Großbritannien:Letzte Fragen

BBC-Moderator Steve Hewlett ist seiner Krebserkrankung erlegen, über die er seit vergangenem September bei Radio 4 berichtet hatte. Seine Gespräche mit dem Kollegen Eddie Mair waren fachkundig - und rührten in ihrer Offenheit zugleich Hunderttausende Briten.

Von Christian Zaschke

Als die Ärzte dem BBC-Moderator Steve Hewlett Anfang des Monats sagten, dass es jetzt schnell zu Ende gehen könnte, hat er seiner Lebensgefährtin Rachel einen Heiratsantrag gemacht. Sie nahm an, und die Krankenschwestern organisierten innerhalb einer Stunde die Hochzeit, samt Torte und einer Flasche Prosecco. Es war ein herrlicher Tag, sagte Hewlett. Vor einem Jahr hatte er erfahren, dass er Speiseröhren-Krebs hat. Am Montag ist Hewlett gestorben, und es ist keine Übertreibung zu sagen, dass daran Hunderttausende Briten Anteil nahmen.

Das liegt daran, dass Hewlett seit September jeden Montag auf dem BBC-Sender Radio 4 von seinem Krebs berichtete. Er tat das in Gesprächen mit dem exzellenten Moderator Eddie Mair. Einerseits waren es Fachgespräche, da Hewlett das Faible hatte, Unmengen an Informationen aufzusaugen und alles über seinen Krebs wusste. Andererseits waren es Gespräche über Anfang und Ende und das nicht unbedeutende Bisschen dazwischen. Die beiden Männer sprachen in einer Offenheit über das Sterben, die außergewöhnlich war und jeden bewegte, der nicht mit einem steinernen Herzen auf die Welt gekommen ist. Es war rührend und witzig, es war lehrreich und weise, es waren Sternstunden des Radios. "Haben Sie Angst?", fragte Mair einmal, und Hewlett zögerte mit der Antwort gerade so lange, dass man wusste, wie tief die Angst ihm in den Knochen steckte.

In seinen letzten Momenten hörte Steve Hewlett Musik von Bob Dylan. Er wurde 58 Jahre alt.

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