"heute show" im Bundestag:Überall Ungereimtheiten

heute-show; Oliver Welke

"Dieser Kampf ist noch nicht zu Ende": Oliver Welke in der heute-Show.

(Foto: ZDF / Guido Engels)
  • Die Polit-Satire heute show bekommt keine Drehgenehmigung im Deutschen Bundestag.
  • Bei der Sendung handele es sich um "keine politisch-parlamentarische Berichterstattung", begründet der Pressesprecher des Bundestags die Absage.
  • Auf eine Anfrage begründet der Deutsche Bundestag die Verweigerung der Drehgenehmigung ausführlich, das ZDF gibt sich einsilbig.

"Wo ist mein Recht auf Informationen?", "Pressefreiheit am A.....!", "Gelebte Realsatire" - in den sozialen Netzwerken rumort es, seit Moderator Oliver Welke am vergangenen Freitag in der heute show erklärte, dass der Deutsche Bundestag der Polit-Satire eine Drehgenehmigung in seinen Räumlichkeiten verweigert habe.

Auf der Facebook-Seite der ZDF-Sendung veröffentlichen Fans die Mail-Adresse der Pressestelle des Bundestags und fordern zu Protesten auf. "Vater Staat sollte lernen, mit Humor und eventuell indirekt geäußerter Kritik umzugehen", ist dort noch eine im Verhältnis dezent geäußerte Kritik am Vorgehen des Bundestags.

Die Begründung der verweigerten Drehgenehmigung

Das Wesen der heute show und ihrer Macher hatte ZDF-Programmdirektor Norbert Himmler anlässlich des fünften Geburtstages der Sendung im Mai dieses Jahres so beschrieben: "Sie schaffen es, dass Politiker, Wähler und nicht zuletzt das ZDF sich über sich selbst zugleich ärgern und amüsieren können." Nun hat die freitagabendliche Polit-Satire die Politiker offensichtlich so sehr verärgert, dass die Berliner Elite zurückschlägt.

Am Freitagabend verkündete Welke, dass der Bundestag über seinen Pressesprecher Ernst Hebeker habe ausrichten lassen, dass der ZDF-Show keine Genehmigung erteilt werden könne, in der Lobby des Bundestags zu drehen. Denn bei der heute show, so wird Hebeker in der Sendung zitiert, handele es sich um "keine politisch-parlamentarische Berichterstattung".

Was die Verantwortlichen im Bundestag dazu sagen

"Fanpost" wird Hebeker vermutlich im Verlauf des Wochenendes eine Menge bekommen haben, weshalb eine Bitte von SZ.de um Stellungnahme auch erst am späten Montagnachmittag beantwortet wurde. Die Absage wird damit begründet, dass "die Absicht offenbar wurde, unter Verstoß gegen die hiesige Geschäftsordnung im Reichstagsgebäude eine Satire-Inszenierung aufzuzeichnen". Zum einen habe die Produktionsfirma der heute show (Prime Productions) einen Protagonisten auf der Pressetribüne filmen wollen - was qua Beschluss des Ältestenrates von 2005 nur zur unmittelbaren politisch-parlamentarischen Berichterstattung erlaubt sei.

Zum anderen habe laut der schriftlichen Erklärung aus dem Pressereferat des Bundestags eine "Ungereimtheit" darin bestanden, "dass Prime Productions den - regelmäßig mittwochs stattfindenden - Tagesordnungspunkt 'Befragung der Bundesregierung' als thematische Begründung nannte, die Drehgenehmigung aber für den Donnerstag beantragte".

Außerdem definiere das ZDF als Auftraggeber die heute show auf seiner Internetseite als "Kleinkunst/Kabarett". Will wohl heißen: Kabarett und Politik, das geht nicht zusammen.

Die Reaktionen

"Die heute show wird weiterhin versuchen, Drehgenehmigungen für den Bundestag zu erhalten", hieß es in der Pressestelle des ZDF etwas einsilbig. Ob das Drehverbot endgültig sei, wisse man derzeit selbst nicht.

Die mitunter von der heute show vorgeführten Politiker scheinen nicht alle ein großes Problem mit der Sendung zu haben. "Ich kann die Entscheidung nicht nachvollziehen", sagte SPD-Generalsekretärin Yasmin Fahimi am Montag in Berlin. "Ich finde nicht, dass man sich von der heute show bedroht fühlen muss."

Die Reaktionen im Netz ...

... fallen - wenig überraschend - eindeutig aus:

Wie die heute show mit der Absage umgeht

"Dr. Ernst Hebeker hat uns mitgeteilt, die heute show dürfe nicht mehr im Bundestag drehen, denn was wir machen sei 'keine politisch-parlamentarische Berichterstattung'. (...) Was machen wir denn sonst hier, außer politische Berichterstattung? Ohne Scheiß jetzt: Jeder darf drehen im Bundestag. Kika dreht im Bundestag, Bauer sucht Frau dreht im Bundestag, aber wir dürfen nicht rein!", sagte Oliver Welke in der Sendung vom Freitag und gab an Comedian Ralf Kabelka. Der für seinen Beitrag natürlich versuchte, in den Bundestag reinzukommen.

"Alle dürfen da rein, sogar Andrea Nahles, bloß wir nicht und ich sage: Das darf nicht sein", eröffnete Kabelka seinen fünfminütigen Einspieler. Rein kam er trotzdem nicht, auch der Versuch, sich an den Tross von Kanzlerin Merkel dranzuhängen, misslang.

Dennoch: Wenn der Bundestag der heute show verbietet, dort zu drehen, wird die Berichterstattung der ZDF-Sendung gewiss eher intensiviert denn gedrosselt werden. "Dieser Kampf ist noch nicht zu Ende. Das verspreche ich Ihnen, mein lieber Herr Dr. Hebeker", sagte Welke, und weiter: "Der freut sich übrigens immer über Fanpost, aber das nur am Rande."

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