Journalismus für Waffenfreunde:Zum Schießen

Magazin K-ISOM

Männer im Kampfeinsatz - von ihnen erzählt das Heft K-ISOM.

(Foto: oh)

Stahlhart ist die Arbeit der Männer, die sich schwer bewaffnet durch das Magazin "K-ISOM" kämpfen. Und es gibt noch wesentlich Brutaleres an Kiosken zu kaufen. Wie Hefte für Waffenfreunde in Deutschland um Leser ringen.

Von Franziska von Malsen

Spezialeinheiten gibt es überall. In Sotschi, bei den Olympischen Winterspielen, sind es die Speznas. So heißen die Elitekämpfer in Russland und auch über sie hat K-ISOM geschrieben. Stahlhart ist die Arbeit aller Männer, die sich schwer bewaffnet durch das Magazin kämpfen: in Neopren auf dem Meeresgrund entlangrobbend, Häuser und Fabrikhallen stürmend, sich an Hochhauswänden herabseilend - die Maschinengewehre im Anschlag, vermummt bis unter die Augen. Wer zu sehen ist, Polizisten oder Soldaten, russische oder deutsche Kämpfer, spielt für die Anmutung im Heft keine große Rolle. Hauptsache, sie haben eine Waffe in der Hand.

Die Szenen sind dem echten Leben entnommen, das zumindest will das Magazin K-ISOM seinen Lesern nahebringen. Das kryptische Kürzel steht für Kommando International Special Operations Magazine. Es ist die Bravo für Waffenfreunde.

In den USA haben solche Hefte Tradition und auch K-ISOM will Leser mit einem Faible für bewaffnete Auseinandersetzungen erreichen. Mit dem Unterschied, dass in Deutschland, anders als in Amerika, nicht jeder eine Waffe kaufen kann. K-ISOM setzt also auf Soldaten, Polizisten, Männer im Sondereinsatz. Oder einfach auf Leser, in deren Weltvorstellung Fitness und das richtige Equipment eine große Rolle beim Problemlösen spielen.

Zwischen den Fotos von den harten Männern im harten Einsatz gibt es Werbung - für die Munition eines Schweizer Waffenherstellers etwa: "The Snipers Choice", des Scharfschützen erste Wahl. Maschinengewehre sind im Angebot und Pfefferspray-Pistolen in den Farben Tarnfleck bis Ladypink. K-ISOM ist das Heft für den Endverbraucher und kommt deshalb mit vielen bunten Bildern daher; ganz anders also als die Fachblätter der deutschen Rüstungsindustrie. Mit den eher sterilen Titeln wie Wehrtechnik oder Europäische Sicherheit und Technik will diese vor allem Entscheider bei Bundeswehr, Nato und Politik erreichen, nicht den Befehlsempfänger.

Wie ist der Feind am effektivsten auszuschalten?

Das brutalste Soldatenmagazin, das sich in Deutschland kaufen lässt, ist, wenig überraschend, ein amerikanisches. Soldier of Fortune (Glücksritter) heißt es und erscheint bereits seit 1975. Sprachrohr der amerikanischen Waffenlobby, hetzt es in Leserbriefen und Kommentaren gegen Schwule, Muslime, Immigranten und natürlich gegen Obama und die Politik der Demokraten, die das Recht der Amerikaner auf "bewaffnete Selbstverteidigung gegen Verbrechen, Korruption, Tyrannei und Genozid" bedrohten, wie in wuchtigen Worten behauptet wird. Im Januarheft ging es um geheime Einsätze gegen al-Qaida in Libyen und Somalia. Auf rund 80 Seiten geht es immer um die eine Frage: Wie ist der Feind am effektivsten auszuschalten?

Die Facebook-Seite von Soldier of Fortune haben derzeit 62 000 Menschen abonniert. Das Heft ist seit jeher umstritten, auch weil 1985 ein Söldner auf seine Kleinanzeige hin einen Mordauftrag erhalten und ausgeführt hatte. Die Macher des Hefts wurden deshalb Anfang der 90er Jahre zu einer Millionenstrafe verurteilt, das Blatt stand vor der Pleite. Die Herausgeber fanden aber ausreichend Unterstützer, um die Geldstrafe aufzubringen. In Deutschland gab es zuletzt 1995 eine einjährige Indizierung der Bundesprüfstelle, seither liegt Soldier of Fortune wieder am Bahnhofskiosk.

Kein Wunder also, dass der Macher des deutschen Titels, K-ISOM, ein ehemaliger Zeitsoldat der Bundeswehr, mit dem US-Titel möglichst wenig zu tun haben will: "Das Heft ist Schund. Die stecken in ihren Köpfen noch im kalten Krieg", sagt Chefredakteur Sören Sünkler. Tatsächlich ist K-ISOM deutlich weniger brutal, und der hiesige Markt viel kleiner. Sünkler gibt an, im deutschsprachigen Raum etwa 10 000 Exemplare im Monat zu verkaufen.

Das Heft, das in Deutschland die meisten Soldaten erreicht, ist ein anderes. Y heißt es, hat eine Auflage von rund 50 000. Es ist das Magazin der Bundeswehr und liegt nicht am Kiosk, sondern in den Kasernen. Nach den kämpfenden Männern aus K-ISOM muss man darin beinahe suchen, die Soldaten lächeln oder sind sehr konzentriert, das Layout wirkt, als sei es Neon für Soldaten. Auf der aktuellen Ausgabe findet sich nicht mal mehr auf dem Titelblatt ein Mann im Einsatz. Es geht um Megacitys und man sieht - die Skyline von Shanghai.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: