Johannes B. Kerner hat ein Problem:Er ist einfach viel zu gut

Am Ende war er flächendeckend auf dem Bildschirm, sogar die Werbepausen füllte er. Johannes B. Kerner ist ein Moderator voller Ehrgeiz - nur seine eigene Sendung hat der Talker bald nicht mehr. Ein Porträt in Bildern.

Christopher Keil

7 Bilder

FC Bayern Muenchen - Maccabi Haifa FC

Quelle: ddp

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Ende der achtziger Jahre war Johannes B. Kerner für den Sender Freies Berlin Fußball-Reporter. Damals konnte man sich in der ersten und zweiten Bundesliga als Journalist noch hinter die Tore stellen - während eines Spiels. Kerner stand gerne hinter den Toren. Er liebte Fußball, was er jedermann mit beeindruckendem lexikalischen Wissen bewies. Sein Leben war perfekt, jedenfalls vermittelte er diesen Eindruck. Vielleicht war er, den Eindruck könnte man haben, als Sportreporter Mitte 20 beruflich zum letzten Mal so richtig zufrieden.

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'2010 - Der Grosse Jahresrueckblick' TV Show

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Seither machte Kerner das, was man eine große Karriere nennt. Er wurde einer der bekanntesten Sport-Moderatoren und Talkshowmaster. Er kann sich vor einer Kamera so natürlich wie nur wenige bewegen und ist bei Live-Sendungen auch in schwierigen Momenten ebenso geschickt wie geistesgegenwärtig. Doch keines seiner Talente, die er für das Unterhaltungsfernsehen mitbringt, charakterisiert ihn so wie eine andere, ganz wesentliche Eigenschaft: brennender Ehrgeiz.

Deutscher Fernsehpreis 2011

Quelle: dapd

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JBK, wie man ihn auch nennt, will nicht nur gut sein, sondern der Beste - und wie der Beste bezahlt werden. Insofern ist die jüngste Nachricht eine Besonderheit: Johannes B. Kerner wird im Dezember mit seiner Show bei Sat 1 aufhören. Seit Ende 2009 lief die Sendung ohne Resonanz und Erfolg an Donnerstagabenden als "Magazin" mit Nutzwertthemen.

Johannes B. Kerner mti seiner Frau Britta Becker-Kerner

Kerner gibt sein Sat.1-Magazin ab

Quelle: dpa

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Nun gibt er auf. Noch zwei Jahre lang steht er bei dem kommerziellen Sender unter Vertrag, aber dort ist man scheinbar ratlos, was für ein Format zu Kerner und Sat 1 passen könnte. Für 2012 ist Kerner als Anchorman der Fußball-Champions-League eingeplant - allerdings nur bis Sommer, dann wechseln die Übertragungsrechte für drei Jahre zum ZDF.

Deutscher Fernsehpreis

Quelle: dpa

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Kerner, 46, ist erstmals an einem Punkt, von dem aus er nicht mehr weiter aufsteigen kann. Tatsächlich stieg er schon im Herbst 2009 mit der Entscheidung ab, das ZDF zu verlassen, das ihn zum TV-Star gemacht hatte. Er folgte dem Geld des Kommerzfernsehens, auch dem der Telekom (beim Bundesliga-Pay-TV), aber nicht der Vernunft. Das ZDF hätte ihn behalten, doch Anstalt und Moderator verhielten sich wie Ehepartner, von denen der eine dem anderen erklärt, um wie viel wichtiger er selbst für die Beziehung sei.

Mit Komikerin Anke Engelke bei der Verleihung des Deutschen Fernsehpreises 2011 in Köln

Verteidigungsminister zu Guttenberg und Frau besuchen Soldaten in Afghanistan

Quelle: dapd

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Kerner war beim ZDF mehr als ein Jahrzehnt der Quoten-Meier. Er etablierte die Plauderstunde spät abends in der Woche und boulevardisierte damit einen Teil des öffentlich-rechtlichen Programms. Das Niveau seiner Talks oszillierte. Er hatte C- und B-Prominente, aber auch die A-Klasse im Studio, selbst aus der Politik: Die Kanzler Kohl und Schröder waren da, später der Verteidigungsminister zu Guttenberg, den er in Afghanistan interviewte (siehe Foto). Gleichzeitig moderierte er bei Olympischen Spielen und der Fußball-WM, gewann dafür Preise und engagierte sich für den Spitzensport.

81975347

Quelle: AFP

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Seine Auftritte wurden, auch mit Einzelshows, immer flächendeckender, er füllte sogar die Werbepausen, in denen er für den Börsengang einer Fluglinie oder für Lebensmittel warb. Jetzt steht er, bildlich gesprochen, wieder hinter dem Tor. Theoretisch weiß er, wie man ins Spiel zurückfindet. Doch mit welchem Team?

Mit Oliver Kahn 2010 im Olympischen Stadion von Helsinki vor dem Weltmeisterschaftsspiel Deutschland gegen Finnland.

© SZ vom 19.10.11/cag/gr
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