Facebook Instant Articles:Wieder zu Hause

Vor zwei Jahren startete das soziale Netzwerk die Technik, mit der Artikel besonders schnell geladen werden. Warum sich die "New York Times" und der britische "Guardian" jetzt von diesem Angebot verabschiedet haben.

Von Karoline Meta Beisel

Für Leser sind Facebooks "Instant Articles" bequem: Wer mit dem Handy im sozialen Netzwerk einen solchen Artikel anklickt, bekommt ihn ruckzuck angezeigt. Man muss nicht einmal warten, bis sich eine andere Webseite aufgebaut hat. Anzeigenerlöse verbleiben dabei entweder ganz bei den Verlagen oder werden geteilt, wenn die Inhalte über Facebook selbst vermarktet werden. Schon als diese Technik 2015 vorgestellt wurde, gab es aber auch Zweifel: Ist es schlau, dem Netzwerk die Inhalte so zu überlassen, dass Nutzer die Facebook-App gar nicht mehr verlassen müssen?

Nach zwei Jahren Erfahrung mit Instant Articles haben mehrere große Verlage offenbar eine Antwort auf diese Frage gefunden. Erst vor Kurzem stellte die New York Times, die als eines der ersten Medien bei Instant Articles mitgemacht hatte, die Verbreitung ihrer Texte auf diesem Weg ein. Der Fokus auf das eigene Mobilangebot bringe mehr, erklärte der Produktchef dem Mediendienst Digiday. Jetzt hat sich auch der britische Guardian von Instant Articles verabschiedet. "Unser erstes Ziel ist es, Leser in die vertrauenswürdige Umgebung des Guardian zu bringen", sagte ein Sprecher.

Auch deutsche Verlage klingen nicht sehr enthusiastisch, fragt man nach ihren Erfahrungen mit Instant Articles. Der Dienst trage zwar zur Gesamtreichweite von Spiegel Online bei, man habe aber "keinen generellen Boost" in der Reichweite messen können, so ein Sprecher von Spiegel Online. "Das Format hat kaum spürbare Auswirkungen auf unser Wachstum auf Facebook, soweit sich das mit unseren eigenen Messmethoden sagen lässt", sagt auch Zeit Online-Vize Martin Kotynek. "Insgesamt lohnt sich unser Engagement aber."Man führe allerdings Gespräche mit dem Netzwerk, um die Vermarktungsmöglichkeiten dort zu verbessern.

Bei Facebook scheint man den Schwund genau zu beobachten. Neuerdings können Leser direkt im Instant Article ein Abo für die digitale Ausgabe des jeweiligen Mediums abschließen - aber nur Probeabos und nur probeweise. Schließlich soll keiner zu sehr von Facebook abgelenkt werden.

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