Judith Rakers wird Talk-Moderatorin:"Ich bin ich" - Giovannis Neue

Der "Zeit"-Chefredakteur muss nicht länger suchen: Künftig unterstützt ihn Judith Rakers beim Talk "3 nach 9". Die "Tagesschau"-Sprecherin über ihre neue Aufgabe und ihre Ziele.

Ralph Pfister

Die Zeit der wechselnden "Freundinnen" ist für Giovanni di Lorenzo vorbei: Künftig sitzt Tagesschau-Sprecherin Judith Rakers in Deutschlands dienstältester Talkrunde an seiner Seite. "Frühe Kindheitserinnerungen" verbindet die 34-Jährige denn auch mit dem seit 1974 laufenden Format 3 nach 9. Di Lorenzo, Chefredakteur der Zeit, moderiert die von Radio Bremen ausgerichtete Sendung seit 1989. Mit dem Einstieg der Nachrichtensprecherin Rakers endet die Suche nach einem Ersatz für Charlotte Roche, die im Januar ihren Stuhl räumte.

Judith Rakers wird neue Moderatorin bei "3 nach 9"

Judith Rakers lädt künftig gemeinsam mit Giovanni di Lorenzo zum Plausch bei "3 nach 9".

(Foto: Frank Pusch / Radio Bremen)

sueddeutsche.de: Ab September sind Sie die neue Moderatorin von 3 nach 9. Was ist für Sie das Besondere an der Sendung?

Judith Rakers: Dass 3 nach 9 eine Live-Sendung ist, bei der nachträglich nichts mehr herausgeschnitten werden kann. Gesagt ist gesagt. Keine nachträgliche Autorisierung von Zitaten. Schon allein das ist mir ein Fest.

sueddeutsche.de: Was bedeutet die neue Moderation für Ihren Arbeitsablauf?

Rakers: Für die Tagesschau bedeutet mein Engagement bei 3 nach 9 kaum Veränderung, da ich auch weiterhin alle Ausgaben sprechen werde. Nur eben nicht an den Tagen direkt vor der Ausstrahlung von 3 nach 9. Da werde ich für die Redaktionssitzungen und Absprachen mit Giovanni nach Bremen reisen.

sueddeutsche.de: Als eine der "Freundinnen" von 3 nach 9 traten Sie schon bei einer Sendung als Gastgeberin auf. Wie haben Sie das erlebt, wie schwer fiel Ihnen das Umschalten von Nachrichtenstil auf Talk?

Rakers: Als ich nach sechs Jahren Hörfunkmoderation und der Moderation der Magazinsendung Hamburg Journal im NDR Fernsehen bei der Tagesschau anfing, musste ich lernen, mich sehr zurückzunehmen. Objektivität zu vermitteln. Bei der Aussprache und dem Verlesen der Texte nach klaren Regeln vorzugehen. In öffentlichen Statements Zurückhaltung zu üben. Diese Umstellung fiel mir ehrlich gesagt schwerer. Die Schublade, in die man gesteckt wird, ist im Übrigen auch viel enger. Jetzt geht es vor allem darum, authentisch zu sein. Ich selbst zu sein. Es ist also im Grunde eine Rückkehr zu meinen Wurzeln. Schwer fiel mir bei meiner ersten Sendung eher, als Gastgeberin in einem Wohnzimmer aufzutreten, das ich selbst gerade erst betreten hatte. Ich freue mich schon jetzt darauf, in dieses Zimmer richtig einzuziehen. Und dann kann kommen, wer möchte - er ist willkommen, auch wenn er Porzellan zerschlägt.

sueddeutsche.de: Hatten Sie mit dem Anruf von Radio Bremen gerechnet?

Rakers: Nein, überhaupt nicht. Denn zu Beginn der "Freundinnen"-Reihe gab es die klare Absprache, dass es sich um ein einmaliges Engagement handeln würde. Die Redaktionsleitung hat einige hundert Bewerbungen bekommen, nebenbei wurde off air gecastet. Dass sich die Redaktion für mich entschieden hat, hat mich sehr überrascht. Offenbar war mein Auftritt überzeugend.

sueddeutsche.de: Welchen Reiz übt der Spagat zwischen den Stilen aus?

Rakers: Einen großen. Wobei ich es gar nicht Spagat nennen würde. Denn bei 3 nach 9 geht es letztlich um mein natürliches Wesen - natürlich gepaart mit dem journalistischen Handwerkszeug, das ich mir in den vergangenen 15 Jahren erarbeitet habe. Aber in eine Rolle schlüpfen muss ich dort nicht. Im Gegenteil: Authentizität ist das Stichwort. In diesem Format erkennt der Zuschauer sofort, wenn sich der Moderator verstellt und nicht bei sich ist. Und ich bin im Übrigen auch davon überzeugt, dass der Zuschauer es zu schätzen weiß, wenn man diesen Job nicht zur Befriedigung seiner Eitelkeit missbraucht. Mir geht es um den Gast und den Zuschauer und erst danach um mich selbst.

sueddeutsche.de: Sie folgen auf Charlotte Roche. Schon in Ihrer Gastsendung kamen Sie offenbar besser beim Publikum an. Wie unterscheidet sich Ihr Stil?

Rakers: Charlotte Roche ist Charlotte Roche. Und ich bin ich.

In der nächsten Folge von 3 nach 9 am 3. September kann Judith Rakers in ihrer neuen Rolle unter anderem Tom Jones, Hannelore Elsner und Ulrich Tukur begrüßen.

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