25 Jahre "Tatort" mit Lena Odenthal:"Sie hat Biss, aber selten Humor"

Ulrike Folkerts alias Lena Odenthal ermittelt seit 30 Jahren im "Tatort"-Ludwigshafen. Über die Jahre musste die Fernseh-Kommissarin harte Kritik einstecken. Ein Blick zurück.

Von Carolin Gasteiger

8 Bilder

Ulrike Folkerts - die Frau hinter Lena Odenthal; Lena Odenthal Tatort Ludwigshafen

Quelle: SWR

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Ach, wie die Zeit vergeht. Lena Odenthals erster Fall heißt 1989 passenderweise "Die Neue". Bis dahin hatte Karin Anselm für den SWR als tiefgründige und seriöse Kommissarin in Baden-Baden ermittelt. Nun löst sie die noch unbekannte Ulrike Folkerts in Ludwigshafen ab; die Chance auf einen weiblichen Neuanfang. Aber die TV-Kritiker machen sich keine großen Hoffnungen. In der Berlinerin habe man einen "jungenhaften Typ ohne Bedeutungsschwere" gefunden, schreibt die Süddeutsche Zeitung damals. Da ahnt noch niemand, dass Lena Odenthal einmal die dienstälteste Tatort-Kommissarin sein wird. Und, welcher Kritik sie sich bald ausgesetzt sieht. Denn die Presse geht mit Lena Odenthal nicht zimperlich um.

Im Bild: Ulrike Folkerts mit Michael Mendl in ihrem Debütfall

TATORT: SCHLAFLOSE NÄCHTE

Quelle: OBS

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"Sie hat Biss, aber selten Humor."

Tough ist Lena Odenthal von Anfang an; immerhin muss sie sich als dritte Tatort-Ermittlerin überhaupt in einem noch von Männern bestimmten Umfeld behaupten. Da bleibt, so schrieb die taz bereits vor 15 Jahren, manch anderes Attribut eben auf der Strecke.

Im Bild: Szene mit Ingrid van Bergen 1999 in "Schlaflose Nächte"

" Tatort: Nahkampf "

Quelle: OBS

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"Sie hat es zwar nach wie vor nicht nötig, mit den so genannten Waffen einer Frau zu kämpfen, doch trotz ihres mitunter recht grimmigen, fast zynischen Humors ist sie weicher geworden, weniger unnahbar."

Aha, Lena Odenthal hat immerhin Humor. Aber als Kompliment liest sich der Satz aus der Frankfurter Rundschau zum Jubiläum nicht. Vielmehr als der umständliche Versuch, einer ungewohnten Art von Frauenfigur doch noch etwas Gutes abzugewinnen. Als würden sich die "so genannten Waffen einer Frau" und zynischer Humor widersprechen. Odenthals ungewohnte Milde führt die FR übrigens auf "Pausenclown" Kopper zurück, für den die Kommissarin "fast mütterliche Gefühle" entwickle, wie es weiter heißt.

Im Bild: Szene mit Ulrike Folkerts und Andreas Hoppe aus "Nahkampf" 2002

TATORT - Flashback

Quelle: OBS

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Aber richtig schlimm klingt das Fazit der taz-Gratulation 1999. Lena Odenthal sei, anders als ihre psychologisch überladenen männlichen Kollegen, "eine moderne Beamtin auf der Suche nach der optimalen Frisur". Man muss diesen Satz einmal laut lesen, besonders wenn man die Odenthal-Fälle kennt, in denen es um nichts weniger geht als um das persönliche Styling der Kommissarin. Schade, wenn das alles ist, was es damals über die SWR-Kommissarin zu sagen gibt.

Im Bild: Szene aus "Flashback" 2002

TATORT 01.12.

Quelle: OBS

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Holla, auch die Frankfurter Allgemeine Zeitung findet, ebenfalls 1999, keine wohlwollende Worte für die Tatort-Kommissarin. Lena Odenthals Angriffslust wachse umgekehrt proportional zu ihren Erfolgschancen. Aber es geht auch um die Frau dahinter: "Wenn Ulrike Folkerts eine Bar betritt, hat man Angst um den hünenhaften Türsteher." Wie bitte? Und damit nicht genug, ...

Im Bild: Szene mit Ulrike Folkerts mit Dietmar Schönherr in "Tod im All" 1999

Ulrike Folkerts - die Frau hinter Lena Odenthal; Lena Odenthal Tatort Ludwigshafen

Quelle: SWR/Krause-Burberg

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"Zuweilen gleicht Lena Odenthal einer Katze, die sich für einen Kampfhund hält: ohne Rücksicht auf die Grenzen der Kiefermechanik ins Wollknäuel verbissen", schreibt das Blatt im selben Artikel, der übrigens mit "Die Katze als Kampfhund" überschrieben ist. Spätestens hier wird klar: Ulrike Folkerts muss auch abseits der Leinwand einiges aushalten.

Im Bild: Szene aus der SWR-Sendung "Ulrike Folkerts - die Frau hinter Lena Odenthal"

Mord am Sonntag

Quelle: obs

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Ludwigshafen, Lena Odenthal. Lena Odenthal, Ludwigshafen. Ohne einander können Stadt und Kommissarin nicht. Das macht sich anscheinend auch äußerlich bemerkbar. "Voller Brüche, mit schönen Winkeln, aber auch rauen Fassaden, fast schon tristen Ecken" sei Lena Odenthal der Stadt Ludwigshafen "nicht unähnlich". So formuliert es der SWR in einer Festschrift zum 15-jährigen Jubiläum 2004. Selbst der Arbeitgeber findet also nicht unbedingt den richtigen Ton.

Im Bild: Szene aus der SWR-Sendung "Die Tatort-Kommissare im Südwesten"

Tatort Ludwigshafen Zirkuskind Lena Odenthal Ulrike Folkerts

Quelle: SWR/Alexander Kluge

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Die FAZ mildert im Lauf der Jahre ihr harsches Urteil gegenüber Odenthal und wirkt 2010 versöhnlich, da sich "... ihre Figur in den letzten Jahren allmählich von der reizvoll androgynen Garconette zur reifen Frau gewandelt hat, mit weichen langen Locken statt Bubenstoppeln und zunehmend weichem Herzen". Die langen Locken also. Und die FAZ schreibt weiter, dass sie eine Gegenfigur zum aktuellen Trend entwickelt habe, sei das Beste, was man ihr zum fünfzigsten Geburtstag wünschen könne. Angesichts dieser kruden Auswahl an vermeintlichen Glückwünschen würde ein weiterer an dieser Stelle nur fehl am Platze wirken. Aus diesem Grund sei er hier ausgespart.

Im Blid: Szene aus "Zirkuskind" 2014

© Sz.de/ihe/lala
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