W. G. Sebald wird wohl ein Außenseiter der deutschen Literatur bleiben. Umso schöner ist es, dass Hörspieladaptionen seiner Texte sehr regelmäßig gesendet werden, aktuell nun Aurachs Mutter. Es ist dies ein Auszug aus Sebalds Die Ausgewanderten und erzählt eine beklemmende Geschichte von Juden, die an ihrem Alltag festgehalten und die heraufziehende Gefahr des Holocaust ignoriert haben (Bayern 2, Dienstag, 21 Uhr). Um eine gegenwärtige jüdische Thematik dreht sich das Feature Grenzland: Daniel Cil Brecher hat die Negev-Wüste bereist, die großteils militärisches Sperrgebiet ist, und sich in diesem eigenwilligen Milieu aus Militär, Zivilisationsflüchtlingen und Beduinen umgetan (DLF, Dienstag, 19.15 Uhr).
Der RBB hat einen überdurchschnittlichen Radio-Tatort produziert. In Unantastbar geht es oberhalb der Krimihandlung um die Rolle und Kompetenzen von Polizei und Verfassungsschutz in unserer gegenwärtigen Gesellschaft (Sendetermine unter www.radiotatort.ard.de). Ein Kompetenzstreit liegt auch dem Kurzhörspiel Nicks Baby zugrunde: Darf ein kinderloser Journalist in einem Eltern-Magazin eine Kolumne schreiben? Und warum halten ihn bald darauf alle für kundig, bloß weil er mal ein fremdes Kleinkind auf dem Arm gehalten hat (SWR 2, Dienstag, 19.20 Uhr)?
Bayern 2 setzt seine Readymade-Hörspielreihe fort mit Warheads: Nacht über Gospić von Romuald Karmakar; es dokumentiert einen Artillerieangriff während des Kriegs in Kroatien Anfang der 1990er-Jahre (Bayern 2, Freitag, 21.03 Uhr). Krieg als trashigen Cyber-Punk gibt es in Richard Calders Dreiteiler Tote Mädchen, einer Vampir-Sex-Groteske (1Live, donnerstags, 23 Uhr). Intellektuell nähert sich das Nachtstudio in einer kleinen Serie der Popkultur, voran mit einem Essay über Popliteratur (Bayern 2, Dienstag, 22.05 Uhr).