30 Jahre MTV:Als die Bilder singen lernten

Von New-Wave-Poppern in Flitterjäckchen und grölenden Adrenalin-Junkies bis zu knutschenden Popdiven: In 30 Jahren schrieb MTV Musikgeschichte - nicht nur mit Videoclips. Wir erinnern uns, wie ein Musiksender erwachsen wurde.

Carolin Gasteiger

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30 Jahre MTV

Quelle: MTV

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Von New-Wave-Poppern in Flitterjäckchen und grölenden Adrenalin-Junkies bis zu knutschenden Popdiven: In 30 Jahren schrieb MTV Musikgeschichte - nicht nur mit Videoclips. Wir erinnern uns an die Bilder eines Musikkanals, mit denen wir erwachsen wurden.

Alles beginnt am 1. August 1981 kurz nach Mitternacht, als The Buggles mit ihrem One-Hit-Wonder "Video killed the Radio Star" das moderne Musikzeitalter einläuten - und MTV im amerikanischen Kabelfernsehen an den Start geht. Eine Ära voll bunter, musikunterlegter Bilder folgt. Zugegeben, der erste Clip ist noch weniger Augenweide als Kitschattacke - das New-Wave-Duo trällert in silbernen Glitzerjacketts und weißen überdimensionale Plastikbrillen. Doch das Premierenfilmchen ist ein Statement für das Musikfernsehen: Tatsächlich etabliert sich das Musikvideo recht bald zum eigenständigen Kunstgenre.

(Text und Bildauswahl: sueddeutsche.de/cag)

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Quelle: SZ

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"Musikfernsehen war ein Phänomen der neunziger Jahre", sagte Markus Kavka, einer der berühmtesten Charakterköpfe, die (das deutsche) MTV hervorbrachte, jüngst in einem Interview mit dem Frankfurter Rundschau Magazin. Kaum ein Star der neunziger Jahre hatte nicht mindestens einen großen Auftritt bei MTV - oder sorgte zumindest für einen ordentlichen Eklat.

30 Jahre MTV

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Paradebeispiel ist Alltime-Skandal-Popmama Madonna: Ihr Videoclip zu "Like a Prayer" lässt die Kirche 1989 aufschreien und sie der Blasphemie bezichtigen. Ein schwarzer Heiliger, der vom Altar herabsteigt und die in schwarze Spitze gehüllte Sängerin küsst - welch Sünde!

Im Bild performt sie übrigens halbwegs züchtig 1984 auf der Bühne der MTV Video Music Awards ihren Hit "Like a Virgin" - auch nicht unumstritten.

Britney Spears, Madonna

Quelle: AP

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Der Skandale nicht genug, setzt sich die Queen of Pop bei den MTV Awards 2003 gleich noch mal gebührend in Szene und knutscht mit Kollegin Britney Spears live auf der Bühne.

Undated handout of Michael Jackson from the 'Thriller' 25th Anniversary Edition album

Quelle: Reuters

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Frei nach Markus Kavka stammt auch das erfolgreichste Musikvideo der Popgeschichte aus den neunziger Jahren: "Thriller" von Michael Jackson liefert 13 Minuten voll aufwändiger Tanzeinlagen, roter Lederjacken und Jackos unverkennbarem Popgestöhne. Der King of Pop produziert mit "Scream" außerdem das teuerste Video des Musikfernsehens. Ganze sieben Millionen Euro kostet der Clip. Kein schlechter Dienst an MTV - und umso erstaunlicher, da der Sender 1983 Jackos Video zu "Billy Jean" zunächst abgelehnt hatte.

30 Jahre MTV

Quelle: MTV

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MTV wird im Laufe der Jahre zum Marketingerfolg, nicht zuletzt durch "MTV Unplugged":  Bon Jovi eröffnen den Reigen der Akustikbarden 1989, Nirvana (im Bild Kurt Cobain) veröffentlichen 1993 sogar ein komplettes Album ohne Verstärker. Als erster Künstler hierzulande spielt Herbert Grönemeyer ein Jahr darauf ein "MTV Unplugged"-Konzert.

30 Jahre MTV

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Die Beförderung vom Moderator zum VJ ist eine Erfindung von MTV. Für viele von ihnen, etwa "MTV Most Wanted"-Star Ray Cokes oder Kristiane Backer, war der hippe Musikkanal das Karrieresprungbrett. Aber diese fünf Anfangs-VJs legten vor: J. J. Jackson, Nina Blackwood, Mark Goodman, Martha Quinn, und Alan Hunter (von links nach rechts).

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Quelle: AP

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Nicht nur Nachwuchsmoderatoren und Popsternchen bringt MTV groß heraus, sondern bald auch eigene Kultfiguren hervor: Beavis und Butt-Head stehen so unverkennbar für MTV wie das Logo selbst in Kaugummischrift. Was die beiden nicht unbedingt hellen Jungs in ihrer Heimat Highland erleben, wird schnell zum Kult - und Beavis und Butt-Head treten schließlich sogar in Videoclips von Cher und den Red Hot Chili Peppers auf. 1996 bekommen die beiden gelben Eierköpfe einen eigenen Kinofilm: Beavis und Butt-Head machen's in Amerika (Beavis and Butt-Head Do America).

Johnny Knoxville in dem Film " jackass the movie "

Quelle: REUTERS

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Ein weiterer erfolgreicher MTV-Exportartikel ist Jackass: Laut, eklig und unerhört suchen Johnny Knoxville und seine lebensmüden Kumpane nach dem ultimativen Adrenalinkick - und lassen dabei keine Schlammgrube, keine Kettensäge und keinen Elektroschocker aus. Ihr Erfolg beschert den Rüpel-Rowdies ab 2003 drei eigene Kinofilme. Im Juni 2011 erleidet die Jackass-Crew einen schweren Schicksalsschlag: Stuntman Ryan Dunn kommt in der Nähe von Philadelphia bei einem Autounfall alkoholisiert und mit zu hoher Geschwindigkeit ums Leben.

30 Jahre MTV

Quelle: MTV

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Mit der Zeit wird der Videoclipkanal MTV massentauglicher und wandelt sich zum Unterhaltungssender: The Osbournes betreten die Bühne. Von 2002 bis 2005 können MTV-Fans Ozzy Osbourne und seine Lieben in ihrem Heim in Beverly Hills zwischen Horden von Hunden und Katzen umherspringen sehen - trautes Familienleben sieht anders aus. Doch The Osbournes wird zur Urmutter der Homestory - MTV schiebt Hogan knows best nach, besucht Hugh Hefners Girls of the Playboy Mansion im sinn- und klamottenfreien Lotter-Luxusleben und verlängert 2011 Keeping up with the Kardashians in die dritte Staffel.

Jahresrueckblick September 2010: Lady Gaga

Quelle: dapd

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Schlagzeilen garantieren seit jeher auch die MTV Awards - sie sind immer für das eine oder andere Skandälchen gut. Lady Gaga im Fleischdress, ein von der Decke schwebender Borat mit direktem Kurs auf Eminem und ...

JACKSON TIMBERLAKE aw

Quelle: ap

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... nicht zu vergessen: Janet Jacksons "Nipplegate" beim Superbowl 2004, an dem Justin Timberlake nicht unbeteiligt ist. Präsentiert von: MTV.

Michael 'The Situation' Sorrentino; Rafael Kieliszelic; Daniel Sajewski

Quelle: AP

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Der Siegeszug des Internets beendet die Erfolgsjahre von MTV. Statt nachmittagelang auf der Couch Videoclips zu gucken, klickt sich die Jugend durch Youtube: "Youtube killed the TV Star" nennt es die taz. Und das Programm füllen immer dumpfere Realityformate wie Jersey Shore (im Bild links: Protagonist Michael "The Situation" Sorrentino), in der sich eine partywütige WG skandalträchtig und muskelbepackt in Szene setzt. Vom einstigen Musikfernsehen mit Clips ist nur noch wenig übrig.

Michael Sorrentino

Quelle: AP

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Nicht nur, dass besagte Reality-Soap-Darsteller echte Popstar-Attitüden an den Tag legen und an deren Stelle über den roten Teppich flanieren, wie hier Jersey-Shore-Darsteller Sorrentino. Der Wandel des US-Senders mit deutschen Dependancen zeigt sich auch in der Senderstrategie des Mutterhauses MTV Networks, das neben MTV auch Viva, Nickelodeon und Comedy Central ausstrahlt.

30 Jahre Jugend: MTV hat Geburtstag

Quelle: dpa

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"Wir sagen der Generation X, geboren zwischen 1965 und 1979, auf Wiedersehen und umarmen die Jahrtausender", verkündet Stephen Friedman, General Manager von MTV, bei der Vorstellung der neuen Programmpläne Anfang März 2011 in London. MTV Deutschland taucht ins Pay-TV ab und wird zum Bezahlkanal.

MTV-AWARD SPICE GIRLS

Quelle: DPA

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Der Abschiedssong beweist, dass die MTV-Macher zumindest ihr Händchen für einen werbewirksamen Song bis zuletzt nicht verloren haben: "Viva forever" von den Spice Girls. Nur noch Viva, einst MTVs großer Rivale in Deutschland und heute Teil des MTV-Networks, bleibt frei empfangbar.

Zum Abschluss der Geburtstagsglückwünsche bleibt die nüchterne Erkenntnis, dass MTV die Rolle als Trendsetter längst zugunsten seichten Mainstreams aufgegeben hat. Auch eine Art, erwachsen zu werden. Happy birthday!

© sueddeutsche.de/cag/rus/luk
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