Wer denkt bei Twitter noch an das Vogelgezwitscher, von dem der Kurznachrichtendienst seinen Namen ableitet? Der Hörspielregisseur und Musiker Klaus Buhlert hat nun eine Twittering Machine fürs Radio entworfen, die dem ursprünglichen, dem tierischen Gezwitscher also, wieder nahe kommt. Ohne die technische Dimension deshalb vom Tisch zu wischen.
Twittering Machine ist eines von zwei kurz nacheinander gesendeten Hörspielen, in denen die Musik nicht Beiwerk ist, sondern gleichberechtigter Teil neben der Sprache: Auf Klaus Buhlerts SWR 2-Produktion (22.03 Uhr) folgt um Mitternacht bei Deutschlandfunk Kultur Illuminations - ein Klangstück, in dem unter anderem die amerikanische Musik-Ikone Patti Smith mitwirkt, über die letzte Lebensphase des jung gestorbenen französischen Dichters Arthur Rimbaud 1891 am Horn von Afrika.
Buhlert hat sich zu Twittering Machine inspirieren lassen von Paul Klees Bild Die Zwitschermaschine. Ein Aquarell, das Klee mit Bleistift und Tinte überzeichnet hat, in dem sich der Künstler eine bildhafte Vorstellung eines mechanischen Vogelkonzertes gemacht hat. Buhlert fügt dem Werk durch seine Komposition gewissermaßen eine weitere Übermalung hinzu; er bringt das Gezwitscher zum Klingen, als elektronische Musik, die den Traum vom Fliegen hörbar macht. In der klaren Struktur der Musik und den Gedankensplittern kurzer Texte spiegelt sich das Gezwitscher der Smartphones wieder - als poetische Alternative zu den realen Banalitäten.
Nach Leichtigkeit hat (vergeblich) auch Rimbaud gesucht. Zuletzt wollte er die Erdenschwere durch die Kultur des Sufismus hinter sich lassen. Das Soundwalk Collective schlägt im Hörstück Illuminations an Rimbauds Beispiel eine Brücke von europäischer Intellektualität zu orientalischer Transzendenz. Patti Smith spricht mit ihrer lebensvernarbten Stimme die Textpassagen. Beide Hörspiele erschließt man sich jedoch in erster Linie nicht über den Verstand.
Twittering Machine, SWR 2, 22.03 Uhr. Illuminations, DKultur, Nacht zu Freitag, 0.05 Uhr.