Jörg Kachelmann:Moderator ohne Bildschirm

Jörg Kachelmann ist aus der Untersuchungshaft entlassen - doch seine Moderatorentätigkeit bei der ARD ruht weiterhin. Für den Senderverbund gibt es keine neue Lage.

Christina Maria Berr

Auf der Homepage der ARD ist von Jörg Kachelmann schon kaum mehr etwas zu lesen. Still und leise wurde dort der Wetter-Eintrag geändert. In der Rubrik "Das Wetter-Team" kommt Moderator Kachelmann gar nicht mehr vor. "Die Moderationstätigkeit Kachelmanns ruht zurzeit aufgrund der Situation", heißt es aus der zuständigen Rundfunkanstalt WDR.

Joerg Kachelmann
(Foto: APN)

Stattdessen werden nur noch die Moderatoren Claudia Kleinert, Sven Plöger und Alexander Lehmann genannt. Allein im Verweis auf den - von Kachelmann im Jahr 1990 - gegründeten Wetterdienst Meteomedia, der das Wetter im Ersten beliefert, taucht sein Name überhaupt noch auf.

Im Ersten ist man zurückhaltend geworden, was den einst so prominenten und beliebten Wettermoderator betrifft. Dabei hat sich nun einiges geändert: Jörg Kachelmann, wegen Vorwurfs der schweren Vergewaltigung angeklagt, saß seit 20. März in Untersuchungshaft - und ist nun aus der U-Haft entlassen worden, weil, so der Strafsenat des zuständigen Oberlandesgerichts in Karlsruhe, "im derzeitigen Stadium des Verfahrens kein dringender Tatverdacht mehr bestehe".

Somit könnte Kachelmann theoretisch durchaus wieder seine Geschäfte führen und als Wetter-Moderator im Ersten auftreten. Der eigentliche Prozess beginnt schließlich erst am 6. September.

Bei der ARD ändert sich allerdings durch Kachelmanns - zumindest vorrübergehende - Freilassung erst einmal nichts: "Wir warten das schwebende Verfahren, die Gerichtsverhandlung und ein anschließendes Urteil erst einmal ab", so ARD-Sprecher Lars Jacob. Und weiter: "Durch die Aufhebung der Haft ist für uns keine neue Ausgangslage entstanden."

Die Haftentlassung Kachelmanns scheint den Nachrichtenportalen im Ersten eine Meldung wert. Auch auf der Homepage der Tagesschau gibt es eine Meldung des SWR, der die Entlassung des 52-Jährigen aus der U-Haft zum Thema hat.

Bei Kachelmanns Schweizer Wetterdienst selbst gibt es noch keine Äußerungen. Dabei dürfte man gerade bei Meteomedia über die Nachricht besonders erfreut sein. Denn dort fehlte mit Kachelmann nicht nur der Besitzer und Verwaltungsrat, sondern auch ein Moderator für das Wetter im Ersten.

Ein Moderatoren-Ersatz für Jörg Kachelmann werde derzeit definitiv nicht gesucht, heißt es aus der Firma von Kachelmann. Die Stellengesuche auf der Homepage des Unternehmens betreffen, so heißt es, nicht die Moderationstätigkeit fürs Wetter im Ersten. Offiziell will man sich bei Meteomedia nicht äußern.

Einer allerdings kommuniziert offenherzig über die Freilassung: Anwalt Reinhard Birkenstock freut sich medienträchtig über seinen eigenen Erfolg und veröffentlicht eine sehr persönlich gehaltene Pressemitteilung.

Verteidiger Birkenstock erklärt: "Gott sei Dank, es gibt noch Richter" - und weiter, sein Mandant sei "wieder ein freier Mann". Birkenstock und seine Frau freuen sich "mit Jörg Kachelmann, mit seiner Mutter, seinen Kindern, den Partnern und Mitarbeitern in der Meteomedia-Gruppe und deren Geschäftspartnern".

Der Großauftraggeber ARD kommt in den Dankesworten nicht vor.

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