Fast-Bachelorette im Interview:"Für einen ehrgeizigen Menschen ist das sehr verlockend"

Susanne Schöne Bachelorette RTL

Von sieben Wochen Primetime versprach sich Susanne Schöne viel. Dann sagte sie Die Bachelorette doch ab.

(Foto: http://www.larsmueller.com/)

Susanne Schöne sollte in der aktuellen Staffel von "Die Bachelorette" die Rosen verteilen. Aber kurz vor Drehbeginn sagte sie ab. Im Interview erklärt die Moderatorin, warum Menschen sich freiwillig so ein Format antun.

Von Felix Reek

Wo man auch hinsieht: Im deutschen Fernsehen wird verkuppelt. Egal welcher Sender, egal zu welcher Uhrzeit, angezogen oder nackt: Männer balzen um Frauen, Frauen um Männer und alle um Aufmerksamkeit. Gemeinsam haben diese Formate nur, dass sie sich an Peinlichkeiten übertreffen. Mit Rudi Carells beschaulichem Herzblatt aus den Neunzigern hat das nur noch wenig zu tun. Dass die Teilnehmer dieser TV-Sendungen tatsächlich den Partner fürs Leben finden, daran glaubt niemand mehr. Warum tut man sich das also an?

Susanne Schöne ist 31, ehemalige Miss Sachsen und arbeitet als Model und Moderatorin für diverse Events. Sie sollte in der am Mittwochabend zu Ende gehenden Staffel von RTLs "Die Bachelorette" die Rosen verteilen. Aber zwei Wochen vor Drehbeginn sagte sie ab.

SZ: Frau Schöne, die erste Frage muss natürlich lauten: Warum will man Bachelorette werden?

Susanne Schöne: Ganz klar: um bekannt zu werden. Das gebe ich offen zu. Ich arbeite seit 2008 als Moderatorin, werde fast das ganze Jahr über gebucht, habe um die 800 Shows gemacht, aber alles im kleinen Rahmen. Mir macht das auch Spaß, aber ich habe damals beim Fernsehen angefangen und dorthin will ich wieder zurück.

Und das geht nur, indem man "Bachelorette" wird?

Es ist schwer in die Fernsehbranche reinzukommen, wenn man niemanden kennt, der einen fördert oder wenn man nicht über ein Reality-Format geht. RTL hatte mich schon für alle drei "Bachelor"-Staffeln angefragt. Aber 20 Weiber und dieser Zickenkrieg - das würde ich mir nie antun. Im vergangenen Oktober fragten sie aber, ob ich mir auch "Die Bachelorette" vorstellen könnte.

Das klang für Sie verlockender?

Ich muss zugeben, ich habe die "Bachelor"-Folgen nicht richtig verfolgt und war mir des Negativ-Images nicht bewusst. Es war eher: "Hey, da hält dir einer sieben Wochen Primetime vor die Nase." Die Macher von RTL sagten mir auch zu, mich danach zu fördern. Das ist verlockend für jemanden, der niemanden beim Fernsehen kennt.

Hätte sich das auch finanziell gelohnt?

Es wäre um eine Viertelmillion Euro gegangen. Das ist in etwa das, was man in dem Jahr nach der Show verdienen kann, inklusive sehr unglamouröser Jobs wie Rosenverteilen in Diskotheken. Viele aus der Medienbranche halten mich für komplett bescheuert, weil ich das aufs Spiel gesetzt habe.

Komplett auf den Job fokussiert

Wo findet RTL seine Kandidatinnen für die Show?

Für die "Bachelor"-Folgen bin ich 2011 das erste Mal über Xing angefragt worden. Diesmal war es per E-Mail und einige Zeit später dann auch noch per Facebook. Normalerweise gibt es seitens des Senders schon zu Beginn des Castings knallharte Verträge. Die regeln, dass nichts über die Sendung gesagt werden darf, was nicht vom Sender abgenommen wurde. Aber dadurch, dass sie mich angefragt und nicht ich mich beworben habe, gab es diesen Vorvertrag nicht. Deshalb kann ich frei reden, während alle anderen den Mund halten müssen.

Der Castingprozess für das TV-Format dauert ein halbes Jahr. Braucht es Ehrgeiz, um das durchzuhalten?

Ehrgeiz ist das richtige Wort. Ich hatte es auf seriösem Weg versucht und bin gescheitert. Nachdem ich für mich entschieden habe, "Die Bachelorette" könnte ein guter Weg sein, um bekannt zu werden, war ich komplett fokussiert darauf, den Job zu kriegen. Ich war mit Scheuklappen unterwegs - egal, wer mich gewarnt hat.

Auf den Gedanken, tatsächlich Ihren Traummann im Fernsehen zu finden, kamen Sie nie?

Mir war klar, dass ich da keinen Mann kennenlerne. Es geht um die Show. Auch RTL ist sich dessen bewusst, wenn sie eine Moderatorin auswählen oder eine Musicaldarstellerin. Ich mochte das Team von RTL, deswegen konnte ich mir vorstellen: Wir haben dort eine gute Zeit, ich gehe auf ein paar Dates, und danach habe ich einen bestimmten Bekanntheitsgrad und versuche den auf etwas Gutes umzubiegen. Für einen ehrgeizigen Menschen ist das sehr verlockend.

Kurz vor Drehbeginn wurde es ernst mit Ihrem jetzigen Freund. Das hat in der Vergangenheit Kandidatinnen auch nicht davon abgehalten, an dem Format teilzunehmen. Er sagte Ihnen aber, dass sie einen Teil von sich verkaufen würden, wenn Sie die "Bachelorette" werden.

Er hat mir die Augen geöffnet. Jahrelang wartet man auf so einen Mann und dann kommt er in einem Augenblick, in dem man es - in Anführungszeichen - am wenigsten gebrauchen kann. Aber es war gut so. Nachdem ich abgesagt hatte, ist die ganze Anspannung von mir abgefallen.

Auch, weil Ihnen der Hohn der Medien und Zuschauer erspart geblieben ist? Den kriegt jetzt Anna Christiana Hofbauer ab, die aktuelle "Bachelorette".

Es geht nicht darum, wer diese Rolle übernimmt - man zieht einfach über die "Bachelorette" her.

Wie hat RTL reagiert, als Sie Ihnen kurz vor Drehbeginn mitteilten, dass Sie aussteigen?

Die haben im ersten Moment gedacht, ich hätte kalte Füße bekommen, und boten mir an, darüber zu reden. Aber danach waren sie supersauer und haben gesagt, dass ich nie wieder einen Fuß in Richtung RTL zu setzen brauche.

Kalkulierter Hype

Deutschland sucht den Superstar werden Sie in Zukunft also nicht moderieren. Die Absage als "Bachelorette" sorgte aber zumindest in der Anfangsphase der Show auch für ein wenig Publicity.

Natürlich war das kalkuliert, diesen Hype mitzunehmen, weil es eben funktioniert. Das ist das eigentlich Absurde: Ich kann Hunderte Shows moderieren und werde nicht zu einem Event eingeladen. Aber dann gebe ich diesem Format, für das man absolut nichts können muss, einen Korb - und bin bekannter als zuvor. Das ist eigentlich lächerlich.

In den letzten Jahren hat sich eine seltsame Definition von "Star" entwickelt. Es geht nicht mehr darum, für ein besonderes Talent berühmt zu sein, sondern nur um seiner selbst willen.

Das ist absolut richtig. Mir geht es aber nicht darum, sondern um meinen Job. Die "Bachelorette" sehen jede Woche zweieinhalb Millionen. Wenn einen all diese Menschen kennen, wird man für Kunden dann auch interessanter.

Das heißt ein gewisser Bekanntheitsgrad sichert größere Aufträge?

Ein Beispiel: Sara Nuru (Gewinnerin der vierten Staffel von Germany's Next Topmodel, Anm. d. Red.) hat im vergangenen Jahr den Elite Model Contest moderiert. Ein bildhübsches Mädel, sie soll alle Jobs dieser Welt modeln - aber sie ist unfähig auf der Bühne.

Inwiefern? Als Moderatorin?

Sie hat ihren Co-Moderator mit dem falschen Namen angesprochen, sie hat in jeder Runde auf ihre Karten geschaut - und das obwohl sie nur sagen musste: "Jetzt kommt die Bikini-Runde." Ich habe danach mit dem Veranstalter gesprochen und gesagt: "Sorry, das war echt peinlich." Er antwortete: "Hier sitzen heute 500 Leute, die das peinlich fanden. Aber morgen steht überall in der Zeitung, dass Sara Nuru moderiert hat". Die Leute buchen lieber jemand, der schlecht ist, aber berühmt.

Demnach gilt immer noch der Spruch "Auch schlechte PR ist gute PR"?

Natürlich ist damit ein gewisses Risiko verbunden. Ich hätte mit der Teilnahme an so einer Sendung auch Kunden verloren. Deswegen wünsche ich Anna Christiana Hofbauer auch, dass ihr die Teilnahme an der Show mehr nützt als schadet. Ihr Ziel wird sicherlich nicht sein, im Dschungel zu sitzen. Wer will das schon?

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