Kinderfernsehen:Warum die Teletubbies längst Hochkultur sind

Rauf und runter 1

Wieder da: der Tubby.

(Foto: ZDF/DHX Worldwide)

Nach zehn Jahren Pause kehren Tinky-Winky, Dipsy, Po und Laa-Laa zurück - in eine Welt, die viel verrückter ist als Teletubbieland.

Von Martin Wittmann

Die ersten Auftritte von Tinky-Winky, Dipsy, Po und Laa-Laa im Jahr 1999 haben bei vielen Menschen einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Weniger bei den fernsehenden Kindern, denen Kritiker prophezeit hatten, dass sie als bleibenden Eindruck eine nur schwer zu therapierende Verhaltensstörung davontragen würden. Sondern bei den Erwachsenen, welche die Teletubbies (und sich) damals feierten und sich darüber lange lustig (und sich dabei bald lächerlich) machten.

Mit den Jahren sind die Witze rarer geworden, weil Ironie generell an Lässigkeit verloren hat und die echte Welt verrückter geworden ist als jedes Laa-Laa-Land. Was es hingegen heute immer noch gibt: die Teletubbies; und eine fixe Assoziation der Leute mit diesem ästhetischen und kulturellen Phänomen.

Der Vergleich mit einem Teletubby etwa dient heute weniger der plumpen Herabsetzung denn der praktischen Visualisierung. Andersherum erfährt man durch den Vergleich auch sehr viel über die Kinderfiguren. Ganz aktuell bei der Beschreibung einer Schar von Nebenrollen im Stück "Die Selbstmord-Schwestern" an den Münchner Kammerspielen. Am vorvergangenen Samstag schrieb die Frankfurter Rundschau in ihrer Theaterkritik über "Mutationen der eh schon tendenziell geschlechtslosen Teletubbies". Am selben Tag stand in der Süddeutschen Zeitung: "Sie sehen ein bisschen aus wie Teletubbies auf LSD." Fünf Tage später schrieb die Zeit, die Textbausteine drängten "aus den Gummimasken seltsamer Teletubbies, die wie chinesische Winkekatzen mit ihren bunt behandschuhten Armen wedeln".

Die Teletubbies haben sich in der Hochkultur etabliert, zumal sie im Theaterstück auch noch sprechen dürfen (die Zeit zitiert: "Scharfe Büchse. Riech mal an meinem Finger, Mann"). Da vergisst man fast, wie langweilig und banal die Sendung selbst für Kinderfernsehenverhältnisse eigentlich ist. Dessen vergewissern darf man sich von dieser Woche an. Mit der zweiten Staffel, nach zehn Jahren Pause, täglich um 18.40 Uhr im Kika, Mann.

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