"Ellas Entscheidung" im ZDF:Schweres Erbe

Ellas Entscheidung

"Könntest du auch so ein Kind wie mich bekommen?", fragt Lenny (Joshua van Dalsum), und Ella (Petra Schmidt-Schaller, l.) fragt sich das auch.

(Foto: ZDF)

Angenehm offener Film zu einem schwierigen Thema: Eine Frau will ein Kind, in ihrer Familie gibt es aber eine schwere Erbkrankheit. Und ihr katholisches Umfeld hält Präimplantationsdiagnostik für Teufelszeug.

Von Karoline Meta Beisel

Lenny ist noch klein, ein Grundschulkind, aber wie schwierig es sein kann, erwachsen zu sein, das hat er längst verstanden. "Könntest du auch so ein Kind wie mich bekommen?", fragt er seine Tante. "Aber das willst du nicht, oder?"

Lenny sitzt im Rollstuhl, er hat eine Erbkrankheit, die nach und nach seine Muskeln zerstört und immer tödlich endet. Ella will ein Kind. Sie ist gesund, aber sie weiß, dass sie das todbringende Gen in sich trägt. Und jetzt?

Die Fragen, die zu beantworten sind, wenn ein krankes Kind in einem wächst, waren in diesem Jahr schon zweimal Thema von Spielfilmen: 24 Wochen lief auf der Berlinale, Nur eine Handvoll Leben erst vor wenigen Wochen in der ARD. In beiden Filmen ging es um Frauen, die sich entscheiden mussten, ob sie ein schwerstbehindertes Kind zur Welt bringen oder nicht.

Ellas Entscheidung spielt auf dem Weg zum Muttersein zu einem früheren Zeitpunkt - Ella ist noch gar nicht schwanger. Ihr Dilemma ist aber ein ähnliches, gibt es für sie doch zwei Wege, ein gesundes eigenes Kind zu bekommen: Entweder sie lässt es drauf ankommen und stellt sich die richtig schwierigen Fragen erst später.

Oder sie lässt ihre Eizellen mit dem Sperma ihres Mannes im Labor befruchten - und spielt dann Gott. Jedenfalls sehen das die Leute in dem katholischen Alpendorf so, in dem sie lebt, die Lehrerkollegen und auch ihre Schwester, Lennys Mutter.

Anders unterwegs als die Schwester

Dem Film hingegen (Regie: Brigitte Maria Bertele, Buch: Kristin Derfler) gelingt, was dem Umfeld schwerfällt: Er nähert sich dem umstrittenen Thema der Präimplantationsdiagnostik auf angenehm offene Weise.

Ella (Petra Schmidt-Schaller) und Lenny haben ein inniges Verhältnis, vor der Krankheit ihres Neffen hat sie keine Scheu, das ist klar. Aber selbst ein todkrankes Kind riskieren? Die Fakten und Hintergründe, ohne die solch ein Film nicht auskommt, liefert ein besonders oberlehrerhafter Kollege: "Heute werden neun von zehn Kindern mit Downsyndrom abgetrieben", belehrt er sie, und: "Wenn du alles abtötest, was anders ist, dann wird die Welt arm."

Am schwierigsten ist für Ella aber der Umgang mit der Schwester (Anna Schudt). Die hat den Hof der Eltern übernommen, jetzt braucht Ella ihr Erbteil, um die teuren Behandlungen zu bezahlen. Nur kann sie Johanna schlecht sagen, wofür sie das Geld braucht, ist ihr Weg doch so anders als der der Schwester.

Raus kommt das Ganze natürlich trotzdem - als Ella schwanger ist. Was nur leider lange nicht heißt, dass damit irgendetwas entschieden wäre.

Ellas Entscheidung, ZDF, 20.15 Uhr.

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