Hörspiel:Glasmahl

Autor Ergo Phizmiz nähert sich in seiner Geschichte den Wahnvorstellungen der Prinzessin Alexandra Amalie von Bayern von einer interessanten Seite: Warum soll es nicht wahr sein, dass das Mädchen ein Klavier verschluckt hat?

Von Stefan Fischer

Kleine Kinder stecken sich - zum Verdruss ihrer besorgten Eltern - allerhand in den Mund, was sie besser nicht verschlucken sollten. Aber ein Klavier? Die zehnjährige, der kritischen Phase also eigentlich schon entwachsene Prinzessin Alexandra Amalie von Bayern ist sich sicher, dass sie ein solches Instrument verschluckt hat, ein gläsernes gar. Und hat Angst, dass sie zerbricht, wo sie doch jetzt fast ausschließlich aus Glas besteht.

Eine anhaltende Wahnvorstellung, die Alexandra Amalie (1826 - 1875) zu einer Außenseiterin gemacht hat, ihr am Rand der adeligen Gesellschaft aber Freiheiten schuf, die sie sonst wohl nicht gehabt hätte. Dominic Robertson, auch unter dem Künstlernamen Ergo Phizmiz bekannt, postuliert in seinem Hörspiel Die Bayerische Prinzessin: Warum eigentlich nicht? Warum soll es nicht wahr sein, dass das Mädchen ein Klavier verschluckt hat? Er hat das Stück als sogenannte Cantastoria angelegt; ein Sprechgesang, mit dem Erzähler früher in Italien auf Marktplätzen, unterstützt von Bildtafeln, ihre Geschichten erzählt haben.

Robertson hat fünf Begebenheiten ausgewählt, die bildhafte Einblicke geben in die Fantasie der kunstsinnigen Prinzessin. Es geht dabei immer auch um den Einfluss der Psyche auf die Kreativität. Und darum, dass das Machbare etwas anderes ist als das Denkbare. Wenn man sich denn zu denken traut. In den Schlössern Johannisburg in Aschaffenburg und Nymphenburg in München damals offenbar keine Selbstverständlichkeit.

Die Bayerische Prinzessin. Eine Cantastoria, Bayern 2, 21.05 Uhr.

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