International Teletext Art Festival:Malen nach Pixeln

Wenn der Fernsehzuschauer rasch nach der nächsten Sendung schauen will, stößt er auf eigenartige Bilder: Beim "International Teletext Art Festival" sind Videotext-Werke von 15 Künstlern aus der ganzen Welt zu sehen. Die Beschränkung auf wenige Pixel ist für sie eine besondere Herausforderung, mit der sie sehr unterschiedlich umgehen.

Von Kathleen Hildebrand

International Teletext Art Festival

Kunst Videotext Teletext

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(Foto: Dan Farrimond)

Wenn der Fernsehzuschauer rasch nach der nächsten Sendung schauen will, stößt er auf eigenartige Bilder: Beim "International Teletext Art Festival" sind Videotext-Werke von 15 Künstlern aus der ganzen Welt zu sehen. Die Beschränkung auf wenige Pixel ist für sie eine besondere Herausforderung, mit der sie sehr unterschiedlich umgehen. Sendungsinformationen und Nachrichten einfach mittels der Fernbedienung abrufen: Millionen von Menschen nutzen täglich den Teletext. Schon bald nach seiner Einführung in den 80er Jahren des vergangenen Jahrhunderts haben Künstler die gestalterische Besonderheit des Mediums erkannt und umgesetzt. 2012 initiierte eine finnische Künstlerkooperative erstmals ein Festival zu Ehren der Teletext-Kunst. Die künstlerischen Beiträge des "International Teletex Art Festivals" waren im Videotext von ARD, ORF und dem Schweizer Fernsehen zu sehen. Dan Farrimond: Teletext Tart

International Teletext Art Festival

Dragan Espenschied: Lucky Cat

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(Foto: Dragan Espenschied)

Videotext-Kunst weckt Erinnerungen an eine andere Technik-Epoche, als es eine ganz neue Erfahrung war, Informationen dann abrufen zu können, wenn man selbst gerade Lust auf Informationen hatte. Heute, könnte man meinen, ergoogeln die Menschen das Fernsehprogramm lieber mit dem Smartphone als auf den Fernbedienungsknopf mit dem TXT-Symbol zu drücken - doch nach Angaben der ARD schauen täglich 16 Millionen Menschen ind den Teletext.  Videotext-Künstler arbeiten mit der sogenannten "Austastlücke". Das sind diejenigen Bildzeilen, die nicht für das Fernsehbild genutzt werden. Die grafischen Möglichkeiten dieses Formats sind begrenzt, weil für den Video- oder Teletext nur 24 Zeilen und 40 Spalten zur Verfügung stehen. Dragan Espenschied: Lucky Cat

International Teletext Art Festival

Jarkko Rasanen: :(

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(Foto: Jarkko Rasanen)

Kein Grund zu weinen: Der Tele- oder Videotext ist nicht tot und das will auch das Festival zeigen. Wahrscheinlich ist es mit ihm so wie mit vielen Medien, denen immer wieder das Aus vorhergesagt wird. Sie existieren weiter, werden aber anders genutzt - zum Beispiel als Raum für Kunst. Der Medientheoretiker Marshall McLuhan glaubte, dass jedes alte Medium zum Inhalt des neuen Mediums werde. Was den Videotext betrifft, hat er Recht gehabt: Die Seiten können mittlerweile auch im Internet abgerufen werden. Jarkko Rasanen: :(

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Kathrin Gunter: Mugshot 2a

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(Foto: Kathrin Gunter)

In Zeiten unendlich ausufernder und in jeder Sekunde wachsender Datenmengen im Internet ist die Beschränkung des Mediums Videotext verlockend für Künstler, vielleicht sogar wohltuend. Die Künstlerin Kathrin Gunter thematisiert mit der starken Verpixelung eines Polizeifotos der Schauspielerin Lindsay Lohan das Verschwinden der Person hinter ihrer übermäßigen Präsenz auf Fotos. "Dieses Archaische, die Reduktion auf einzelne Pixel, hat in der heutigen Welt der HD-Auflösung einen starken visuellen Reiz", erklärt das Künstlerkollektiv FixC cooperative aus Helsinki, das das Festival auch in diesem Jahr organisiert. Kathrin Gunter: Mugshot 2a

International Teletext Art Festival

LIA: Black & White No. 2

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(Foto: LIA)

15 Künstler aus verschiedenen Ländern beteiligen sich - und wieder sind sehr unterschiedliche Arbeiten für das Festival entstanden: gegenständliche, die sich an der begrenzten Pixelzahl sichtlich abarbeiten, oder abstrakte wie die der österreichischen Medienkünstlerin LIA.  LIA: Black & White No. 2

International Teletext Art Festival

Manuel Knapp: Untitled

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(Foto: Manuel Knapp)

Neben Weiß und Schwarz bietet der Videotext nur sechs Farben an. Während manche Künstler alle diese wenigen Möglichkeiten nutzen, beschränken sich andere noch weiter. Manuel Knapp, ebenfalls Österreicher, zeigt beim ITAF eine Videotext-Version seiner sehr reduzierten, geometrischen Formensprache. Manuel Knapp: Untitled

International Teletext Art Festival

Max Capacity: Goons

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(Foto: Max Capacity)

"Dummköpfe" heißt dieses Bild des kalifornischen Medienkünstlers Max Capacity.  Das Teletext-Festival beginnt am 15. August - und zwar auch jenseits der Bildschirme: Im ARD-Hauptstadtstudio in Berlin werden die Werke bis zum 15. September ausgestellt. Max Capacity: Goons

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Raquel Meyers: The Journey of the Sun

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(Foto: Raquel Meyers)

Kleinteilig und naiv-liebevoll hat Raquel Meyers ihr Teletext-Werk gepixelt. Auf fünf aufeinanderfolgenden Seiten erzählt sie "Die Reise der Sonne" mit Figuren und Symbolen der ägyptischen Mythologie. Raquel Meyers: The Journey of the Sun

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Seppo Renvall: Finnish Architecture in Small Scale

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(Foto: Seppo Renvall)

Der Finne Seppo Renvall ist experimenteller Filmemacher und beschäftigt sich mit den "Dingen, die wir meistens übersehen". Auf seinem Festivalbeitrag muss man ganz genau hinschauen, um die "finnische Architektur" zu erkennen. Seppo Renvall: Finnish Architecture in Small Scale

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Max Capacity: Brain

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(Foto: Max Capacity)

Anders als im vergangenen Jahr wird 2013 eine Expertenjury den "Teletext Art Prize" an einen der beteiligten Künstler vergeben. Und ganz wie es dem ersten interaktiven Medium gebührt, darf das Publikum mitentscheiden, wer gewinnen soll. Max Capacity: Brain

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