Fernsehen:Kinderquatsch mit Kiffern

Familie mit Hindernissen

Immer am Rande des Nervenzusammenbruchs: Nicolette Krebitz als überforderte Patchwork-Mutter.

(Foto: ARD)

Ein ARD-Problemfilm über Zicken und Drachen zeigt, warum es der Sender seinen Kritikern so leicht macht.

Von Katharina Riehl

In der ausgefeilten Arithmetik der Programmplanung der ARD gehört der Sonntagabend dem Tatort, der Freitag der leichten Komödie und der Mittwoch der Problembewältigung. Alkohol, Gewalt und Krankenhauskeime, Themen für Selbsthilfegruppen und investigative Journalisten, werden von prominenten Schauspielern dialogisch in Szene gesetzt.

Der Zuschauer war mit der systematischen Programmgestaltung in dieser Woche mal wieder direkt konfrontiert, als die ARD ihren ursprünglich für den Mittwoch konzipierten Film Über Barbarossaplatz dann doch lieber am Dienstag und sehr spät am Abend zeigte. Der Sender war offenbar der Meinung, dass der ungewöhnliche Film über eine Therapeutin nicht die Erwartungen derer befriedigen könnte, die am Mittwochabend einschalten. Und weil es die ARD ihren Kritikern manchmal schon wirklich wahnsinnig leicht macht, zeigt sie ausgerechnet in der selben Woche den wirklich bemerkenswert beknackten Film Familie mit Hindernissen.

Diesen Mittwoch werden die Probleme einer Patchworkfamilie durchdekliniert, weil es ja für alle Beteiligten (besonders für die Kinder!) immer sehr schwierig ist, wenn eine Familie in die Brüche geht. Nicolette Krebitz spielt Kathrin, die mit ihrem kleinen Sohn und ihrem neuen Freund zusammenwohnt, die Tochter ist entnervt zum Vater gezogen, der wiederum gerade mit seiner neuen Frau schon das zweite gemeinsame Kind erwartet. Zur Konfirmation der Teenie-Tochter ist die gesamte Familie versammelt, inklusive der Großeltern und dem heftig kiffenden Sohn von Kathrins aktuellem Freund.

Aus dem Zusammentreffen einer großen Familie hat auch das deutsche Fernsehen in den vergangenen Jahren immer mal wieder sehr gute Filme gemacht, Matti Geschonnecks Ein großer Aufbruch etwa, mit Edgar Selge und Matthias Brandt aus dem Jahr 2015. Familie mit Hindernissen, der neben einem Film über Familienprobleme auch noch, erhöhter Schwierigkeitsgrad, eine absurde Komödie sein möchte, ist von einer solchen Uninspiriertheit, dass man es schon fast für Ironie halten könnte. Ist es aber nicht, denn wenn hier etwas ironisch gemeint ist, dann dreht Nicolette Krebitz sich frontal in die Kamera und erklärt dem Zuschauer, dass hier jetzt etwas ironisch gemeint ist. Nur zur Sicherheit.

Der kiffende Teenie-Sohn läuft also den fremden Großeltern nackt in die Arme, für das Teenie-Mädchen wäre der Ausdruck "Zicke" eine sehr freundliche Umschreibung, die Ex-Schwiegermutter ist, natürlich, ein Drachen, und wenn die Luft zum Schneiden dick ist, dann hantiert jemand mit einem großen Messer. Anders gesagt: Hier bleibt keine Erwartung des Zuschauers unerfüllt.

Familie mit Hindernissen, ARD, 20.15 Uhr.

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