GNTM-Finale:Voll auf Stevia

GNTM-Finale: "Es ist nichts passiert und das ist das Allerwichtigste": Heidi Klum (M.) mit Gewinnerin Vanessa (r.) und Kandidatin Anuthida.

"Es ist nichts passiert und das ist das Allerwichtigste": Heidi Klum (M.) mit Gewinnerin Vanessa (r.) und Kandidatin Anuthida.

(Foto: Micah Smith/PRo Sieben)

Geschnetzeltes Münchner Art: Pro Sieben versendet das nachgeholte Topmodel-Finale. Und eine elfte Staffel wird auch gleich angekündigt.

Von Cornelius Pollmer

Folgendes Szenario: Man hatte, aus nicht näher zu erläuternden privaten Umständen, jede Folge der zehnten Staffel von Germany's Next Topmodel gesehen. Man hatte sich auf diese billige Fernsehart rühren lassen, als die Kandidatin Anuthida sich wie eine Disney-Prinzessin umdrehte und das erste Mal in ihrem Leben den Vater erblickte. Man hatte intensiv die P1-Verdorbenheit der Kandidatin Darya diskutiert wie auch den offenkundigen Fetisch des Juroren Hayo, sich immerfort einen auffallend lappigen Pulli um die Hüfte zu knoten. Kurzum, man hatte sich auf diese Sendung wirklich und gegen wirklich jede Vernunft eingelassen. Und man ist dafür am Donnerstag nun also bestraft worden, von einem Finale, das, wie man im Internet sagt, ziemlich *gähn* war.

Zur Erinnerung, das Live-Finale war am 14. Mai wegen einer Bombendrohung abgebrochen worden, es wurde vor Tagen schon wiederholt. Pro Sieben schmiss am Donnerstag alles Material durcheinander. In Stunde eins sah man eine Aufzeichnung aus New York, in welcher via Einspieler der Rückblick auf die Generalprobe zu einer Liveshow in Mannheim gezeigt wurde, die es wegen besagter Drohung dann doch nicht gegeben hatte. Selten war Langeweile so verwirrend. Und Pro Sieben legte nach, mit lausigen Clips; mit dem Studio, das an eine Modenschau der noch zu gründenden Heidi-Klum-Gesamtschule Bergisch Gladbach erinnerte; und mit einer Jurorin, die es trotz der, nun ja, dramatischen Umstände nicht vermochte, glaubwürdige Fernsehemotionen zu produzieren. Die Figur Klum blieb der stevia-betriebene Moderations-Cyborg, zu dem sie längst erhärtet ist. Vermutlich muss man das professionell nennen.

"Es ist nichts passiert und das ist das Allerwichtigste", sagte Klum irgendwann, und da wusste man nicht sofort, ob sie noch das abgebrochene Finale meinte oder schon dessen Wiederholung. Der Satz bleibt natürlich gültig, so oder so.

Die Verlegung von einer effektvollen Arena in eine bessere Wartehalle erwies sich als doppelt unglücklich. Sie erlaubte einmal mehr einen gruseligen Blick auf die Lernziele des Formats. Zweifelhafte Altvordere einer zweifelhaften Industrie versuchen coram publico, einer 17-Jährigen den Unterschied zwischen einem "sexy Walk" und einem "romantic Walk" zu vermitteln. Wer damit grundsätzlich kein Problem haben sollte, den muss zumindest die Routine stören, mit der die Show auf ihren letzten Metern weggenudelt wurde.

Diese Routine wird wohl fortgeschrieben, Klum kündigte im Schlussglitter eine elfte Staffel an. Ein Ausblick darauf: Die Dings wird gewinnen, nachdem man lange dachte, dass die Bums es schaffen würde. Die Dings wird sagen, dass die Show eine riesige Herausforderung gewesen sei und dass sie "in den Challenges mega viel gelernt" habe, wofür sie der Jury danke. Sie wird Geld bekommen und einen komisch-farbenen Opel. Küsschen links, Küsschen rechts. Und dann kommt die zwölfte Staffel.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: