Kanadische Pornofilme:Ahornsirup statt Babyöl

Um die heimische Kultur zu wahren, ergreift die kanadische Behörde für Rundfunk und Fernsehen - nun ja - interessante Maßnahmen: Der Ausschuss drängt darauf, auch Pornos, die im Land produziert werden, inhaltlich "kanadischer" zu gestalten.

Von Bernadette Calonego, Vancouver

"Männer in Ottawa" ist nicht etwa eine TV-Sendung über die Politiker in Kanadas Hauptstadt. Es ist ein schwuler Pornofilm, und der schnörkellose Titel dürfte ganz nach dem Geschmack der kanadischen Behörde CRTC sein. Die überwacht Kanadas Fernseh- und Rundfunksektor und achtet auch immer schön darauf, dass diese nicht vergessen, in welchem Land sie eigentlich senden. Dieser Ausschuss will nun die Pornografie, die auf Spezialkanälen im Fernsehen zu sehen ist, kanadischer machen.

Die Überwacher bemängeln, dass es bei den Erotiksendern zu wenig kanadische Inhalte gibt. Darauf ist die Behörde nicht selber gekommen, das kanadische Parlament hat sie beauftragt, sicherzustellen, dass ein Teil der Sendungen im nationalen Fernsehen (35 Prozent, um genau zu sein) von Kanadiern stammen muss. Kanadische Autoren, Produzenten, Moderatoren, Schauspieler, aber auch urkanadische Themen müssen daran beteiligt sein. Das soll die kanadische Kultur gegen die Übermacht der US-Fernsehunterhaltung schützen. Der Spott, den die Behörde dafür in der Öffentlichkeit erntet, ist eigentlich ungerechtfertigt, aber natürlich sehr nachvollziehbar.

Edelweiß & Edellust

Bei einigen der TV-Anbieter von Pornofilmen kommen kanadische Inhalte offenbar zu kurz. Sexfilme, die dort laufen, wie "The American Way" oder "Es ist Frühling in den österreichischen Alpen und die Hügel sind voller Edelweiß & Edellust", gehören definitiv nicht zum kanadischem Kulturgut. Wie der Ausschuss die 35 Prozent Kanada genau bemisst, ist nicht bekannt.

Dass Kanadas Pornofilmindustrie, die vor allem in Montreal vertreten ist, fast so bedeutsam ist wie die in Amsterdam und Los Angeles, wissen viele Kanadier. Wie Pornografie zur kanadischen Kultur beitragen soll, ist ihnen weiterhin ein Rätsel. "Anders als Sitcoms und Spielfilme, die potenziell einen Bedeutungsgehalt haben, der zu einer Konversation beitragen könnte, ist Pornografie ein allgemeines Produkt, dessen nationale Herkunft so unwichtig ist wie jene einer Glühbirne oder eines Vibrators", schreibt die Zeitung National Post ziemlich akademisch. Wie die staatlichen Überwacher ihren Auftrag erfüllen können, ist zudem Gegenstand einer Flut von Leserbriefen bisweilen zweideutigen Inhalts. Ein Zeitungsleser schlägt darin eine simple Lösung vor: "Kanadischer Gehalt? Wie wäre es mit Ahornsirup anstelle von Babyöl."

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