Fernsehen: Talkmaster bei CNN:Larry King hört auf

40.000 Interviews hat Larry King in seinem Leben geführt - nun geht nach 25 Jahren bei CNN eine Ära zu Ende.

In der wilden Bilderflut des Nachrichtendauersenders CNN war er ein Hort der Ruhe und der Sicherheit. Wenn Larry King mit Hemd, Krawatte und Hosenträgern seine Arme auf dem Schreibtisch verschränkt und seine Fragen in die Gäste hineinbohrt, dann entfaltet der König der politischen Plauderstunde eine Aura wie in Deutschland nur die Tagesschau.

LARRY KING

Eine Legende geht: Larry King verlässt die Wohnzimmer von Millionen Amerikanern.

(Foto: ap)

Tag für Tag befragte Larry King eine Stunde lang Politiker, Unternehmer, Schauspieler, Musiker, Models - Menschen, über die Amerika spricht. 25 Jahre lang. Ein Vierteljahrhundert.

Er hatte sämtliche US-Präsidenten seit Gerald Ford zu Gast - zuletzt den strauchelnden Ölpestbekämpfer Barack Obama. Er sprach mit Michail Gorbatschow oder der früheren "Eisernen Lady" Margaret Thatcher. Mehr als 40.000 Interviews hat er nach eigenem Bekunden in seinem journalistischen Leben geführt.

Nun hört das Maskottchen von CNN auf. Er wolle noch die eine oder andere Sondersendung moderieren, "aber jetzt ist die Zeit gekommen, die nächtlichen Hosenträger aufzuhängen", erklärt King. Er wolle künftig mehr Zeit mit seiner (achten) Frau und seinen Kinder verbringen oder Baseball-Spiele gucken, so der 76-Jährige. Glücklicherweise hätten die Verantwortlichen von CNN seinem Anliegen zugestimmt, die Talkshow Larry King Live einzustellen.

Das ist zumindest die offizielle Version. Schon seit Wochen hatte es Gerüchte gegeben, King müsse seine Show aufgeben. CNN bezeichnete Berichte in verschiedenen US-Zeitungen stets als Spekulation. "Wie kaum anders zu erwarten, gibt es keinen Mangel an Kandidaten, die Larry King ablösen würden, falls und wenn er aussteigt", zitierte die Los Angeles Times eine CNN-Sprecherin: "Aber Gerüchte, wonach wir nahe dran sind, einen Vertrag über seine Nachfolge zu unterzeichnen, sind unwahr."

Fakt ist: Die Zuschauerzahl für Larry King Live ist nur noch halb so groß wie zur Zeit der vergangenen Präsidentenwahl. Gerade einmal 725.000 Amerikaner schalteten zuletzt durchschnittlich ein. Larry King, der ausgewogene und ausgeruhte Fragensteller, verlor immer mehr Zuschauer an die Agitatoren der Konkurrenz - etwa an den stramm-konservativen Glenn Beck von Fox News sowie die liberalen Rachel Maddow und Keith Olbermann bei MSNBC.

Als möglicher Nachfolger Kings wird der 45-jährige Brite Piers Morgan gehandelt. Den Stars in Amerika wird der Mann mit den Hosenträgern fehlen.

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