Sie ausgestiegen sind?

Nein. Aber da bin ich auch kein Maßstab. Das Leben ist doch so interessant, da muss man sich keine Fiktion anschauen. Abgesehen davon, dass die Geschichten immer dieselben sind.

Haben Sie alle Verbindungen gekappt?

Als ich später Kollegen am Set besucht habe, ging es mir wie mit einem Ausbildungsberuf. Wer möchte denn wieder zu seiner Ausbildungszeit zurück? Irgendwann kennt man einfach niemanden mehr. Aber ich war immer vielmehr auf das aus, was vor mir liegt als auf das, was hinter mir liegt.

Jetzt ist das Aus von Verbotene Liebe beschlossene Sache, an diesem Freitag läuft die letzte Folge. Kommt da nicht auch ein bisschen Wehmut auf?

Aber das lässt sich doch ganz rational erklären, mit den sinkenden Zuschauerzahlen. Mit denen ging es einfach steil bergab, nachdem Valerie Niehaus und ich ausgestiegen sind. Und davon hat sich die Serie nicht erholt. Ich wünsche niemandem Misserfolg, aber nach 20 Jahren ist es vielleicht auch einfach mal gut. Alles hat eben ein Ende.

Emotion Award 2015 Andreas Brucker

Das Ende von Verbotene Liebe sieht Andreas Brucker pragmatisch. Inzwischen arbeitet der 52-Jährige (im Bild Anfang Juni in Hamburg) als Sprecher und Theaterschauspieler.

(Foto: Getty Images)

Wenn Verbotene Liebe irgendwann neu aufgelegt wird, wären Sie wieder dabei?

Es ist lustig, dass Sie das fragen. Man hat mich tatsächlich gefragt, als Jan und Julia vor vier Jahren zurückkamen, dann allerdings in anderer Besetzung. Aber ich kann doch nach 20 Jahren nicht eine Figur spielen, die sich kaum mehr weiterentwickelt hat. Und immer noch auf Sunnyboy machen, dafür bin ich inzwischen zu alt.

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