Israel in arabischen Fernsehserien:Verbotene Liebe

Ramadan-Serie 'Das jüdische Viertel'

In Das jüdische Viertel verliebt sich die Jüdin Laila (Menna Schalabi) in den Muslim Ali (Ijad Nassar), bei dem sie sich in dieser Szene einhackt.

(Foto: dpa)

Im Fastenmonat Ramadan buhlen arabische TV-Soaps auch mit dem Reizthema Israel um Einschaltquoten. Nun sorgt eine ägyptische Serie für Aufsehen: Weil sie sympathische jüdische Figuren zeichnet - mit finanzieller Unterstützung vom Staat.

Von Ronen Steinke

Das goldene Zeitalter des Fernsehens ist ziemlich genau vor zwei Wochen angebrochen. Enden wird es in zwei Wochen, am 16. Juli. So lange dauert der muslimische Fastenmonat Ramadan, der Millionen Familien in der arabischen Welt zum abendlichen Fastenbrechen nicht nur an einen Tisch bringt, sondern vor allem auch vor den Fernseher: Märchenhaft ist gar kein Ausdruck für die Einschaltquoten, auf die sich die Sender das ganze Jahr über freuen. Dutzende Kanäle konkurrieren jedes Jahr mit aufwendigen, eigens für diesen Monat produzierten TV-Serien. Am erfolgreichsten sind jene, die einen politischen Nerv treffen.

Seit Wochen hängen in Kairo riesige Plakate, die für die Ramadan-Serie Jüdisches Viertel werben, eine der am meisten diskutierten in dieser Saison. Die Serie spielt 1948 in einem Kairoer Stadtteil, von dem heute kaum etwas übrig ist. Als eines Nachts ein Alarm ertönt, strömen die Nachbarn aus ihren Häusern. Einige bekreuzigen sich, andere beten zu Allah, aber Schutz finden sie alle gemeinsam in der Synagoge in ihrer Mitte. Das alte, vielfältige Ägypten! Dann erst wird klar, was es mit dem Alarm auf sich hat. Es ist Krieg - mit Israel. Und so beginnen schwierige Zeiten für die jüdischen Kairoer.

Muslimischer Junge liebt jüdisches Mädchen

Dem Thema Israel wenden sich in diesem Jahr gleich mehrere Ramadan-Serien zu. Erde und Salz handelt laut seinem libanesischen Sender von "islamischem Widerstand" gegen Israel. Wer in Syrien dieser Tage noch fernsehen kann, dem wird vom Sender "Syria Drama" die Geschichte eines südsyrisches Dorfs der 1990er-Jahre erzählt, in dem die Frauen verschleiert sind, die Landschaft romantisch ist und der Feind klar außerhalb steht: Darb al-Yasmin beschreibt die Konflikte einer Familie, deren Sohn in israelischer Haft sitzt. Das Kairoer Jüdische Viertel aber ist deshalb besonders, weil die jüdischen Figuren darin auch sympathisch gezeichnet sind.

Im Zentrum steht die Liebe eines muslimischen Jungen zu einem schönen jüdischen Mädchen. Weil die Serie auch mit Staatsgeld produziert worden ist, argwöhnen jetzt einige in Ägypten, die Regierung wolle die Fernsehnation einlullen. Präsident Abdel Fattah al-Sisi steht für eine Annäherung an Israel - ein Kurs, der in der Bevölkerung nicht nur unter den stramm israelfeindlichen Muslimbrüdern hoch umstritten ist.

Muslimbrüder als Romantik-Killer

In der Serie erscheinen die Muslimbrüder übrigens auch. Als gefährlichste Widersacher der jungen Liebe. "Wenn die Juden uns im Krieg besiegt haben", sagt ihr Anführer in rotem Fez, "so können wir sie immer noch hier besiegen, im eigenen Land." Düsteres Mienenspiel, spitzer Zeigefinger. Die Brüder brüllen Allahu Akhbar, als sei es eine Verwünschung.

Ob die Liebenden im Jüdischen Viertel ein Happy End erwartet? Zu Beginn der Serie, als gerade die erste Folge ausgestrahlt war, schrieb die Kummer gewöhnte israelische Botschaft in Kairo erleichtert auf ihrer arabischen Facebook-Seite: "Wir haben bemerkt, dass Juden zum ersten Mal als natürliche, echte Menschen und Kinder Adams gezeigt werden. Wir gratulieren zu diesem Werk!"

Seither hat einer der Serienmacher, Gamal el-Adl, auf Twitter geantwortet: "Wartet's ab." Der Ramadan ist noch lang. Und ganz Ägypten sieht zu.

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