Late Night bei Pro Sieben:Joko und Klaas machen Schluss mit "Circus Halligalli"

Joko und Klaas

Zusammen ist man weniger allein: Joko Winterscheidt (r.) und Klaas Heufer-Umlauf im Jahr 2013, als ihr TV-Circus bei Pro Sieben startete.

(Foto: Angelika Warmuth/dpa)

Am Ende der neuen Staffel verlässt der Zirkus die Stadt. Begründung: Die Moderatoren hätten sich zu gut verstanden, und "das steht unserem Konzept natürlich im Weg".

Von Hans Hoff

Lange haben sich Klaas Heufer-Umlauf und Joko Winterscheidt darüber lustig gemacht, dass sie eigentlich seit Jahren immer das gleiche machen. Sie kommen auf den Bildschirm und necken einander, mal mehr, mal weniger derb. Drumherum packen sie ein paar Gäste und Rubriken, fertig ist die Show. Das funktionierte so schon bei MTV, ging bei ZDF Neo beinahe nahtlos weiter, und schließlich wurde dann Circus Halligalli bei Pro Sieben daraus.

Damit ist nun allerdings Schluss. Im Sommer soll die Erfolgsmasche ein Ende haben, wenn Circus Halligalli nach der an diesem Dienstag beginnenden neunten Staffel nicht mehr aus der dann anstehenden Sendepause zurückkehren wird.

Was erst einmal klingt wie ein schwerer Schlag für Pro Sieben, entpuppt sich auf den zweiten Blick als kühle Kalkulation. Das Konzept Joko & Klaas soll nicht länger durch ein wöchentliches Erscheinen inflationiert werden, man will ganz offensichtlich die Marke durch eine Herabsetzung der Sendefrequenz rar machen. Ohnehin stand es zuletzt nicht zum Besten mit den Quoten der Show, die kürzlich auch noch einen Sendeplatzwechsel vom Montag auf den Dienstag verkraften musste. So etwas ist im Fernsehgeschäft stets Zeichen einer gewissen Verzweiflung und deutet in der Regel auf ein nahendes Ende hin.

Zudem wirkten in jüngster Zeit manche der Frotzeleien, mit denen die beiden einander bedachten, sehr bemüht und nur noch gedeckt durch das Anliegen, die Jackass-Gelüste Pubertierender zu befriedigen. Einem Sender wie Pro Sieben aber reichen rotzige Jungs in der Akne-Phase dauerhaft nicht als Publikum, da will man breiter aufgestellt sein und auch jene erreichen, die bei Abitur an mehr denken als an den nächsten Trip nach Lloret de Mar.

Zwar sind Joko & Klaas anders als ihr befreundeter Konkurrent Jan Böhmermann immer noch vornehmlich in der Buddy-Klasse unterwegs, doch können sie nicht verhehlen, dass auch an ewigen Jungstars die Jahre nicht spurlos vorübergehen.

In einer Pressemitteilung zeigen sich nun alle glücklich mit dem nahenden Ende. "Uns war von Anfang an klar, dass wir eine Show wie Circus Halligalli nicht bis in alle Ewigkeit machen werden", sagt Winterscheidt und nutzt die Chance zum Treueschwur: "Wir gehören zu Pro Sieben und Pro Sieben zu uns. Daran wird sich auch in Zukunft nichts ändern."

Sein Partner begründet das Aus mit dem Entzug der emotionalen Grundlage der Geschäftsbeziehung. Die baute schließlich immer darauf auf, dass die beiden behaupteten, einander abgrundtief zu hassen. Damit scheint es nun vorbei. "Joko ist mir über die Jahre sehr ans Herz gewachsen, und das steht unserem Konzept natürlich im Weg", sagt Heufer-Umlauf und behauptet dann noch, es tue der Beziehung sicherlich gut, wenn man sich künftig nicht mehr so häufig sehe. "Fernsehjahre rechnet man wie Hundejahre, die muss man sich gut einteilen."

Bei Pro Sieben setzt man mit den beiden nun eher auf die große Show. Duell um die Welt und Die beste Show der Welt bedienen den Trend zum großen Event, zu einer Sendung also, die problemlos eine Drei-, Vierstundenstrecke ausfüllen kann. Dass sie diese Formate beherrschen, haben Joko & Klaas in der Vergangenheit mehrfach bewiesen.

Pro Sieben braucht die beiden zudem dringend, um sich gegen die Showoffensiven der anderen Sender zu behaupten. Zwar tut sich die Konkurrenz derzeit etwas schwer, aber das heißt nicht, dass da nichts zu fürchten wäre. Zudem muss Pro Sieben immer noch die Lücke stopfen, die Stefan Raab mit seinem Abgang gerissen hat.

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