Hörspiel-Tipp:Der Kameramann

Ist der Täter verantwortlich für die Folgen einer Tat oder der Berichterstatter? Ein spannendes Hörspiel mit Ulrich Noethen über Verantwortung im Krieg, auf Grundlage des Romans "Der Schlachtenmaler".

Von Stefan Fischer

Der Kriegsfotograf Faulques ist schuld an seinem Schicksal, so sieht er das, und dafür will der Kroate Marković ihn töten. Als er ihn endlich aufspürt, kann er das aber schon gar nicht mehr ohne weiteres tun: Ihn einfach über den Haufen schießen. Wenn er Faulques abknallt, so wie der damals das berühmt gewordene Foto von ihm geschossen hat - ohne zu wissen, wer das Gegenüber ist, aus welchen Motiven er handelt -, dann verhält er sich nicht besser.

Und so entspinnt sich in Alexander Schumachers zweiteiliger Hörspiel-Inszenierung von Arturo Pérez-Revertes Roman Der Schlachtenmaler eine Debatte der beiden Männer über ihre Verantwortung. Faulques (Christian Redl) hat sich in einen ehemaligen Wehrturm zurückgezogen, den er mit einem Kriegspanorama ausmalt. Marković (Jakob Diehl) wirft ihm vor, Kriege beeinflusst zu haben durch sein Fotografieren.

Die Aufnahme, die der eine vom anderen gemacht hat als geschlagenem Soldaten, sei erst später wahr geworden: Viele haben das Bild gesehen und Marković identifizierbar gemacht. Seine Frau und den Sohn hat das das Leben gekostet. Im Lauf des Gesprächs gesteht Faulques, dass er einmal um das Leben von Männern gebettelt habe, die dennoch erschossen worden sind. Womöglich deshalb, weil er da war und die Tat mit seiner Kamera bezeugen würde?

Aber was wäre die Alternative - nicht zu berichten, kein Zeugnis abzulegen von einem Krieg? Zu den vielen Unwägbarkeiten in der Geschichte, die Ulrich Noethen als Erzähler behutsam vorantreibt, gehört auch: Durch seine Tötungsabsicht holt Marković den Eremiten Faulques überhaupt erst wieder zurück ins Leben.

Der Schlachtenmaler, NDR Kultur, 20 Uhr. Teil 2 am 26. Juni.

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