Er war schon vor Jahrzehnten so etwas wie der deutsche Jamie Oliver, seine Botschaft ähnlich aufklärerisch und darauf bedacht, das Publikum für die Qualität von Nahrungsmitteln zu sensibilisieren. Wolfram Siebeck war eine Institution für die Restaurantkritik und den Gastro-Journalismus. Bereits in den 1980er Jahren hatte er eine Kochsendung, in der er Spitzenköchen Menüs servierte - und dabei ordentlich Kritik einsteckte.
Dabei sparte Siebeck auch selbst nicht mit Spott und Polemik: Gegen Fast Food, Billig-Lebensmittel und Fertiggerichte, aber auch gegen unethische Tierhaltung und mangelhafte Tischkultur in Deutschland. Jahrzehntelang kämpfte Siebeck gegen den Verfall der Esskultur. "Das, was der Masse gefällt, gefällt mir nicht", sagte er damals. Er kultivierte seinen Ruf als schreibender Querdenker, es gab vieles, was ihm nicht schmeckte. Ärgern konnte er sich zum Beispiel über die aktuellen Kochshows im Fernsehen. Er nannte sie hysterisch.
"Essen und Trinken ist zu meinem Lebensinhalt geworden"
Wolfram Siebeck war ein Feinschmecker und Genießer mit einer Mission. Er schrieb für Zeitungen und Zeitschriften wie Die Zeit oder Der Feinschmecker. Außerdem veröffentlichte er Bücher, noch in diesem Jahr erschien "Siebeck. Kulinarische Skizzen". Seit 2011 betätigte er sich auch als Blogger - der letzte Beitrag für sein Reisetagebuch "Wo is(s)t Siebeck" erschien im Oktober 2015.
"Das Essen und Trinken ist vor mehr als 60 Jahren zu meinem Lebensinhalt geworden, so wie das Schreiben", hatte er vor seinem 85. Geburtstag gesagt. Eine Reise nach Frankreich brachte den in Duisburg geborenen Siebeck 1950 auf den Geschmack. In Deutschland lebte Siebeck auf der Burg Mahlberg in der Nähe von Freiburg. Außerdem hielt er sich viel in Frankreich auf.
Am Donnerstag ist der Autor und Gastronomie-Kritiker nach kurzer Krankheit im Alter von 87 Jahren gestorben, wie seine Familie im badischen Mahlberg mitteilte.