Fan-Zeitschrift für Papst Franziskus:Holy star

Cover des Magazins "Il Mio Papa"

Das erste Cover von Il Mio Papa: Durch einen Klick wird das vollständige Bild sichtbar.

(Foto: oh)

Den "Osservatore Romano" in verlässlicher Langweiligkeit gibt es längst, außerdem devotionale Kitsch-Bücher über den Papst und jüngst Beiträge von "Titanic" und "Rolling Stone". Offenbar ist auch das nicht genug: Franziskus hat jetzt eine eigene Fan-Zeitschrift.

Von Willi Winkler

Der legendären Kreml-Astrologie - Erwacht der sowjetische Bär jetzt aus dem Winterschlaf? Quo vadis, Putin? Wie tief gründet die russische Säääle? - ist im Bann eines ähnlich vordemokratischen Landes neuerdings eine merkwürdige Konkurrenz erwachsen. Der Vatikan, so klein er als Staat sein mag, zieht mehr als je zuvor das Interesse aller möglichen Zeichendeuter auf sich. Wie verhält sich Rom künftig bei der Geburtenkontrolle? Dürfen Frauen womöglich doch näher an den Altar heranrücken? Und am wichtigsten: Was hat es mit der Bescheidenheit des neuen Papstes auf sich? Wird es in Zukunft vielleicht keine maßgefertigten, rotsamtenen Pantöffelchen für den Großen Brückenbauer mehr geben?

Schon immer barg die kleine heilige Stadt in der großen, entschlossen diesseitigen Stadt Rom besondere Geheimnisse. Einige davon wie die Unbefleckte Empfängnis Mariens oder ihr undurchschaubares Finanzgebaren wusste sie bis in die jüngste Gegenwart mit einer Inbrunst zu wahren wie ein ganzes Nonnenkloster seine Unschuld. Umso größer seit je die Neugier auf die Vorgänge im Inneren des Vatikans.

Für den interessierten Laien wurde bereits kurz nach Vollendung der Apostelgeschichte der Osservatore Romano gegründet, der bis heute in verlässlicher Langweiligkeit, aber dafür wenigstens auf Italienisch urbi et orbi über Großes und noch mehr über Kleines aus dem irdischen Reich Gottes berichtet. Für den weiteren Bedarf entstand regelmäßig devotionaler Kitsch wie die Bücher des Bild-Sykophanten Andreas Englisch. In jüngster Zeit haben sich so unterschiedliche Organe wie Titanic und Rolling Stone des Papstes angenommen.

Griffige Überschriften, leckere Zitate

Offenbar ist auch das nicht genug, denn jetzt gibt es den Nachfolger Petri in Ganzbunt. Seit Aschermittwoch erscheint Il Mio Papa, ein Produkt aus dem Hause des bekannten Pharisäers Berlusconi. Wer Teile seiner education sentimentale der Zeitschrift Bravo verdankt, wird sich überrascht die Augen reiben, wie leicht der Paradigmenwechsel von Uschi Glas zu Francesco von der Hand geht.

Mit griffigen Überschriften, leckeren Zitaten und der üblichen Menge an Einblicken ins Privatleben sollen die Papa-Fans bei Laune gehalten werden. Statt des Star-Schnitts fürs Jugendzimmer wird es wöchentlich immerhin einen Franz zum Ausklappen geben. Zu seinem überirdischen Glück hat das Oberhaupt der katholischen Kirche wahrscheinlich noch nie von Justin Bieber gehört, und doch kann ihm nun eine ähnliche Verehrung zuteil werden wie Rihanna oder Lady Gaga.

Die höhnische Frage Stalins, über wie viele Divisionen der Vatikan verfüge, hat sich im Medienzeitalter erübrigt. Bei der Fan-Literatur jedenfalls kann der katholischen Kirche keiner das Weihwasser reichen. Und wer alles glaubt, was da steht, kommt auch noch in den Himmel.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: