"Geld sofort" im NDR:Spätvorstellung für Heinz Erhardt

Heinz Erhardt - Geld sofort

Will doch nur sein Bestes: Direktor Ehrlich (Oskar Sima, l.) verspricht Geld sofort, Herr Zatke (Heinz Erhardt) kann's gut gebrauchen.

(Foto: NDR)

Der NDR zeigt den jahrzehntelang verschollenen Film "Geld sofort" von 1960 und Heinz Erhardt beweist noch einmal sein unglaubliches Sprachgeschick. Von der Ausstrahlung erhofft man sich aber mehr als nur Zuschauer.

Von Fritz Göttler

Putzi, sagt der Mann zu seiner Frau, wir brauchen ein gewisses Quantum Kultur. Putzi heißt eigentlich Hildegard, und der Mann heißt Zatke, ein Mann in bestem Alter, er wird gespielt vom großen Heinz Erhardt (1909-1979).

Es ist eine solide bundesdeutsche Paar-Beziehung, Ende der Fünfziger. Die Traumata des Wirtschaftswunders fangen an zu greifen. Heiraten ist teuer, erklärt der Mann, und schildert vehement die Turbulenzen, bis die zwei geklärt hatten, was nun wirklich für Kultur sorgen würde in der Wohnung - ein Kühlschrank oder ein Fernsehapparat. Auf jeden Fall braucht der Mann Geld. Geld sofort.

Geld sofort heißt auch der Film mit Heinz Erhardt, den der NDR am Dienstag zeigt, erstmals im deutschen Fernsehen. Eine kleine TV-Produktion von 37 Minuten, in Filmografien wird sie fürs Jahr 1960 gelistet, bislang aber war sie verschollen.

Auch die Enkeltochter von Heinz Erhardt, Nicola Tyszkiewicz, die sich für die Erbengemeinschaft um seinen Nachlass kümmert, kannte den Film nicht. Diese Geschichte ist so witzig, so grotesk, sagt sie, dass man sie unbedingt erzählen muss - was der NDR dann im Anschluss an die Ausstrahlung des Films auch tut.

Keinen Film verloren geben

Es ist vielleicht nicht die ganz große Sensation, dieser Wiederfund, aber eine schöne wohltuende Bestätigung für die Haltung der Filmarchivare auf der ganzen Welt - niemals einen auch noch so unscheinbaren Film, von dem sich keine Kopie finden lässt, verloren geben. Die bewegten Bilder sind ja erst relativ spät als sammelnswert deklariert worden, da war ein großer Teil bereits verloren oder verlegt.

Ich bin ja schon mehrfach in den Keller gestiegen, sagt Nicola Tyszkiewicz, hab auch Sachen von meinem Großvater gefunden, die falsch beschriftet waren, weggelegt und nie wieder rausgeholt wurden . . . Die zwei Filmrollen von Geld sofort kommen nun von einem alten Wiener Sammler, der seine Sammlung auflöste. Er wurde an den jungen Helmut Werner vermittelt, einen absoluten Erhardt-Fan - Werner hat womöglich das größte Heinz-Erhardt-Privatarchiv -, der den Film digital überspielen ließ.

Regie führte Johann Alexander Hübler-Kahla, der in der Stummfilmzeit beim Kino anfing, dem die ganz große Karriere aber nicht gelang. Mit der Ausstrahlung hofft man beim NDR, eventuell Menschen zu finden, die sich an den Film erinnern können, an die Produktion, die Nachgeschichte.

In den Fängen von Kredithaien

Geld sofort erzählt, wie der umtriebige Zatke in der Straßenbahn - die Münchner, wie man an einer Außenaufnahme erkennen kann - das Inserat eines Kreditunternehmens liest, sie ihm anvertraut, nicht merkt, was die Schmäh-Schlawiner dort - Oskar Sima und Ulrich Beiger! - mit ihm treiben und sich Fünfziger nach Fünfziger aus der Tasche ziehen lässt . . . - Noch einmal entfaltet sich Heinz Erhardts wunderbare Sprach-Anarchie, die sich spontan und melodiös der Eigenbewegung der Sprache anvertraut, vom Sprecher anscheinend nicht mehr gesteuert.

Im Kino der Sechziger wird dafür weniger Platz sein, Heinz Erhardt wird nicht mehr der Kreisel sein, der die Filme in Bewegung hält, eher in Nebenrollen abgedrängt. An einem Kühlschrank kann man sich doch nicht weiterbilden, sagt Zatke einmal, dafür hat man doch das Fernsehen erfunden - das ist unerhört und subversiv. Der Kühlschrank als Hausorgan.

Geld sofort, NDR, Dienstag, 22 Uhr.

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