Kandidatensuche für RTL:Absage vom Anti-Bachelor

Bachelor

Suche nach einem neuen Bachelor: "Vielleicht sind es ja Sie?!"

(Foto: Quelle: Xing)

Ein Haufen attraktiver Singlefrauen und jede Menge Dates: Über Online-Netzwerke sucht die Produktionsfirma des RTL-Formats "Der Bachelor" nach willigen Junggesellen. Ein potenzieller Kandidat hat dem Sender eine zynische Absage erteilt - und wird dafür im Internet gefeiert. Jetzt erklärt er Süddeutsche.de, wie es dazu kam.

Von Felicitas Kock

Mit Sätzen wie "Geh doch schonmal rein, ich habe noch eine Frau, die ich kennenlernen möchte", sucht Bachelor Jan zurzeit auf RTL die Partnerin fürs Leben. Doch statt dem schmucken Jan hätte auch ein anderer allwöchentlich Rosen an eben diese Kandidatinnen überreichen können. Im Sommer erhielt Thomas Schneider* eine vielversprechende E-Mail der Produktionsfirma ITV. Tenor: Wir suchen für die Sendung "Der Bachelor" einen Mann zwischen Ende 20 und Mitte 30, der attraktive Singlefrauen kennenlernen und mit ihnen "luxuriöse, abenteuerliche und außergewöhnliche Erlebnisse" teilen will.

So weit, so reizvoll - wäre die Produktionsfirma da nicht an den Falschen geraten. "Es ist natürlich eine große Verlockung, 25 verzweifelte Frauen kennenzulernen, die für etwas Trinkgeld und Sendezeit bereit sind, so ziemlich alles zu tun", heißt es in Schneiders ironischer Antwort. Ein Foto des E-Mail-Verkehrs ist im Internet gelandet, wo es sich gerade zum Hit entwickelt.

Er male sich auch bereits eine Anschlusskarriere als Alleinunterhalter am Ballermann, Moderator bei 9Live oder Eintänzer auf der MS Europa aus, schreibt Schneider weiter. Dennoch erbitte er sich noch ein wenig Bedenkzeit.

"Zuerst dachte ich, es wäre ein Versehen", sagt Schneider im Gespräch mit Süddeutsche.de. Dann habe er sich - zugegeben - geschmeichelt gefühlt. Aber nur für eine Millisekunde, ehrlich. Ob er auch kurz darüber nachgedacht hat, mitzumachen? "Um Himmels Willen", ruft der Mittdreißiger am Telefon. Er mache sich seit Jahren über Formate wie den Bachelor lustig. Tatsächlich geguckt habe er die Sendung bislang höchstens fünf Minuten - und dann wegen Fremdschämens schnell umgeschaltet.

Die Antwortmail, die nun für allgemeine Belustigung sorgt, verfasste der Rechtsanwalt gemeinsam mit einem Freund. An eine Veröffentlichung dachte er damals nicht, nur ein paar Bekannten zeigte er die E-Mail-Korrespondenz. Dass der Text dann doch an die Öffentlichkeit gelangte, liegt laut Schneider am Aktionismus eines Freundes, der das Ganze an einen Radiosender weiterleitete.

Er selbst habe keinerlei Absicht, berühmt zu werden, egal ob beim Bachelor oder sonstwo. "Ich denke, das sind jetzt meine 15 Minuten Ruhm und hoffe, dass sie schnell wieder vorbeigehen". Die zahlreichen Zuschriften, die ihn erreichen, sind ihm da schon genug.

Viel Lob auf Twitter

Sein Postfach bei Xing, dem Karriere-Netzwerk, über das die Produktionsfirma ihr Angebot schickte, platze aus allen Nähten, sagt Schneider. Die Reaktionen in diesen Nachrichten, und da ist doch ein wenig Stolz aus seiner Stimme herauszuhören, seien durchweg positiv.

Auch beim Online-Dienst Twitter überwiegt die Freude über die eindeutige Absage an den Sender. "RTL castet seine #Bachelor-Kandidaten bei Xing. Tolle Antwort eines Angesprochenen", schreibt etwa @senSATZionell - und merkt dann an, er müsse sein eigenes Xing-Postfach vielleicht mal wieder auf Vordermann bringen. Wer weiß, ob RTL nicht bereits nach dem nächsten Kandidaten sucht?

Gewisse Smalltalk-Fähigkeiten vorhanden

Doch was war es wohl, das Schneider das Angebot der Produktionsfirma eingebracht hat? Das Aussehen? Der gute Job? "Ich habe wirklich keine Ahnung", sagt der Jurist. Wahrscheinlich, so seine persönliche Meinung, wäre er auch gar nicht geeignet gewesen. Und das, obwohl ihm seine Freunde gewisse Smalltalkfähigkeiten attestiert hätten - gerade ausreichend für eine Sendung, "die 50 Jahren überflüssiger Emanzipationsgeschichte endlich ein Ende setzt".

Und wenn sich nach der ganzen Aufregung nun doch die ein oder andere Frau bei ihm meldet? "Dann hat sie keine Chance - genauso wenig wie die Leute vom Bachelor", sagt Schneider.

* Der Name wurde von der Redaktion geändert, da der Betroffene möglichst anonym bleiben will.

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