Eurovision Song Contest:Ukraine schafft es ins Finale - der ESC wird politisch

Eurovision Song Contest: Jamala aus der Ukraine schaffte es mit ihrem Lied "1944" über die Deportation der Krimtataren durch Stalin ins Finale des ESC 2016.

Jamala aus der Ukraine schaffte es mit ihrem Lied "1944" über die Deportation der Krimtataren durch Stalin ins Finale des ESC 2016.

(Foto: AFP)

Jamala singt in Stockholm ein Lied über die Krim - und liefert sich damit ein direktes Rennen gegen den russischen Kandidaten. Aber auch eine Australierin könnte den europäischen Wettbewerb gewinnen.

Das Finale des Eurovision Song Contest ist komplett: Mit Australien und der Ukraine schafften es am Donnerstagabend in Stockholm zwei der schon im Vorfeld hoch gehandelten Kandidaten, sich ebenso wie acht weitere Länder im zweiten Halbfinale für das Finale am Samstagabend zu qualifizieren. Dies könnte spannend werden, da es unter den nun feststehenden 26 Teilnehmern eine große Bandbreite gibt.

Bei der Show in der Globe Arena setzten sich von den 18 Startern neben Australien und der Ukraine auch Lettland, Georgien, Bulgarien, Serbien, Polen, Israel, Litauen und Belgien durch. Auf der Strecke blieben dagegen die Kandidaten aus der Schweiz, Weißrussland, Albanien, Norwegen, Mazedonien, Slowenien, Dänemark und auch Irland.

Mit dem Ausscheiden des irischen Sängers Nicky Byrne reichte es damit schon zum dritten Mal in Folge nicht mehr für einen Finaleinzug des erfolgreichsten ESC-Teilnehmers. Die Iren konnten den weltweit am meisten beachteten Musikwettbewerb in der 61-jährigen Geschichte bereits sieben Mal gewinnen. Allerdings liegt der letzte Sieg inzwischen 20 Jahre zurück.

Jamala aus der Ukraine singt über die Deportation der Krimtataren

Mit dem Einzug der Ukraine ins Finale bekommt dieses nun auch eine gewisse politische Brisanz. Sängerin Jamala besingt in ihrem Lied "1944" die Deportation der Krimtataren unter dem sowjetischen Diktator Josef Stalin.

Russland hatte die Krim im März 2014 annektiert. Die Tataren lehnten diese Annexion aufgrund ihrer historischen Erfahrung mit der Deportation vehement ab. Sie sehen sich seitdem massiven Schwierigkeiten ausgesetzt, vor einem Monat wurde ihr Parlament von der Staatsanwaltschaft der annektierten Halbinsel verboten. Pikanterweise könnten sich die Ukraine und Russland ein Rennen um den Sieg am Samstagabend liefern. In den Wettbüros liegt Sängerin Jamala nur knapp hinter dem russischen Sänger Sergy Lazarev, der bereits seit längerer Zeit bei den Wettquoten vorne liegt und sich im ersten Halbfinale am Dienstag qualifizieren konnte.

Neben der Ukrainerin konnte auch die australische Starterin Dami Im mit ihrem "Sound of Silence" überzeugen. Das seit Jahrzehnten ESC-verrückte Australien bekam in diesem Jahr zum zweiten Mal in Folge ein Startrecht.

Einen charmanten Auftritt hatte auch die Belgierin Laura Tesoro. Dass das Publikum offen für eine große Bandbreite ist, zeigte der Finaleinzug von Lettlands Kandidaten Justs, der mit elektronischen Beats überzeugte, und den Young Georgian Lolitaz aus Georgien. Die Band spielte ungewöhnlichen Indierock.

Deutschland ist gesetzt

Im Gegensatz zu diesen Kandidaten war Deutschlands Starterin Jamie-Lee Kriewitz für das Finale gesetzt, da Deutschland ebenso wie Großbritannien, Italien, Spanien und Frankreich zu den großen Geldgebern des Wettbewerbs gehört. Deutschland hatte im vergangenen Jahr mit null Punkten den letzten Platz belegt, in den Wettbüros werden der 18-jährigen Jamie-Lee derzeit auch keine Chancen zugerechnet.

Offen ist aber, wie sich die reformierte Punktevergabe auf das 61. ESC-Finale auswirkt. Die Abstimmungen von Jury und Publikum sind nun getrennt, beide vergeben jeweils bis zu zwölf Punkte. Bisher wurden die beiden Wertungen zusammengefasst, es gab nur einmal maximal zwölf Punkte für den am besten bewerteten Starter.

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