"Elton zockt LIVE" auf Pro Sieben:Elton macht den Raab und scheitert

Elton zockt. Wer setzt, wer verliert, wer kassiert?

Fünf Minuten hätten es vielleicht auch getan: Alexander Duszat alias Elton hat eine neue Live-Show.

(Foto: obs)

Büchsenwerfen, Basketball, Air-Bowling: Was nach "Schlag den Raab" klingt, ist in Wahrheit die neue Show von Ex-Praktikant Elton. Der scheitert leider kolossal bei dem Versuch, selbst mal den Raab zu geben. Dass "Elton zockt LIVE" floppt, liegt aber nicht nur am überforderten Moderator.

Eine TV-Kritik von Matthias Kohlmaier

Im Profitennis gibt es eine Regel, die die Schiedsrichter seit Beginn des Jahres rigoros überwachen sollen: Die Pausen zwischen den Ballwechseln dürfen nicht länger als 25 Sekunden dauern. Das soll das Spiel flotter und die Matches kürzer machen - alles im Sinne der (TV-)Zuschauer. Schade nur, dass bei Pro Sieben noch kein kluger Kopf auf die Idee gekommen ist, den eigenen Samstagabendshows ein ähnliches Konzept zu verordnen.

Fünf Stunden und 13 Minuten dauerte die neue Show "Elton zockt LIVE" des Münchner Senders. Von 20.15 Uhr bis 1.28 Uhr. Ein derart ausgeprägtes Sitzfleisch von den Zuschauern zu erwarten, ist schlichtweg eine Frechheit.

Dabei ist das Konzept von Eltons "fetter Samstagabendshow", wie er selbst sagt, richtig interessant.

Bei "Elton zockt" können Kandidaten nämlich nicht nur 100.000 Euro gewinnen, wenn sie Elton in kleinen, zumeist recht primitiven, Spielchen wie Dosenwerfen besiegen. (So weit, so "Schlag den Raab"), sie haben auch eine Menge zu verlieren. Denn wer in dieser Sendung an die Kohle von Pro Sieben will, muss eigene Wertsachen einsetzen. Die bei Verlust definitiv futsch sind und noch vor Ort zerstört werden.

Das klingt nun durchaus spannend und war es auch - als fünfminütiger Einspieler bei Stefan Raabs "TV Total". Dort läuft "Elton zockt" schon jahrelang als Show in der Show. Für die Dauer eines Samstagabends (plus einem Teil der Samstagnacht) trägt das Konzept aber leider ganz und gar nicht. Was - und das ist richtig schade - auch an Neu-Showmaster Elton liegt.

In den Kleidern seines Ziehvaters

Der war bis dato immer der nette knuddelige Typ aus dem Stefan-Raab-Universum, ein Gegenpol zur nicht selten durchscheinenden erfolgsgeilen Macho-Attitüde von Raab. Hie und da gut für einen hübschen Gag oder als Moderator von "Blamieren oder Kassieren". Wenn nun aber der nette Elton plötzlich in das Gewand seines Ziehvaters Raab schlüpfen soll, dann passt ihm das schlecht bis gar nicht. Was noch schlimmer ist: Es fällt auch wahnsinnig schwer, ihm zu glauben, dass er es gerne tut.

Denn bei der Pseudo-"Schlag-den-Raab-Sendung" soll Alexander Duszat, so Eltons bürgerlicher Name, auf einmal fies sein. Und ehrgeizig. Und erfolgsgeil. Wenn er dann aber beim Büchsenwerfen einem Kandidaten unterliegt, nimmt man ihm den sauertöpfischen schlechten Verlierer einfach nicht ab. Noch unangenehmer wird es, wenn ein Teilnehmer seinen Einsatz verspielt hat - und die Einsätze reichen vom Ehering bis zum Auto. Der verlorene Gegenstand wird dann nämlich vor laufenden Kameras zerstört. Und Elton steht feixend neben dem todtraurigen Kandidaten. Pfui.

Elton wirkt bei der Moderation seiner Show alles andere als souverän, vergisst zwischendurch, wer eigentlich gerade gegen wen antritt und wie viel der Teilnehmer eben gewonnen hat. Doch der überforderte Elton ist nicht der einzige Grund, warum der erste Versuch von "Elton zockt LIVE" so grandios floppt: Das gesamte Konzept krankt an allen Ecken und nicht vorhandenen Enden.

Erst müssen acht Kandidaten in mehreren Runden gegeneinander antreten, wobei sich ihre Einsätze von Mal zu Mal erhöhen. Wer verliert, verliert auch seinen Einsatz. Das könnte beispielhaft bedeuten: Der geliebte Rasentraktor eines Kandidaten wird vom "Vollstrecker" (ja, wirklich) mit einer Axt zerkloppt sowie der Ehering mit einer Zange malträtiert. Verlierer werden aber nicht einfach hochkant aus dem Studio geworfen, sondern bleiben als potenzielle Nachrücker sitzen. Denn wenn einem der Sieger der Einsatz für die Folgerunde zu hoch ist, sind plötzlich die zuvor Ausgeschiedenen wieder an der Reihe. So gewinnt am Ende ein Herr die 100.000 Euro, der in den vorangegangenen fünf Stunden bereits zweimal draußen war.

Das verwirrt Sie? Machen Sie sich keine Sorgen, den Kandidaten, dem Live-Publikum und dem TV-Kritiker geht es ebenso. Nicht zuletzt kommt im Studio schließlich keine Stimmung auf, weil niemand so genau weiß, worum und mit welchem Ziel ein Kandidat gerade spielt - dass Elton die Spiele meist recht unzureichend erklärt, tut ein Übriges zur allgemeinen Verwirrung.

Nachhaltigkeit? Fehlanzeige!

An dieser Stelle ein kleiner Einschub, quasi der Nachhaltigkeit wegen. Dass den Kandidaten ihre verspielten Einsätze tatsächlich weggenommen werden, macht die Show definitiv interessant. Dass es ein ganz toller Effekt ist, wenn der "Vollstrecker" dann zur Zerstörung mit Flammenwerfer oder Presslufthammer anrückt, ist aus Trash-TV-Sicht verständlich. Es stellt sich nur die Frage: Wenn eine Dame schon 60 Paar Schuhe verzockt hat, warum muss man die dann kaputtmachen? Also die Schuhe, versteht sich. Pro Sieben, wie wäre es beim nächsten Mal mit einer Spende an eine gemeinnützige Einrichtung eurer Wahl? Richtig, klug wäre das.

Aber apropos nächstes Mal: Wenn man Elton glauben darf, ist für Ende des Jahres eine weitere Ausgabe der Show geplant. "Wenn Sie mal Kandidat werden wollen, bewerben Sie sich!", ruft Elton dem TV-Zuschauer vor einer der zahllosen Werbepausen zu. Nach der mauen Umsetzung der ersten Ausgabe hätte der erste Teil des Satzes wohl eher lauten müssen: "Wenn Sie tatsächlich glauben, dass diese Sendung nochmal ausgestrahlt wird, ... "

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