Führungswechsel bei Zeitung:New York Times ersetzt überraschend Chefredakteurin

Führungswechsel bei Zeitung: Jill Abramson im Weißen Haus

Jill Abramson im Weißen Haus

(Foto: AFP)

Damit hatten ihre Kollegen nicht gerechnet: Jill Abramson ist ab sofort nicht mehr Chefredakteurin der "New York Times". Abramson war die erste Frau in dieser Position, und auch ihr Nachfolger bedeutet wieder eine Premiere.

Von Nikolaus Piper, New York

Völlig überraschend bekommt die New York Times schon wieder einen neuen Chefredakteur. Nach weniger als drei Jahren im Amt trat Jill Abramson, 60, am Mittwoch zurück, um für den bisherigen Nachrichtenchef Dean Baquet, 57, Platz zu machen.

Abramson war die erste Frau, Baquet wird der erste Afroamerikaner an der Spitze der legendären Zeitung sein. Unter Abramson hatte die Times beeindruckende Fortschritte beim Ausbau ihres digitalen Journalismus gemacht. Nach unbestätigten Berichten hatte sie trotzdem erhebliche Differenzen mit Verlagschef Mark Thompson. Außerdem warfen ihr einige Mitarbeiter einen harschen Führungsstil vor.

Nachfolger Baquet wurde 2006 in der Medienbranche berühmt, nachdem er sich als Chefredakteur der Los Angeles Times Sparbeschlüssen seiner Verleger widersetzt hatte und deshalb gefeuert wurde. Die LA Times hat seither einen beispiellosen Niedergang erlebt.

Verleger äußert sich kryptisch

Baquet ist in New Orleans aufgewachsen und wurde bereits 1988 mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnet. Times-Verleger und Herausgeber Arthur Sulzberger äußerte sich kryptisch zu dem Wechsel: "Ich habe mich dazu entschieden, einen neuen Chef für unsere Redaktion zu ernennen, weil ich glaube, dass eine neue Führung einige Aspekte des Managements in der Redaktion verbessern wird."

Die Entscheidung habe nichts mit der Qualität des Journalismus unter Abramsons Regie zu tun. Der neue Chef äußerte sich weise: "Es ist eine Ehre, wenn man gefragt wird, die einzige Zeitung im Land zu führen, die heute tatsächlich besser ist als vor einer Generation." Die leitenden Redakteure der Times sollen nach der Ernennung Baquets stehend applaudiert haben, berichtet das Nachrichtenportal Politico.

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