Finale von "Der Bachelor" auf RTL:Hier sind alle Idioten

"Der Bachelor"

Bachelor Christian und "seine" Katja. Hach!

(Foto: RTL)

Feministinnen echauffieren sich seit Jahren gegen die Kuppelshow, dabei ist mehr Gleichberechtigung kaum möglich. Denn bei "Der Bachelor" machen sich alle lächerlich. Für die Partnersuche ist die Sendung das, was Wrestling für den Sport ist - Entertainment pur. Sinnsuche zwecklos.

Von Felix Reek

Die letzte Rose ist vergeben, der finale Liebesschwur geleistet. Der Bachelor hat noch ein letztes Mal verträumt, aber doch männlich markant, in die Ferne geblickt und sich entschieden. Das Hemd behielt er dabei ausnahmsweise an. Und seine Auserwählte ist ... ach, vollkommen egal. Spätestens in ein paar Tagen dürfte die Boulevardpresse melden: "Alles aus beim Rosenkavalier!"

Der Bachelor ist ein Phänomen. 2003 zum ersten Mal gesendet, war bereits ein Jahr später Schluss. Monica Ivancan, mittlerweile C-Promi, versuchte es in der zweiten Staffel als Bachelorette. Die Quoten waren so schlecht, dass RTL das Format einstellte. Statt sich zu streiten, hatten die um sie buhlenden Männer die meiste Zeit einfach still dagesessen. So wie es Männer eben tun, wenn sie sich dem Klischee entsprechend verhalten. Und genau darum geht es der Show: Klischees abbilden. Deswegen funktioniert Der Bachelor und der Unterhaltungswert der Bachelorette ist begrenzt.

Klischees, so weit das Auge reicht

Trotzdem kehrte das Format 2012 erfolgreich aus seinem Dornröschenschlaf zurück. Denn im Gegensatz zur Bachelorette war die männliche Variante 2003 äußerst erfolgreich. Und das, obwohl der Show der Ruf anhaftete, den Feminismus zu Grabe zu tragen. Das genaue Gegenteil ist der Fall. Kaum eine Fernsehsendung zelebriert so die Gleichberechtigung der Geschlechter. Beim "Bachelor" sind alle Idioten. Und Idiotinnen.

Frauen tippeln kreischend und auf hochhackigen Schuhen durch Luxusvillen und sehen immer so aus, als wären sie gerade auf dem Sprung zur nächsten Cocktailparty. Männer sind einsame Helden, die auf Felsen in den Sonnenuntergang spähen und auf deren Sixpack sich im Zweifelsfall Parmesan reiben lässt.

Dazu sagen die Männer Sätze wie: "Xy ist eine Frau, die ich mir gut an meiner Seite vorstellen könnte." "Xy im Arm zu halten, das war sehr schön." "Xy ist eine Frau, in die ich mich verlieben könnte." Die Frauen wiederum sagen: "Ich habe schon Gefühle für ihn entwickelt." "Ich habe darauf gehört, was mein Herz sagt." "Es war das Schönste, was ich je in meinem Leben erlebt habe."

Jeder macht sich lächerlich

Der wesentliche Unterschied zu anderen Formaten wie dem Dschungelcamp aber ist: Der Bachelor ist komplett ironiefrei. Die angebliche Romanze wird dem Zuschauer vollkommen ernsthaft verkauft. Und das, obwohl sich jede Staffel die gleichen Schlagzeilen wiederholen: Eine Kandidatin hat sich ausgezogen, eine ist liiert, das Siegerpaar ist bereits getrennt. Knebelverträge verbieten den Teilnehmerinnen beim Bachelor, ihr Äußeres bis zu Ausstrahlung zu verändern, es gibt angeblich Kussprämien. Und in der Villa in Südafrika wird immer reichlich Alkohol ausgeschenkt, um die Damen bei Laune zu halten. Es ist also offensichtlich, dass die Show mehr oder weniger gestellt ist.

Die Zuschauer ignorieren das und diskutieren über die Show auf Twitter und Facebook, als wäre das Gezeigte vollkommen real, eine echte Partnersuche. Doch wie groß kann die Chance sein, in einer zusammengecasteten Fernseh-Show die große Liebe anzutreffen? Und zwar in jeder Staffel?

Der Bachelor

Viele Frauen und ein Mann: Leidtragende sind sie beim RTL-Bachelor alle.

(Foto: RTL / Kass)

Der Bachelor ist eine Illusion, der TV gewordene Liebesroman inklusive schneeweißen Sandstränden und exklusiven Schauplätzen. Das Traumschiff für die Generation Casting-Show. Bricht die Realität in dieses Konstrukt ein, hat das fatale Folgen.

Kein "Ich liebe dich" für die Gewinnerin

Vor wenigen Tagen endete The Bachelor in den USA mit einem Skandal. Auf 18 Staffeln hat es die Show dort mittlerweile gebracht, in der letzten Folge macht der Rosenkavalier seiner Auserwählten traditionell einen Heiratsantrag. Oder sagt ihr zumindest, dass er sie liebt. US-Bachelor Juan Pablo Galavis wollte weder das eine noch das andere. Mehr als ein "Ich mag dich sehr", konnte er sich nicht abringen. Selbst als Moderator Chris Harrison in der nachfolgenden Live-Show immer und immer wieder insistierte, er möge der neben ihm sitzenden Gewinnerin doch sagen, dass er sie liebe, blieb Galavis stur.

Das Publikum blickte finster drein, Harrison ebenso. Die Show sei zu Ende, und das wäre ab jetzt seine Privatsache, sagte Galavis nur. Mehr habe er nicht hinzuzufügen. Er verweigerte sich dem System. Spätestens da war die Seifenblase geplatzt und klar: Der Bachelor ist für die Partnersuche das, was Wrestling für den Sport ist - Entertainment pur. Sinnsuche zwecklos.

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