"Eine Reihe betrüblicher Ereignisse" auf Netflix:Böse Onkels

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Neil Patrick Harris (r.) als gruseliger Graf Olaf mit Louis Hynes.

(Foto: Joe Lederer/Netflix)

Neil Patrick Harris spielt in der Netflix-Adaption des Kinderbuchklassikers "Eine Reihe betrüblicher Ereignisse" seit Langem wieder eine Serienhauptrolle - als wandlungsfähiger Grusel-Onkel.

Von Karoline Meta Beisel

Auf der Suche nach neuen Stoffen bedienen sich Fernsehproduzenten dieser Tage gern bei Buchbestsellern oder erfolgreichen Kinofilmen: Hat schon einmal funktioniert, könnte also noch mal funktionieren. Nach diesem Maßstab ist die neue Serie Eine Reihe betrüblicher Ereignisse ein interessantes Experiment: Erst gab es die gleichnamige 13-teilige Jugendbuchreihe um drei reiche Waisenkinder und ihren raffgierigen Onkel, die vor allem in den USA extrem beliebt war: 65 Millionen Exemplare wurden insgesamt verkauft.

2004 folgte die Filmversion mit Komiker Jim Carrey in der Hauptrolle - ein Flop. Jetzt startet der Streamingdienst Netflix also einen neuen Adaptionsversuch und hat sich dafür das Placet von oberster Stelle geholt: Die Drehbücher wurden von Daniel Handler betreut, der unter dem Pseudonym "Lemony Snicket" auch schon der Verfasser der Romanreihe war.

Das Setting erinnert an Marzipanfiguren auf einer Torte

"Die wollten einfach zu viele Bücher in einem Film erzählen", sagt der Hauptdarsteller der jüngsten Adaption, Neil Patrick Harris, beim Gespräch in Berlin über den Film von damals und erklärt damit gleich, warum diesmal alles besser werden soll: Der Kinofilm habe gleich drei Bücher in gut 100 Minuten behandelt - in der Serie würde in derselben Zeit, in zwei Folgen also, nur ein einziges Buch nacherzählt. Was für Neil Patrick Harris vor allem hieß: Mehr Zeit, einen richtigen Fiesling zu spielen und eine falsche Nase zu tragen.

Seine Figur Graf Olaf ist ein schlechter Hobbyschauspieler, der in einem heruntergekommenen Schloss lebt. Als ein mysteriöses Feuer entfernte Verwandte von ihm dahinrafft, nimmt er deren drei Kinder bei sich auf, um sich das ererbte Vermögen unter den Nagel zu reißen: die MacGyver-artige Erfinderin Violet, ihren belesenen Bruder Klaus (Louis Hynes) und das Baby Sunny, das zwar zu klein ist, um zu sprechen, aber hervorragende Schneidezähne hat. Dazu schlüpft Olaf in jedem Buch in eine andere Verkleidung.

Einmal spielt er den kahlköpfigen Assistenten eines Reptilienforschers, einmal einen Seemann mit Holzbein, der eine Tante der Kinder verführen will, einmal sogar eine kurvige Krankenschwester: "Ich habe beim Dreh ständig versucht, mit der Crew zu flirten, aber die sind immer vor mir weggelaufen", sagt Harris. In der Serie kommen ihm die Kinder jedes Mal schnell auf die Schliche. Für Harris waren diese ständigen Verwandlungen einer der Hauptgründe, dass er nach seiner Zeit als Aufreißer Barney Stinson im Sitcom-Hit How I Met Your Mother überhaupt noch einmal in einer Serie mitspielen wollte; "Ich hatte Lust auf all diese bizarren Prothesen", sagt er.

Der zweite Grund: das aufwendige Setdesign der Serie, das an Filme von Wes Anderson oder des früheren Monthy-Python-Mitglieds Terry Gilliam erinnert: Sehr dramatisch, sehr fantastisch, wie bunte Marzipanfiguren auf einer zuckersüßen Torte, oder, wie Neil Patrick Harris sagt, "wie ein Disney-Vergnügungspark". Nur eben einer, in dem immer irgendwo der böse Onkel lauert.

Eine Reihe betrüblicher Ereignisse, acht Folgen, abrufbar bei Netflix.

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