HBO-Satiresendung:John Oliver und der bedauernswerte Zustand der Zeitungen

John Oliver

Zahlen, bitte! Wie John Oliver den Journalismus retten will.

(Foto: Greg Allen/AP)

Der US-Satiriker widmet eine ganze Sendung dem Verfall des Journalismus. Und hat eine deutliche Botschaft an sein eigenes Publikum.

Von Katharina Riehl

Seit April 2014 erklärt der Brite John Oliver beim Sender HBO jeden Sonntag die Welt und ihre herrlichen Absonderlichkeiten - vom fragwürdigen Wirken des Fußball-Weltverbandes Fifa bis zum für den Menschenverstand schwer begreifbaren Erfolg des Donald Trump.

Im Netz finden seine Reden in den Tagen danach regelmäßig eine Fangemeinde, von deren Größe Olivers Arbeitgeber, der Bezahlkanal HBO, nur träumen kann. Beim deutschen Zuschauer bleibt neben Begeisterung der betrübliche Gedanke zurück, wie weit unser Fernsehen von so kluger, witziger und hochpolitischer Analyse entfernt ist. HBO hat John Oliver; das ZDF hat die Heute-Show.

Auch an seine Youtube-Fans hatte John Oliver am vergangenen Sonntag eine kleine Botschaft, als er sich in einer knapp 20-minütigen Sequenz seinem aktuellen Thema der Woche widmete: dem Journalismus und den finanziellen Bedingungen, unter denen er heute oft entsteht. "Wir müssen für Journalismus bezahlen", erklärt Oliver seinem Publikum also - und er wisse natürlich, dass eben dieses Publikum dieser Aufforderung nun gerade kostenlos bei Youtube folge.

Es sind keine Neuigkeiten, die John Oliver da zusammenträgt. Neu ist bei diesem Thema, das wahrscheinlich doch vor allem Journalisten beschäftigt, das empörte Pathos, das seinen Pointen ja oft zugrunde liegt.

Oliver erzählt von geschrumpften Redaktionen, von Blättern, die keine Kapazitäten mehr haben, die lokalpolitischen Ereignisse seriös zu verfolgen. David Simon, der lange Journalist war, bevor er die großartige Serie The Wire schrieb, sagt in einem der eingespielten Clips, die nächsten 15 Jahre würden eine "großartige Zeit, um ein korrupter Politiker zu sein".

Recherchiert wird die Geschichte einer Katze, die so aussieht wie ein Waschbär

Ohne (Lokal-)Zeitungen, so Olivers These, wird die Welt eine schlechtere, und wer nicht für deren Inhalte bezahlt, trage Mitschuld. Er zeigt auch die bizarren Einlassungen eines Zeitungsverlegers, der das ökonomische Heil in der leichten Kost und vielen Tierbildern sucht: "Es ist die typische Arroganz von Journalisten zu glauben, dass Hundebabys nicht wichtig sind", erklärt der Verleger einer Reporterin, die ihm tapfer widerspricht und den Wert der Recherche für eine Gesellschaft betont.

Am Anfang und am Ende von Olivers Auftritt steht der Oscar-Film Spotlight, der vom Boston Globe und dessen Recherchen zum Missbrauchskandal in der katholischen Kirche erzählt. Bei Oliver heißt der Film dann Stoplight. Recherchiert wird die Geschichte einer Katze, die - so brisant ist die Story immerhin schon - aussieht wie ein Waschbär.

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