Fast-Food-Talk bei Plasberg:Ei, Ei, Ei

Selten waren die Gäste bei Plasberg so gut gelaunt wie diesen Montag. Das lag auch daran, dass der Moderator einen Sprecher der Nahrungsmittelindustrie zwang, etwas ziemlich Ekliges zu essen.

Ruth Schneeberger

Normalerweise ist Frank Plasberg nicht gerade als Stimmungskanone bekannt. "Hart aber fair" lautet nicht umsonst das Motto seines montagabendlichen Talks im Ersten. Das mit der Fairness wird zwar nicht immer brutalstmöglich verfolgt, unter anderem was die Redezeiten von Frauen in Männerrunden angeht oder das Ausredenlassen einzelner Gäste, dafür hat der Moderator das harte Nachfragen, Hinterfragen und Fakten checken (lassen) ganz gut drauf und lässt sich, was das Domptieren seiner Diskutanten angeht, so schnell nichts vormachen.

Fast-Food-Talk bei Plasberg: Hätte der Burger so ausgesehen, die Gäste hätten ihn wohl nicht mit spitzen Fingern angefasst. Doch was Plasberg der Runde da aus der Dose präsentierte, war eine Klasse für sich.

Hätte der Burger so ausgesehen, die Gäste hätten ihn wohl nicht mit spitzen Fingern angefasst. Doch was Plasberg der Runde da aus der Dose präsentierte, war eine Klasse für sich.

(Foto: AFP)

Umso erstaunlicher also, dass an diesem Montagabend die Plasberg-Runde so außerordentlich munter war. Fast wie ein warmer Sommerregen plätscherte die Diskussion dahin, was unter anderem wohl daran lag, dass alle froh waren, dass es mal ausnahmsweise nicht um Christian Wulff ging. Sondern um Fast Food. Ein Thema, bei dem auch jeder mitreden kann. Weshalb die Auswahl der Gäste mit unter anderem Ex-Harald-Schmidt-Sidekick Manuel Andrack und dem amtierenden RTL-Dschungelkönig Peer Kusmagk etwas beliebig wirkte - aber das passte zum Dauerbrenner-Thema: "Billig, schnell und fett - machen Burger und Discounter unser Essen kaputt?", in dem die Beliebigkeit der Konsumenten, was die Auswahl ihrer Lebensmittel angeht, einmal mehr beleuchtet werden sollte. Passenderweise lief vorab eine ARD-Doku über McDonald's.

Letztere Sendung sahen 5,19 Millionen Zuschauer, bei Plasberg waren im Anschluss noch 4,73 Millionen dabei.

Bei einer solch rhetorischen Frage hätte man sich die Diskussion eigentlich sparen können, beziehungsweise kennt man die Antwort schon. Einmal mehr musste Friedrich Ostendorff als Grüner, Bio-Bauer und Vertreter des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz betonen, unter welch unmenschlichen Bedingungen Billig-Fleisch produziert wird, und dass Verbraucher spätestens beim Preis von 1,98 Euro für ein Hähnchen misstrauisch werden sollten.

Das Beste an der Runde kam aber zum Schluss: Nachdem mit Stefan Duphorn ein "Markendetektiv" vorgestellt worden war, der glaubhaft versicherte, dass die Hersteller teurer Markenartikel im Lebensmittelbereich dieselben Hersteller wären, die die teils gleichen Waren an Billigdiscounter zu wesentlich geringeren Preisen verkaufen würden, und der Vertreter der Nahrungsmittelindustrie in der Runde, Matthias Horst, diesen Umstand bestätigt und den Grund für die höheren Preise bei Markenartikeln mit Produktinnovations- und Werbungskosten begründet hatte, nachdem sich also nun alle einig waren, dass sie ihre Lieblingslebensmittel zum halben Preis demnächst beim Billig-Discounter kaufen würden, und WDR-Hauswirtschaftsmeisterin Yvonne Willicks fröhlich ihre Vorliebe für den Marktführer von Eierlikör kundgetan hatte ("Aber nicht vor 16 Uhr!"), präsentierte Frank Plasberg noch ein besonderes Schmankerl: den Dosen-Burger.

Das dicke Ding aus der Konserve hatte die Redaktion im Einzelhandel zum satten Preis von fast 5 Euro erworben, und obwohl es damit deutlich teurer als ein handelsüblicher Normalburger daherkam, was vermutlich auf seine innovative Verpackung zurückzuführen ist, traute sich kaum einer der Gäste, zuzubeißen. So offensichtlich degeneriert sah das Lebensmittel aus.

Nur Horst, der Vertreter der Deutschen Ernährungsindustrie, der Fast Food zuvor "höchste Qualität" zugebilligt hatte, wurde von Plasberg dazu gezwungen - mit den unnachahmlichen Worten: "Sie müssen das - Sie werden von der Nahrungsmittelindustrie dafür bezahlt!"

Für solche Momente lohnt es sich dann doch ab und zu, bei Plasberg einzuschalten, auch wenn der Ausgang der Eingangsfrage meist schon absehbar ist. Denn das war diesmal wirklich hart - aber gerecht.

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