"Fox News"-Moderator:Moderator Chris Wallace - Der heimliche Sieger des TV-Duells

Mit Witz und Würde holt der Fox-News-Mann den US-Wahlkampf zurück auf politischen Boden. Sein hartnäckiges Nachfragen bei Trump und Clinton führt zum wichtigsten Moment des Abends.

Von Julian Dörr

Kontrolle. Darum geht es Chris Wallace an diesem Abend in Las Vegas besonders. Kontrolle über die Diskussion, Kontrolle über die Debatte, Kontrolle über die beiden Kandidaten - damit dieses dritte und letzte TV-Duell vor der US-Präsidentschaftswahl nicht so aus dem Ruder läuft wie die Debatten zuvor. Als sich Donald Trump und Hillary Clinton ein weiteres Wortgefecht liefern, das in unverständliches, weil überlappendes Gequatsche hinüberzugleiten droht, fährt der Moderator dazwischen: "Ich bin keine Topfpflanze, ich soll hier Fragen stellen."

Witzig, nüchtern, bestimmt. Moderator Wallace ist der heimliche Sieger dieses TV-Duells. Als Journalist hat er es an diesem Abend in Las Vegas tatsächlich geschafft, die Empörungsspirale der vergangenen Wochen zu durchbrechen und den sich immer mehr radikalisierenden Tonfall des US-Wahlkampfs zumindest 90 Minuten lang ein wenig zu entschärfen. Wenn sich Unruhe im Saal regt, ermahnt Wallace das Publikum: "Lassen Sie uns versuchen, ruhig zu bleiben. Für die Kandidaten. Und für das amerikanische Volk."

Wallace geht hart vor - gegen Clinton und gegen Trump

Mit seiner unaufgeregten Art ist es Wallace gelungen, dem Format der TV-Debatte wieder etwas von seiner alten Würde zurückgegeben. Wer hätte das von einem Moderator erwartet, der ausgerechnet für den rechtskonservativen Krawallsender Fox News arbeitet?

Wallace ist der erste Moderator seines Senders, der ein TV-Duell zur Präsidenschaftswahl moderieren darf. Eine besondere Ehre für den 69-Jährigen, in dessen Leben Politik und Journalismus schon immer eine große Rolle spielten.

Sein Vater war Reporter für das berühmte CBS-Nachrichtenformat 60 Minutes, sein Stiefvater der Chef von CBS News. Mitte der Siebziger begann Wallace seine eigene journalistische Karriere beim Sender NBC. Es folgten Stationen bei ABC und CBS, bevor er 2003 zu Fox News wechselte. Dort moderiert er den wichtigsten Polit-Talk des Senders: Fox News Sunday with Chris Wallace.

In seiner Karriere hat Wallace viele hochrangige Politiker interviewt, seine Kollegen beschreiben in als hartnäckigen Fakten-Checker, der auch auf Konfrontationskurs gehen kann. Während einer Pressekonferenz im März 1987 setzte Wallace den damaligen Präsidenten Ronald Reagan durch seine Nachfragen so unter Druck, dass dieser zugeben musste, dass auch Israel in die verbotenen Waffen-Deals mit Iran involviert war.

Auch beim TV-Duell in Las Vegas geht Wallace hart vor - gegen Hillary Clinton und auch gegen Donald Trump. Er ist an diesem Abend die überparteiliche Instanz, die Wortgefechte wieder zurück auf den Boden politischer Tatsachen holt.

Im Vorfeld der Debatte hatten einge Clinton-Anhänger befürchtet, Wallace könnte sich politisch auf Trumps Seite schlagen. Doch der Fox-News-Moderator ist mitnichten ein überzeugter Republikaner. Wallace ist seit mehr als zwei Jahrzehnten ein registierter Demokrat. Seine Parteizugehörigkeit habe pragmatische Gründe, erklärte Wallace einmal, denn im demokratisch dominierten Washington D.C. habe man nur als Demokrat die Chance auf politische Einflussnahme.

Der Emmy-Gewinner ist ein TV-Journalist der alten Schule, die Republican National Convention 1964 begleitete er an der Seite von US-Journalisten-Legende Walter Cronkite. Wallace ist pragmatisch, meinungsstark und ein Mann der harten Fakten.

Es ist seine Standhaftigkeit als Journalist, die zum wichtigsten Moment an diesem Abend in Las Vegas führt. Als er versucht, Donald Trump das Versprechen abzuringen, die Wahl im Falle einer Niederlage nicht anzuzweifeln, weicht der Milliardär aus. Wallace hakt nach. Immer und immer wieder. Bis der republikanische Kandidat sich in die stärkste Aussage des Abends versteigt: "Ich werde mir das angucken. Ich mache es spannend für euch."

Ein starker Moment, der einmal mehr die ganze Fragwürdigkeit Donald Trumps auf den Punkt bringt.

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