30 Jahre Musikantenstadl: Moik und Borg:Böse Worte nach Wien

Die gar nicht so heile Welt der Volksmusik: In München zeigt sich "Musikantenstadl"-Moderator Andy Borg erstmals mit seinem Vorgänger Karl Moik. Und der erhebt gewaltige Vorwürfe.

Christina Maria Berr und Lisa Sonnabend

Wer glaubt, in der Volksmusik sei die Welt noch heil, der irrt gewaltig. Denn beim Musikantenstadl brodelt es, nicht hinter den Kulissen, sondern durchaus öffentlich. Denn Stadl-Erfinder Karl Moik nutzt eine Pressekonferenz zum 30-jährigen Bestehen der Volksmusik-Megashow, um mit den Verantwortlichen beim ORF noch einmal abzurechnen.

Pressekonferenz zu 30 Jahren Musikantenstadl

Feiern sich und das 30-jährige Bestehen des Musikantenstadls: Andy Borg (links) und Karl Moik.

(Foto: dapd)

Dabei sollte alles nach trauter Gemeinsamkeit aussehen: Der Bayerische Rundfunk hatte in München zur Pressekonferenz geladen. Moderator Andy Borg und sein Vorgänger Karl Moik wollten gemeinsam Servus, Grüezi und Hallo sagen. Etwas Besonderes, war doch Moik vor fünf Jahren, kurz vor dem 25-jährigen Jubiläum, in Streit mit den Senderverantwortlichen gegangen. Doch die Wut darüber, dass sein Vertrag nicht verlängert wurde, ist offenbar immer noch so groß wie 2005.

Moik verkündete, er werde nicht zur Jubiläumsshow im März nach Fribourg in der Schweiz kommen, denn: "Niemand von den Obrigen hat sich seit meinem Ausscheiden mit mir in Verbindung gesetzt, geschweige denn in den Stadl eingeladen." Die Entscheidung, die Jubiläumssendung nicht in die Heimat des Musikantenstadls, also nach Österreich, zu legen, bezeichnete er als "vertrottelt". Sein Resümee: "Man wird liegengelassen wie ein dreckiges Tuch." Moik machte deutlich, dass sich sein Zorn ausschließlich gegen den federführenden ORF wende. Seine blau-weiße Krawatte verrutschte bei seiner Attacke kein bisschen.

Borg sagt kaum ein Wort mehr, die Hände hat er auf dem Tisch übereinander gefaltet. Und es mutet durchaus komisch an, dass sich direkt im Anschluss die Unterhaltungschefin des Bayerischen Rundfunks (BR), Annette Siebenbürger, wie auch die zuständige BR-Redakteurin Bernadette Meier-Sabisch explizit beim ORF für die gute Zusammenarbeit bedanken.

Eine Attacke aus München

Dabei hatte der BR ohnehin schon ein Zeichen der Selbständigkeit gesetzt: Die einzige Pressekonferenz zum Musikantenstadl findet nicht beim produzierenden österreichischen Sender, sondern in München statt. Und zum ORF, so darf man vermuten, wäre Moik wohl auch nicht gekommen. Der bissige Gruß aus München dürfte den Wiener Sender doch auch so erreichen. Ein gewollter PR-Gag? Wohl eher nicht.

Begonnen hatte an diesem Mittag in München noch alles beschwingt-fröhlich mit einem Auftritt, der die Pressekonferenz selbst zu einem Ministadl verwandelte: Die beiden Volksmusikgiganten zogen breit grinsend ein, dazu spielte eine Blaskapelle: "Ja es ist Stadlzeit, jetzt wünsch ich dir eine wunderschöne Zeit." Moik sah gut erholt aus, von seinen gesundheitlichen Problemen - 2004 hatte er einen Herzinfarkt erlitten - keine Spur. Andy Borg begnügte sich mit der Rolle als Stichwortgeber und spielte Moik zunächst die Bälle zu: "Ich moderiere den Stadl, du hast ihn gemacht." Zwei Freunde in gemeinsamer Volksmusikmission also? So kündigte der Münchner Sender die beiden Moderatoren jedenfalls an.

Doch Moik war nicht so sehr nach Kuschelstunde zumute: Sie seien "befreundet in Anführungszeichen", meinte der Altmeister und erklärte: In dem Geschäft gebe es immer jemanden, der wichtiger sei als man selbst. "Deswegen gibt es überall Neid, du wirst keine echten Freunde haben." Borg tat, was er an diesem Nachmittag immer tat, wenn Moik etwas sagte: Er nickte.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: