FAZ verkauft Märkische Allgemeine:Verkauf trotz schwarzer Zahlen

Die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" trennt sich von der "Märkischen Allgemeinen Zeitung" - und das, obwohl das Blatt Gewinne erwirtschaftet. Ohne Zukäufe mache das Geschäft mit Lokalblättern keinen Sinn, heißt es in Frankfurt. Neuer Eigentümer ist die Madsack-Gruppe aus Hannover.

Claudia Tieschky

Die Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH verkauft zum Jahresende die Märkische Allgemeine Zeitung (MAZ), an die Mediengruppe Madsack. Tobias Trevisan, der Sprecher der FAZ-Geschäftsführung, sagte: Sein Verlag wolle sich "noch konsequenter" auf das "nationale Kerngeschäft mit den zwei Flaggschiffen Frankfurter Allgemeine Zeitung und Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung sowie unseren digitalen Angeboten" konzentrieren.

Mediengruppe Madsack uebernimmt die Maerkische Allgemeine Zeitung

142.552 Exemplare verkauft die Märkische Allgeimeine täglich. Damit ist sie Brandenburgs größte Tageszeitung.

(Foto: dapd)

Ganz offensichtlich geht es bei dem Verkauf um eine strategische Weichenstellung, denn die MAZ ist - trotz der Schwierigkeiten auf dem Regionalzeitungsmarkt - kein Verlustbringer. Das Verlagshaus mit Sitz in Potsdam, das die FAZ 1991 von der Treuhand erwarb, hat 2010 trotz Auflagenrückgangs seinen Teilkonzernjahresüberschuss gesteigert, teilte die FAZ noch im Juni mit. Anders gesagt: Man trennt sich von einer Zeitung, die Gewinne erwirtschaftet.

Tatsächlich arbeitet die Märkische Allgemeine - sie verkauft mit ihren 15 Lokalausgaben im Schnitt 142 552 Exemplare und ist laut FAZ die größte Abozeitung Brandenburgs - vor allem auf dem klassischem Printmarkt: Zur Märkischen Verlags- und Druckgesellschaft mit ihren 600 Mitarbeitern gehören Druckerei, Logistik und Briefverteilung.

Old Business also, wenn man so will, das sich schwer in ein Modell integrieren lässt, bei dem digitale Angebote jene zentrale Rolle spielen, die FAZ-Geschäftsführer Tobias Trevisan nun skizzierte. Stößt man die MAZ deshalb zu einem Zeitpunkt ab, da sie rentabel und gut verkäuflich ist?

Dass man in Frankfurt an der Zukunft des klassischen Printgeschäfts zweifelt, weist Unternehmenssprecher Andreas Tazl zurück. Vielmehr habe man mit FAZ und FAS gerade erst bewiesen, dass ein gut gemachter Printtitel auch gute Erträge bringen könne. Aber eine singuläre Lokalzeitung passe nicht mehr in die Strategie: "Wir hätten zukaufen müssen, um Synergien zu heben und diese Zeitung für die nächsten Jahre wetterfest zu machen."

Die Umsatzerlöse der FAZ-Gruppe stiegen 2010 um 7,5 Prozent auf 271 Millionen Euro; vor allem die FAS hat zuletzt zugelegt (Verkauf 351 666 Exemplare, plus 1,9 Prozent zum Vorjahr); als strategisch vorrangiges Ziel nannte die Unternehmensleitung im Sommer den Ausbau im elektronischen Bereich sowie für mobile Endgeräte.

Für Madsack ist der Erwerb ein logischer Schritt: Die Mediengruppe aus Hannover hatte 2009 die Axel Springer Regionalzeitungsbeteiligungen für 310 Millionen Euro erworben. Sie gibt inzwischen 18 Tageszeitungen heraus, die für die überregionalen politischen Themen von einem zentralen Berliner Korrespondentenbüro beliefert werden. Der Übernahme muss das Bundeskartellamt noch zustimmen.

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