Gala in München:Strahlen wie Senta

Die 28. Verleihung des Bayerischen Fernsehpreises war die erste vom Pay-TV-Sender Sky ausgerichtete. Ein eher glanzloser Abend - bis zum Lebenswerkpreis für Senta Berger, die Frank Wedekind zitierte.

Von David Denk

Was ist die Höchststrafe für einen Moderator? Tatenlos zusehen zu müssen, wie ihm die Show gestohlen wird. Sebastian Hellmann kam am Freitagabend im Münchner Prinzregententheater gleich zweimal in diese blöde Position, als NDR-Vorzeigejournalistin Anja Reschke und später Titel Thesen Temperamente-Moderator Max Moor ihm abnahmen, was eigentlich seine Aufgabe gewesen wäre: die Preisträger das Bayerischen Fernsehpreises in den Kategorien Information und Kultur zu interviewen.

Das erschien umso unangenehmer, als Hellmanns Komoderatorin Aline von Drateln im ersten Teil mehr zugetraut worden war - nicht unbedingt zu Recht. "Haben Sie sich das erarbeitet oder ist das Ihr Talent?", fragte sie Martin Brambach, Bester Schauspieler (Der Fall Barschel, Unter Verdacht: "Ein Richter", Tatort: "Auf einen Schlag"). Oder Olli Dittrich (Schorsch Aigner - Der Mann, der Franz Beckenbauer war), ob es den einen Moment gab, in dem ihm das mit dem Double eingefallen ist.

Die 28. Verleihung des Bayerischen Fernsehpreises war die allererste von Sky ausgerichtete. So stolz der Pay-TV-Kanal darauf ist, in den Kreis der veranstaltenden Sender aufgenommen worden zu sein, so wenig ist es gelungen, die Eignung dafür mit der Premiere unter Beweis zu stellen. In gewisser Weise war es also folgerichtig, dass die Jury den Veranstalter mit der Sky Bundesliga-Konferenz für eine seiner beiden Kernkompetenzen auszeichnete - doch hätte man sich diese eher zeitlose Ehrung nicht fürs kommende Jahr aufheben können und vielleicht sogar sollen?

Nach verdienten, aber erwartbaren Preisen für u.a. Nina Kunzendorf (Nacht der Angst), Club der roten Bänder (Regisseur Richard Huber sowie die Produzenten Jan Kromschröder und Gerda Müller) und Antonia Radios (Nachtjournal-Spezial: "Die IS-Connection") war die Lebenswerk-Ehrung für Schauspielerin Senta Berger, 75, dann der einsame Höhepunkt - trotz der floskelhaften Laudatio von Medienministerin Ilse Aigner, die der "starken Frau" Berger einen "eigenen Kopf", "Haltung" und "Leidenschaft" bescheinigte. Standing Ovations für Berger, die strahlte wie der Star, der sie ist, Frank Wedekind zitierte ("Glück ist, seinen Anlagen gemäß gebraucht zu werden") und ihre würdevolle Dankesrede mit den schönen Worten "Ich umarme meine Familie" beendete.

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