Island-Krimi in der ARD:Franka Potente kehrt zurück - ausgerechnet im ARD-Fernweh-Krimi

Der Island-Krimi: Der Tote im Westfjord

Franka Potente ermittelt als Krimiautorin in Island.

(Foto: ARD Degeto/NDF/Frank Lübke)

Nach fünf Jahren spielt der Hollywood-Star wieder in einer deutschen Produktion. Aber warum muss es eine sein, die irgendwie nach Karriere-Knick klingt?

TV-Kritik von Charlotte Haunhorst

Die isländische Krimiautorin Solveig Karlsdottir hat einen Haufen Probleme: Mutter Margrét (Hildegard Schmahl) ist am Rande der Demenz und glaubt an Elfen; Bruder Arní (Derek Richardson) ist wegen seines Wahlkampfes zu beschäftigt, um sich darum zu kümmern. Und dann ist da noch dieser Mann im Hafenbecken, dessen Tod die Polizei direkt als Unfall abtut. Dabei ist einiges daran merkwürdig. Also lässt Regisseur Till Endemann Solveig, stets bekleidet mit grobem Wollstrick, bunter Pudelmütze und noch bunterem Ohrschmuck, durch die isländische Landschaft stapfen, um den Fall auf eigene Faust zu lösen.

Soweit also erst mal das klassische, leicht absurde ARD-Donnerstagskrimigerüst, bei dem deutsche Schauspieler als ausländische Ermittler an exotischen Orten wie Tel Aviv, Istanbul oder Athen Mordfällen nachgehen. Und jetzt eben Island, was klingt wie more of the same - wäre da nicht der Name der Schauspielerin, die Solveig Karlsdottir verkörpert: Es ist Franka Potente.

Das ARD-Island in den Filmen ist ein großes Dorf mit rauen Menschen und warmen Herzen

Seit 2011 hat die 42-jährige Münsteranerin, den meisten bekannt aus Tom Tykwers preisgekröntem Film Lola rennt, in keinem deutschen Film mehr mitgespielt. Bereits 2004 hatte sie mit Die Bourne Identität ihren Hollywood-Durchbruch, seit sechs Jahren lebt sie mit Mann und zwei Kindern in Los Angeles. Sie gilt somit als eine der wenigen deutschen Schauspielerinnen, die es tatsächlich auch international geschafft hat; zuletzt hat Potente die britische Mini-Serie Taboo von und mit Tom Hardy abgedreht.

Warum also jetzt das Deutschland-Comeback in einem ARD-Fernwehkrimi, das irgendwie nach Karriere-Knick klingt?

Auf diese Frage hat Franka Potente in einem Hotel am Berliner Ku'damm eine knappe Antwort: "Es kommt ja immer auf die gleiche Weise dazu: Man hat eine Agentur, die bekommt ein Drehbuch, man liest es, bespricht, ob es passt und ob man da Lust drauf hat. So war das in diesem Fall auch." Dass dann auch noch ihr Mann Derek Richardson in dem Krimi mitspielen konnte, war glückliche Fügung: "Der Schauspieler, der meinen Bruder spielen sollte, fiel aus. Also habe ich gesagt: Warum macht er das nicht einfach?", erinnert sich Franka Potente. Prompt fand sich die ganze Familie für mehrere Monate auf Island wieder.

Gedreht wurden dort direkt zwei Folgen des Island-Krimis: Der Tote im Westfjord und Tod der Elfenfrau, stets mit einem halb deutschen, halb isländischen Team. "Das war ein totales Kauderwelsch, das habe ich so noch nie erlebt", sagt Potente. Im Vorfeld habe sie sich auch viele Gedanken gemacht, ob es für Isländer nicht seltsam wirken könne, wenn sie Solveig Karlsdottir mimt, ohne jegliche Sprachkenntnisse. "Aber das hat sich dann vor Ort erledigt. Die Kollegen waren klasse, da hat mir niemand das Gefühl gegeben, dass das jetzt komisch sei", sagt Potente.

Das Problem hat sie ja nicht alleine, längst spielen deutsche Schauspieler Ermittler in Athen, Istanbul oder Venedig, auf Mallorca oder in Tel Aviv. Vor allem die Gefahr, aus hiesiger Sicht landestypische Klischees zu bedienen, ist bei diesem Genre groß. Franka Potente selbst sagt zwar, dass sie vor dem Dreh gar keine dieser Klischees gekannt habe. Letztendlich ist es natürlich aber trotzdem so, dass Island in den Filmen als großes Dorf mit rauen Menschen und warmen Herzen rüberkommt. Gleichzeitig gibt es aber auch einen Lerneffekt - das tatsächlich in Island tief verwurzelte Elfenthema wird sehr behutsam erklärt, ohne sich lustig zu machen. Und, wie bereits angedeutet: Der Island-Krimi ist in der ARD in bester Gesellschaft, die Liste ließe sich noch um Kroatien, Urbino, Zürich und Bozen erweitern - das Erste sammelt sie auf einer eigenen Seite im Internet.

Franka Potente hält das Genre für "ein kurioses Phänomen. Vermutlich will man 'The best of everything' miteinander verbinden. Schöne Bilder von Orten, an die man gerne mal reisen möchte, mit bekannten Gesichtern." Und ihr Gesicht ist sehr bekannt.

Der Tote im Westfjord, Donnerstag, 20.15 Uhr, ARD

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