Journalisten im Exil:Stimme aus der Ferne

Ines Gakiza

Die 30-jährige Journalistin Inès Gakiza arbeitet für den burundischen Sender Radio Publique Africaine - von Hamburg aus.

(Foto: Privat)

Warum die Radioreporterin Inès Gakiza von Hamburg in ihre Heimat, ins afrikanische Burundi, sendet.

Von Isabel Pfaff

Inès Gakiza verbringt viel Zeit mit Whatsapp. In jeder ruhigen Minute klebt ihr Blick auf dem Handy-Display, in einer Art Steno-Französisch tippt sie rasend schnell Nachrichten ein. Das Telefon ist ihr Draht nach Hause, Burundi, wo sie seit bald zwei Jahren nicht mehr gewesen ist.

Gakiza, 30, kurzes Haar, pinkfarbenerer Lippenstift, ist Radiojournalistin. Doch seit dem Frühjahr 2015 leben kritische burundische Journalisten gefährlich. Der Präsident, Pierre Nkurunziza, ließ sich damals zum dritten Mal zur Wahl aufstellen - obwohl die burundische Verfassung nur zwei Amtszeiten erlaubt. Als die Opposition dagegen demonstrierte, stürzte Burundi ins Chaos. Nkurunziza hielt ungerührt Wahlen ab, erklärte sich zum Sieger und ließ auf seine Gegner schießen. Die Gewalt dauert bis heute an, Woche für Woche verschwinden Regierungskritiker, viele werden tot gefunden. Mehr als 1000 Menschen sind in dem Konflikt schon umgekommen, Hunderttausende in die Nachbarländer geflohen.

Journalisten traf die Wut des Präsidenten besonders, nach wenigen Wochen hatten seine Truppen die meisten Redaktionen des ostafrikanischen Landes niedergebrannt. "Als ich vor den Ruinen meines Redaktionsgebäudes stand, wusste ich, dass ich weg muss", sagt Inès Gakiza. Am nächsten Tag floh sie ins benachbarte Ruanda, die meisten ihrer Kollegen taten dasselbe.

Seit ein paar Monaten lebt Gakiza nun in Deutschland. Die Hamburger Stiftung für politisch Verfolgte und der Verein "Journalisten helfen Journalisten" haben die junge Frau für ein Jahr nach Hamburg geholt, sie soll hier verschnaufen können. Doch Gakiza wirkt nicht so, als würde sie sich viel Ruhe gönnen.

Auch von Hamburg aus arbeitet sie für ihren Sender Radio Publique Africaine (RPA). Gakiza und ihre Kollegen produzieren täglich eine Stunde Radioprogramm für Burundi, man kann den Sender über Kurzwelle empfangen oder übers Internet hören. Sie arbeiten mit Informanten, die immer noch in Burundi leben, das ist umständlich und für die Informanten lebensgefährlich. "Aber nur so können wir denen eine Stimme geben, die keine mehr haben", sagt Gakiza.

Auch in Deutschland versucht sie ihren Landsleuten Aufmerksamkeit zu verschaffen. Gerade hat sie in Bonn zwei Monate für die Deutsche Welle zu Burundi gearbeitet. Auf den Medientagen in München sprach sie über ihr Land, und im Dezember wird sie im schwäbischen Schorndorf eine Rede halten - wenn ihr dort der Johann-Philipp-Palm-Preis für Meinungs- und Pressefreiheit verliehen wird.

Gakiza weiß, dass der Konflikt in Burundi im Rest der Welt praktisch keine Rolle spielt. Burundi ist ein winziges Land, politisch und wirtschaftlich unbedeutend. "Aber wir dürfen die Hoffnung nicht verlieren", sagt sie. Immerhin: Die internationalen Geber haben dem Regime inzwischen den Geldhahn zugedreht. Der Präsident stehe mit dem Rücken zur Wand, sagt Gakiza, bald könne er seine Truppen nicht mehr bezahlen.

Allerdings, das zeigen die vergangenen Monate, scheint Pierre Nkurunziza bereit zu sein, bis zum Ende zu gehen. "Bevor die Dinge in Burundi besser werden", glaubt Gakiza, "wird dort die Hölle ausbrechen." Im März geht sie zurück nach Ruanda. Hat sie Angst davor? Sie schüttelt den Kopf, sie will weitermachen.

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