Erklärungsversuch:Dick und Doof

Der Münster "Tatort" bricht alle Rekorde: 14,56 Millionen wollten am Sonntag die Quotenlieblinge Thiel und Boerne sehen. Dabei wirkt der freudlose Dauerclinch genau wie der immer gleiche Aufbau von Episode zu Episode nachhaltig komatisierend.

Von Katharina Riehl

Die Nachrichtenagentur dpa hat in ihrer Ratlosigkeit am Montag eine Medienwissenschaftlerin befragt, die das Ermittler-Gespann Thiel/Boerne in die "Traditionslinie komischer Duos der Filmgeschichte wie etwa Dick und Doof" einordnete, aber letztlich natürlich auch nicht wusste, warum 14,56 Millionen Menschen am vergangenen Sonntag diesen wirklich sagenhaft uninspirierten Tatort aus Münster sehen wollten. Fast 40 Prozent Marktanteil, ein neuer Rekordwert für die WDR-Rekordermittler und in der Allzeitgesamtwertung Platz fünf hinter Schimanski (Götz George) und Stoever/Brockmöller (Manfred Krug und Charles Brauer), deren Quotenhits wohlgemerkt schon Anfang der Neunzigerjahre über den Sender gingen.

Man kann das jetzt einfach zur Kenntnis nehmen, Jan Josef Liefers und Axel Prahl als Gerichtsmediziner und Kommissar im Dauerclinch sind von Beginn an Quotenlieblinge, und Anfang der Nullerjahre war die Art ihres Humors ja auch wirklich etwas ganz Neues im Tatort. Man muss aber auch ehrlich sagen, dass die Fälle der beiden mit den Jahren immer schlechter geworden sind, dass der immer gleiche Aufbau von Episode zu Episode nachhaltiger komatisierend wirkt. Die Quoten werden, quasi indirekt proportional, trotzdem immer besser - und wenn der WDR via Pressemitteilung über die "Rekordquote" aus Münster jubelt und der Intendant "echte Straßenfeger-Qualität" betont, ahnt man, dass gerade in Köln niemand zusammensitzt, um die mangelnde Qualität beim Tatort mit Boerne und Thiel zu besprechen.

Drei Erkenntnisse, die man aus dem Fernsehsonntag mitnehmen kann: Gesichter sind wichtiger als Geschichten. Wenn mal eingeschaltet ist, ist eh alles Wurst. Und die Deutschen bekommen vielleicht eben doch genau das Fernsehen, das sie verdienen.

© SZ vom 04.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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