Gala mit Ex-US-Präsident:Unter Freunden

Deutscher Medienpreis 2016

Der Preis geht seit 25 Jahren an Promis, die im weitesten Sinne Gutes tun: Nun hat ihn auch Barack Obama.

(Foto: Uwe Anspach/dpa)

Glanz in Baden-Baden: Barack Obama bekommt den "Deutschen Medienpreis", den nicht die deutschen Medien verleihen, sondern ein geschäftstüchtiger Unternehmer.

Von Josef Kelnberger

Aufgeregt, aber in perfektem Englisch fragte eine Baden-Badener Klosterschülerin aus dem Publikum heraus den Stargast Barack Obama: Ob er denn einen Rat habe, wie sie diese Welt zu einem besseren Ort machen könne? Obama schluckte. Genauso gut könnte man den Papst fragen, ob er wisse, was es mit diesem Jesus auf sich habe. Mit einem gespielten Blick auf sein linkes Handgelenk fragte Obama zurück: Wie viel Zeit hast Du?

Obama nahm sich jede Menge davon. Nicht Ämter anstreben, riet er, sondern Ziele verfolgen. Hartnäckig bleiben. Im Idealismus der Jugend liege die Hoffnung der Welt. So ging das eine Weile im Baden-Badener Kongresshaus, wo Obama bei einer Gala den "Deutschen Medienpreis" erhielt. Schöne Worte. Man könnte ewig zuhören, wenn er spricht. Und irgendwann kommt einem beim Zuhören der Gedanke: Dieser Mann sollte, um die Welt zu bessern, dringend US-Präsident werden.

Beklatscht wurde, dass Obama lernt, Kaffee zu kochen

Es wirkte unfreiwillig komisch, als zu Beginn Bilder von Obamas ersten Tagen im Amt gezeigt wurden. Er werde Amerika mit sich selbst versöhnen, versprach er damals. Acht Jahre danach war Amerika reif für Donald Trump. Die Bilanz seiner acht Jahre im Amt fällt also zumindest gemischt aus. Woher kommt es nur, das dieser Mann in Europa, vor allem in Deutschland, derart idealisiert wird?

Wie ein Heilsbringer wurde er diese Woche beim Evangelischen Kirchentag empfangen. Vorgeschaltet war ein Abendessen beim Springer-Verlag, nachgeschaltet der Auftritt in Baden-Baden. Wobei festzuhalten ist: Dieser "Medienpreis" stammt nicht von den deutschen Medien.

Geschaffen hat die Ehrung der Unternehmer Karlheinz Kögel. Ihm gehört die Firma Media Control, die Einschaltquoten und Charts jeglicher Art erstellt. Außerdem hat er viel Geld mit Last-Minute-Reisen ("Nix wie weg") verdient. Die Frage, wie seriös der von ihm finanzierte Preis ist, erübrigt sich nach 25 Jahren. Auf der Siegerliste stehen Bill und Hillary Clinton, Helmut Kohl und Gerhard Schröder, Kofi Annan und Ban Ki-Moon, Bono und George Clooney, der Dalai Lama und Nelson Mandela. Gute Menschen im weitesten Sinn mit maximalem Promifaktor.

Wie jedes Jahr bewegte sich Glanz und Elend der deutschen Fernseh-Prominenz auf dem Roten Teppich. Kati Witt, Andrea Berg, Joachim Löw, Toni Garrn. Überschattet wurde die Veranstaltung allerdings von einem Unfall. Andreas Fritzenkötter, der ehemalige Berater von Helmut Kohl, stürzte von einer Terrasse und erlitt offenbar schwere Verletzungen.

Zu den Gästen zählten auch Finanzminister Wolfgang Schäuble und Ministerpräsident Winfried Kretschmann. Die Laudatio hielt der ehemalige Bundespräsident Joachim Gauck. Obama sei kein "Ingenieur des Gelingens" gewesen, sagte Gauck, sondern habe den Menschen durch sein Beispiel Kraft gegeben. Kraft, die vor allem aus dem "Wort" gekommen sei, beginnend mit: "Yes we can".

Nun lebt Barack Obama vom Wort. 400 000 Dollar kann es kosten, ihn als Redner zu verpflichten. Von den Honoraren finanziert er auch seine Stiftung, die weltweit für die Demokratie werben soll. In Baden-Baden hielt er seine Standardrede zur Lage der Welt. Er garnierte er sie mit einem Plädoyer für unabhängigen Journalismus, der Vernunft in die Politik trage. Ansonsten würden die Menschen in ihren "Bubbles", Blasen, jeden Unsinn glauben. Eine Spitze gegen Trump und den Rechtspopulismus, die man in der Baden-Badener Bubble gern hörte. Ansonsten wurde beklatscht, dass Obama nun lernt, eine Kaffeemaschine zu bedienen und Mühe hat, im neuen Haus sein Revier gegen Frau und Töchter zu verteidigen.

Barack Obama ist der Inbegriff des guten, des coolen Amerikaner. Der US-Präsident, wie man ihn sich in Europa wünscht. Im Wissen darum bedankte sich Obama dafür, dass er diesen Preis erst nach seiner Präsidentschaft erhielt - anders als den Friedensnobelpreis, den ihm das norwegische Komitee im ersten Amtsjahr aufdrängte.

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