Kritik an Broder:Broder wünscht Journalistinnen Erfahrung mit IS-"Rape Culture"

Henryk M. Broder

Steht einmal mehr in der Kritik: Publizist Henryk M. Broder.

(Foto: picture alliance / dpa)

Henryk M. Broder findet einen "Tagesspiegel"-Text zur Kölner Silvesternacht dumm. Das drückt er so aus, dass selbst der abgebrühte "Welt"-Chefredakteur leicht auf Distanz geht.

Von Thorsten Schmitz

Ein Kommentar des Welt-Autors Henryk M. Broder auf dessen Internetseite "Achse des Guten" ist nicht nur auf Twitter auf Empörung, sondern auch im Springer-Verlag auf Ablehnung und auf eine vorsichtige Distanzierung der Chefredaktion gestoßen. Broder hatte am Dienstag geschrieben, er wünsche zwei Tagesspiegel-Redakteurinnen, dass diese von Männern des IS "nach Rakka eingeladen werden, um zu erfahren, was Rape Culture bedeutet".

Die Redakteurinnen hatten einen Artikel zur Kölner Silvesternacht veröffentlicht, der die (waghalsige) These enthält, dass unter den Opfern "womöglich auch Frauen dabei sind", die in der Silvesternacht gar nicht Opfer geworden seien, sondern mit Anzeigen die Abschiebung von Flüchtlingen herbeiführen wollten. "Es gibt auch Frauen", wütete Broder, "die mit dem Schwanz denken."

"Mindestens geschmacklos"

Die Redakteurin der Springer-Zeitung Bild am Sonntag, Miriam Hollstein, bezeichnete Broder auf Twitter als "Autor, der sich um die Werte des Abendlands sorgt und Journalistinnen Vergewaltigungen wünscht".

Auch die Huffington Post Deutschland empörte sich und urteilte, Broder überschreite mit diesem Satz eine Grenze. Welt-Chefredakteur Stefan Aust erklärte auf SZ-Anfrage: "Aus dem Zusammenhang gerissen wirkt die Aussage Broders in der Tat mindestens geschmacklos." Im Gesamtzusammenhang betrachtet sei dies "Teil eines bitteren Kommentars über die menschenverachtende Verharmlosung" der Ereignisse in Köln. "Als Chefredakteur der Welt bin ich aber nur zuständig, für das, was Henryk Broder bei uns veröffentlicht." Springer hatte sich erst kürzlich nach einem Facebook-Post von Autor Matthias Matussek getrennt

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